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Ökumenetreffen im Reformationsjahr

Jung: Verschiedene Positionen sind Stärke des Protestantismus

EKHN/RahnKirchenpräsident Volker Jung (Mitte) im Gespräch mit internationalen Gästen auf der Ökumene-Konsultation 2017 in ArnoldshainKirchenpräsident Volker Jung (Mitte) im Gespräch mit internationalen Gästen auf der Ökumene-Konsultation 2017 in Arnoldshain

Es ist die bedeutendste Ökumene-Tagung seit fast einem Jahrzehnt in Hessen-Nassau: Mehr als 40 zum Teil hochrangige internationale Kirchenvertreter debattieren im Jubiläumsjahr der Reformation über die weltweite Zusammenarbeit. Herausforderungen gibt es genug: Nationalismus und Terror. Kirchenpräsident Jung wirbt deshalb für die stärkere Akzeptanz von Unterschieden. Ab Sonntag pilgern die Gäste dann zu Lutherstätten und übernachten sogar da, wo der Reformator einst als Mönch sein Haupt bettete.

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Kirchenpräsident und Bischöfe Internationale Gäste im Dialog Propst Matthias Schmidt im Gespräch mit einem internationalen Gast Workshop während des Ökumene-Treffens
Volker RahnÖkumene-TreffenAnlässlich der 500-Jahr-Feiern zur Reformation trafen mehr als 40 zum Teil hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus der internationalen Ökumene in der hessen-nassauischen Kirche ein; die Gäste kommen aus Indien, Indonesien, Ghana, Südafrika, Tansania, Polen, Tschechien, Italien und den USA

Darmstadt / Arnoldshain, 18. August 2017. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat im 500. Jahr der Reformation dazu aufgerufen, die Unterschiede zwischen den protestantischen Kirchen mehr zu akzeptieren. Es sei eine Stärke des evangelischen Glaubens, verschiedene Positionen zu vertreten und nebeneinander stehen zu lassen, sagte er am Freitag (18. August) in Arnoldshain (Hochtaunuskreis) vor mehr als 40 zum Teil hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus der internationalen Ökumene. Jung: „Wir haben als evangelische Kirche - mit vielen Schmerzen - gelernt, dass wir mit Unterschieden leben können.“ Es sei wichtig, sensibel für Differenzen zu bleiben und zugleich den Respekt für andere Ansichten zu bewahren, so der Kirchenpräsident weiter.

Glauben als Augenöffner in globalisierter Welt

Die Konzentration auf den Glauben an Christus kann nach Ansicht Jungs dazu beitragen, den Wert unterschiedlicher konfessioneller Traditionen zu erkennen. Zugleich könnten die evangelischen Kirchen in ihrer Vielfalt gemeinsam ihren Glauben in der Welt bezeugen und für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit eintreten. Zudem sollten sie „Augenöffner“ füreinander sein, um aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Situationen heraus ein besseres Gespür für die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens zu entwickeln. Dazu gehöre aus deutscher Sicht etwa, die Erfahrung weiterzugeben, dass die Idee „unsere Nation zuerst“ verhängnisvoll sein kann.

Konkrete Hilfe und keine Konzeptpapiere gefragt

Der nordindische evangelische Bischof Pradeep Kumar Samantaroy (Amritsar) betonte bei dem Treffen anlässlich des Reformationsjubiläums die spirituelle Dimension internationaler Kirchenpartnerschaften. Für Christinnen und Christen in Minderheitssituationen sei es eine große Hilfe, sich einer weltweiten Beziehung verbunden zu fühlen. Dies unterstütze dabei, den Glauben vor Ort auch öffentlich leben zu können. Der Kirchenpräsident der protestantischen Herrnhuter Brüdergemeine in Südafrika, Godfrey Cunningham (Kapstadt) bezeichnete die „konkrete wechselseitige Hilfe und nicht „Konzepte auf Papier“ als vordringliches Ziel weltweiter ökumenischer Partnerschaften. Gerade für die Kirchen in vielfach durch korrupte politische Systeme geprägten afrikanischen Staaten sei dies wichtig.

Herausforderung zwischen Neonazis und Hasstiraden

Nach Ansicht des leitenden Theologen der US-amerikanischen United Church of Christ (UCC) für den Bereich des Staates New York, David Gaewski, sei es zentral, in einer zerbrechlichen Welt mit Hilfe Gottes die Balance zu halten. Als Beispiel nannte er die aktuelle Situation in den USA. Aufstrebende neonazistische Bewegungen, Hasstiraden und ein Präsident, der sich davon nicht in deutlicher Form distanziere , seien eine neue gesellschaftliche Situation und eine große Herausforderung für die Kirche. Gerade in dieser Situation seien internationale ökumenische Beziehungen zum Austausch und zur Stärkung wichtig.

Wichtigste Ökumene-Tagung seit 2009 in Hessen-Nassau

Noch bis Sonntag debattieren die Vertreterinnen und Vertreter aus der internationalen Ökumene im Arnoldshainer Martin Niemöller-Haus über die Herausforderungen der Kirchenparterschaften. Die Konsultation unter der Leitung des Frankfurter Zentrums Oekumene trägt das Martin Luther zugeschriebenen Motto „Here I stand, I cannot do otherwise“ (Hier stehe ich und kann nicht anders). Das Treffen gilt als die größte internationale ökumenische Zusammenkunft in der hessen-nassauischen Kirche seit 2009. Daran nehmen unter anderem die protestantischen Bischöfe Benson Bagonza und Abednego Keshomshahara aus Tansania sowie Pradeep Kumar Samantaroy, Daniel Kayyalakkakathu und Govada Dyvasirvadam aus Indien gemeinsam mit Gästen aus Indonesien, Ghana, Südafrika, Polen, Tschechien, Italien und den USA teil.

Gäste aus aller Welt pilgern ab 20. August zu Lutherstätten

Nach einem Festgottesdienst in der Bad Homburger Erlöserkirche am kommenden Sonntag um 10 Uhr begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung gemeinsam auf die Spuren des Reformators. So brechen sie am Nachmittag des 20. August zu einer Studienreise auf und übernachten dabei unter anderem im Augustinerkloster in Erfurt, in dem Martin Luther einst Mönch war. Daneben besuchen sie kommende Woche die Wartburg, auf der der Reformator die Bibel übersetzte. Die Reise endet dann in Wittenberg, wo die Teilnehmenden am Mittwoch und Donnerstag unter anderem Gäste in der dort zur Weltausstellung der Reformation aufgebauten „LichtKirche“ aus Hessen-Nassau sind.

 

 

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