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Vaterunser

Papst will Jesu Gebet umschreiben

Kuzma/istockphoto.com

Das Vaterunser soll Jesus selbst gebetet haben. Der Papst will in dem Gebet jetzt eine Passage anders übersetzen. Und zwar die umstrittene Textstelle: „Und führe uns nicht in Versuchung“. Sie solle besser heißen: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“ Dazu hat sich jetzt Volker Jung, der Kirchenpräsident der EKHN, geäußert.

„Das Vaterunser ist ein vielen Menschen sehr vertrauter Gebetstext. Die deutsche Übersetzung gibt den griechischen Text angemessen wieder“, so Kirchenpräsident Jung. Der Text sei auch schon in der Zeit vor Luther im Gebrauch gewesen. „In der Wissenschaft wurde natürlich auch gefragt, ob der griechische Text das Aramäische, das Jesus selbst sprach, nicht richtig wiedergibt. Dafür gibt es aber keinen Anhaltspunkt: Der griechische Text war schon sehr früh in den christlichen Gemeinden in der bekannten Version im Gebrauch.

Warum lässt Gott es zu, dass wir Schlechtes tun?

„Alles in unserer Bibel auf Deutsch ist übersetzt. Wenn ich übersetze, dann interpretiere ich, was usprünglich gemeint sein könnte. Es gibt keine eins zu eins Übersetzung“, sagt Martin Vorländer, theologischer Redakteur der Multimediaredaktion. Bei der Passage „Und führe uns nicht in Versuchung“ sei die grundlegende Frage, warum Gott es zulässt, dass wir Schlechtes tun.

„Gott versucht nicht, aber er erspart Menschen Versuchungen und Leid auch nicht.

Ähnlich sieht es Jung: „Der Umgang mit dem Vaterunser ist keine Frage der Übersetzung, sondern der Deutung und des Verständnisses des Textes.“  So werde die Vaterunser-Bitte immer wieder im Zusammenhang der Versuchungen verstanden, die Jesus selbst erfahren habe, also die Versuchung vom Teufel in der Wüste, aber auch die Erfahrung seines Leidensweges. Dabei werde deutlich: „Gott versucht nicht, aber er erspart Menschen Versuchungen und Leid auch nicht.

Deshalb bedeute die Bitte aus Jungs Sicht: „Gott beschütze und bewahre uns vor Situationen, die uns und unseren Glauben erschüttern.“ Eine Änderung hält Jung nicht für erforderlich: „Ich freue mich aber, wenn der Vorschlag des Papstes dazu führt, dass über das Vaterunser neu nachgedacht wird.“

Glaube nicht in Formeln pressen

Den Impuls, über das Gebet neu nachzudenken befürwortet auch Vorländer: „Ich finde es gut, dass der Papst hier Fragen an die traditionellen Worte stellt. Genau das macht die Verbundenheit zwischen katholischem und evangelischem Glauben aus, nämlich den Geist einzusetzen.“ Schließlich sei der Glaube nicht etwas, was in starre Formen gepresst wäre. „Wir müssen uns immer wieder neu mit den Texten der Bibel kritisch auseinandersetzen.“

Das Gebet zielt auf Erlösung

Im konkreten Fall müsse man aber die umstrittene Passage im Kontext des gesamten Gebetes sehen. Schließlich heiße es im Vaterunser weiter: „Und erlöse uns von dem Bösen“, so Vorländer.  Insofern ziele das Gebet  darauf, dass Gott uns erlöst. Entscheidend sei, dass Gott uns auch im Schlechten nicht allein lasse.

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