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Oppenröder feiern ersten Gottesdienst nach Renovierung

Zurück im Gemeinde-Wohnzimmer

StenderPfarrerin Schneider, Dekan Daum und Architektin MuskauDas Flatterband am Balken war nur vorübergehend angebracht

Die evangelischen Christen in Oppenrod nennen ihre kleine Kirche gern ihr Wohnzimmer. Jetzt haben sie es wieder. Nach einem halben Jahr Bauzeit konnten sie am zweiten Adventssonntag in den frisch renovierten Kirchenraum einziehen. Mit dem Kirchenvorstand zogen Altarkreuz, Bibel, Kerzen und Antependien in den vom warmen Licht der neuen Leuchten erhellten, strahlend weiß gestrichenen Kirchenraum ein.

Pfarrerin Anne Schneider begrüßte neben Architektin und Handwerkern auch Vertreter der Kommune, der Ökumene und der Ortsvereine in der gut besuchten Kirche. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass durch die gute Zusammenarbeit aller Gewerke und die großzügige Unterstützung durch zahlreiche Spenden die Bauarbeiten pünktlich und im Kostenrahmen abgeschlossen werden konnten. Nach dem Gottesdienst, der von der Familie Diehl an Blasinstrumenten und Orgel musikalisch begleitet wurde, erläuterten die Architektin Stefanie Muskau und ihre Mitarbeiterin Silke Rothmann die Besonderheiten der Innengestaltung. Frau Muskau erinnerte daran, dass der Kirchenvorstand vor nunmehr zehn Jahren den ersten Versuch gemacht habe, die dunkel verfärbten Wände neu zu streichen. Damals war die Maßnahme nicht genehmigt worden. Zunächst mussten das schadhafte Dach und der undichte Kirchturm sowie die Heizung erneuert werden. Die neue Heizungsanlage war gleichzeitig die Voraussetzung für die Innenrenovierung, denn die alte Elektroheizung war eine der Ursachen für den tiefen Grauschleier an Decke und Wänden gewesen. In Zusammenarbeit mit Thomas Lang vom Baureferat der evangelischen Regionalverwaltung wurden die notwendigen Arbeiten definiert und ein neues, sehr flexibles Beleuchtungskonzept erarbeitet. Auf Initiative des Baureferats wurde der Bau auch vom hessischen Denkmalschutz finanziell unterstützt.

Am längsten arbeitete Restauratorin Silke Schaper in den vergangenen Monaten in der Kirche. Sie arbeitete sich mit Fachwissen und Spezialausrüstung Zentimeter für Zentimeter an der Decke vor. Dass sie dabei mehr als einmal wieder von vorn beginnen musste, weil ihr das Ergebnis noch nicht gut genug war, verriet sie der Festgemeinde augenzwinkernd. Für Restauratoren sei es kein Kompliment, wenn sie zu hören bekämen, etwas sähe „aus wie neu“. Ihr sei es lieber, die Ergebnisse ihrer Arbeit sähen aus „wie alt“. Und tatsächlich kommen die Bemalungen in den Ecken und das Medaillon in der Mitte der Decke den Originalen vermutlich so nah wie möglich. Es haben sich sogar noch ein paar kleine neue Ranken gefunden. Zu guter Letzt wurden auch die Bänke und die Balustrade an der Orgelempore farblich an die alte Empore angepasst.

Zum Anlass passend hatte der Kirchberger Dekan Hans-Theo Daum das Adventslied „Macht hoch die Tür“ als Thema für seine Predigt ausgewählt. Darin drückte er nicht nur seine Freude darüber aus, dass sich an diesem Tag die Kirchentüren für die Oppenröder Kirchengemeinde wieder geöffnet hatten. Er appellierte auch an die Gottesdienstgemeinde, offen zu sein für die Verheißung des Advents, die in dem Lied zum Ausdruck komme. Daum verwies aber auch auf die zahlreichen verschlossenen Türen in der Welt – in Krisen- und Kriegsgebieten sowie in der aktuellen Politik.

Zu den Gästen gehörte auch der ehemalige Oppenröder Pfarrer, Propst in Ruhe Michael Karg. Er hatte die vorige Renovierung Ende der 1970er Jahre als Gemeindepfarrer begleitet und gab in einem Grußwort seiner Freude über die gelungene Baumaßnahme Ausdruck. Dem schloss sich Ortsvorsteherin Renate Renger an.

Wie tief die Risse in Decke und Wänden waren und wie dunkel es in der Kirche noch im Mai war, konnten die Gäste der Oppenröder Kirchengemeinde beim Kaffeetrinken im Gemeindesaal anhand einer Präsentation von Vorher-Nachher-Bildern erleben. Auch das Geschenk von Architektin Muskau, ein Baubuch mit zahlreichen Fotos, hält den alten Zustand für die Nachwelt fest. Die Kollekte des Gottesdienstes und das Geldgeschenk der Ortsvereine, das Roland Kauer vom Bürgerverein überreichte, wird übrigens für neue Bankkissen verwendet.

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