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Christenverfolgung

Zwischen Terror und Hoffnung: Christen in Ägypten

Bildquelle: © istockphoto, HarvepinoÄgyptenWir wird sich das Verhältnis von Christen und Muslimen in Zukunft entwickeln?

In den vergangenen Jahren hatte es mehrere terroristische Anschläge auf Christen in Ägypten gegeben. Erste Kirchen werden wieder aufgebaut. Doch steht die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander auf sicherem Fundament? An die Situation verfolgter Christen erinnern evangelische Gottesdienste am 25. Februar.

Allein im letzten Jahr gab es drei Anschläge auf Christen in Ägypten, bei denen insgesamt 74 Menschen ums Leben kamen. Noch im Jahr des „arabischen Frühlings“ 2011 begann eine Serie von Anschlagen auf Kirchen und christliche Einrichtungen. An die Situation der Christinnen und Christen in Ägypten erinnern nun viele evangelische Kirchen in ihren Gottesdiensten am zweiten Sonntag der Passionszeit.

Gespräch mit dem ägyptischen Staatsoberhaupt

Aus diesem Anlass ermutigte Kirchenpräsident Dr. Volker Jung „für eine differenzierte Wahrnehmung religiös motivierter Gewalt“. Nicht überall, wo Christinnen und Christen bedroht werden, gebe es eine systematische „Verfolgung“.
Tatsächlich hatte es im November 2017 ein Gespräch mit Vertretern evangelischer Kirchen und dem ägyptischen Staatsoberhaupt Abd al-Fattah as-Sisi gegeben. Dabei hatten die Repräsentanten der evangelischen Kirchen in Ägypten betont, dass sich in der Amtszeit des Präsidenten die Situation der christlichen Kirchen spürbar verbessert habe. Oberkirchenrat und EKHN-Pfarrer Detlev Knoche, der auch an dem Treffen teilgenommen hatte, berichtete: „Sie zeigten sich dankbar für die erfahrene Unterstützung von Seiten des Staates beim Wiederaufbau der durch islamistischen Terror zerstörten Kirchen und kirchlichen Gebäude.“ Im Februar dieses Jahres wurde nun eine neue Kirche im Gedenken an 21 christliche Terroropfer eingeweiht. Präsident al-Sisi hatte zudem an der Weihnachtsmesse der Christen teilgenommen.

Spirale von Angriff und Vergeltung

In der aktuellen EKD-Publikation über die verfolgten Christen erklärt Julia Gerlach: „Die Christen stehen offiziell unter dem besonderen Schutz der Regierung al-Sisis. Genau das macht aber ihre Lage kompliziert.“ Denn die Regierung führe einen erbitterten Kampf gegen militante Islamisten im eigenen Land und in der Region. Julia Gerlach skizziert die Reaktion der islamistischen Terroristen: „Diese nehmen Vergeltung, indem sie die Christen ins Visier nehmen und die Regierung nimmt die Anschläge auf Christen wiederum zum Anlass für eine Intensivierung ihres Kampfes gegen die militanten Gruppen.“ In jüngster Zeit hatten laut Presseberichten ägyptische Sicherheitskräfte im Februar eine Anti-Terror-Operation begonnen, die auch auf den ägyptischen Ableger der Terrormiliz des so genannten „Islamischen Staates“ zielte. Diese Gruppe soll sich mehrfach zu Angriffen auf christliche Minderheiten bekannt haben. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird die ägyptische Koptin und Apothekenbesitzerin, Marina G, in der EKD-Publikation zitiert: „Wie viele Geschäftsbesitzerinnen habe ich ständig Angst: dass mein Laden zerstört wird oder ich erpresst werde von Leuten, die ihre Verbrechen mit dem Islam begründen.“

Christenverfolgung und Menschenrechte

Kirchenpräsident Jung wies zudem auf Untersuchungen hin, die zeigen: Wo Christinnen und Christen unter Repressalien litten, würden in der Regel auch die Menschenrechte anderer gesellschaftlicher Gruppen grob missachtet. „Wenn wir als christliche Kirche um Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bitten, dann müssen wir Menschen anderer Religionen und die Welt insgesamt einschließen“, sagte Jung.

Zunehmende Krisen gefährden die freie Religionsausübung

„Die freie Religionsausübung gehört zu den grundlegenden Menschrechten, die durch zunehmende Krisen und Konflikte in der Welt immer öfter in Gefahr gerät“, sagte Jung weiter. Dazu müsse auch die Möglichkeit gehören, „seine Religion aus freien Stücken zu wechseln“. Unter anderem durch Fluchtbewegungen gehörten nach Schätzungen bis zu 900 Millionen Menschen weltweit religiösen Minderheiten an. Es sei deshalb sehr wichtig, verstärkt für das Recht der freien Religionsausübung  überall in der Welt einzutreten, so der Kirchenpräsident.

Austausch mit jungen, christlichen Ägyterinnen und Ägyptern

Wie evangelische Christen in Ägypten ihre Religion ausüben, können Protestanten im Dekanat Dreieich in diesem Sommer erfahren: Dann werden im Rahmen eines Jugendaustausches wieder junge Christen aus Ägypten zu Gast sein. Wer an diesem Sonntag an die Situation der Christinnen und Christen denken möchte, kann seine Gedanken in einem Gebet ausdrücken.

Gott des Lichts,
Wir beten für Ägypten, für das Land,
in dem dein Sohn einen Zufluchtsort gefunden hat:
Erstrahle mit deinem Licht, wo die Dunkelheit der
Angst herrscht!
Strahle mit deiner Liebe, wo die Dunkelheit des
Hasses steht.
Wir rufen Dich an für diejenigen,
die unter Ungerechtigkeit und Gewalt leiden.
Öffne deine Hand des Segens für sie, atme Hoffnung in ihre Herzen für eine bessere Zukunft.

Amen

(Auszug aus einem Gebet von David Gabra)

Hintergrund

EKHN-Kirchenpräsident Dr. Volker Jung bittet darum, in den Gottesdiensten am bevorstehenden Sonntag (25. Februar) an bedrängte und verfolgte Christinnen und Christen zu denken und für sie zu beten. Jung greift damit eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf. Diese regt an, am jeweils zweiten Sonntag der Passionszeit (Reminiszere), in besonderer Weise die Situation bedrängter und verfolgter Christinnen und Christen in den Blick zu nehmen. Der Schwerpunkt in diesem Jahr sei die Lage in Ägypten. Ausführliche Materialien stehen zur Verfügung.
Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen (PDF)


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