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Ausstellung im Landratsamt

Kindheit im Krieg

bbiew

Das Evangelische Dekanat Bergstraße hat im Heppenheimer Landratsamt die Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen. Erinnerungen an den 2. Weltkrieg“ eröffnet. Unter den anwesenden Gästen waren auch drei Zeitzeugen, die in der 16teiligen Porträtreihe über ihre Kriegserfahrungen berichten.

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Bei den Menschen, die noch persönliche Erinnerungen an den 2. Weltkrieg haben, handelt es sich vorwiegend um so genannte Kriegskinder der Jahrgänge 1925 bis 1940 und in drei Fällen um junge Erwachsene, die als Soldaten in den Krieg ziehen mussten. Dekan Arno Kreh sagte bei der Eröffnung, dass es deshalb wichtig sei, Geschichte zu verstehen, um den Herausforderungen heute begegnen zu können. Zugleich erinnerte er daran, dass mehr als die Hälfte der über 60 Millionen Kriegstoten Zivilisten gewesen sei, die nicht unmittelbar am Krieg beteiligt waren.

Was Versöhnung bedeutet

Der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt betonte, dass die Vergangenheit in die Zukunft hineinwirke. Was Vergeben und Versöhnen persönlich heißen kann, machte er beispielhaft an dem Porträt von Christa Reichelt aus Auerbach deutlich. Sie war bei Kriegsende zehn Jahre alt und wurde mit ihrer Familien aus Schlesien vertrieben. Sie habe deshalb über Jahrzehnte einen „richtigen Groll“ gegenüber den Polen“ gehabt. „Doch im Alter habe ich mir gesagt, so will ich nicht aus dem Leben gehen. Ich habe jetzt eine polnische Freundin und ich habe polnisch gelernt.“

Ein Friedensmahnmal 60 Jahre danach

Mit Brigitte Sattler aus Bensheim-Gronau, Wolfgang Lehmann aus Rimbach und Hubert Hochbruck aus Lorsch waren drei Zeitzeugen persönlich anwesend. Die in Ostpreußen geborene Brigitte Sattler berichtete, dass ihr viele Bilder glasklar vor Augen stehen, obwohl sie bei ihrer Flucht auf einem Güterzug aus Ostpreußen erst fünf Jahre alt war. „Immer wenn der Zug irgendwo anhielt, sah ich, wie Tote – meist Kinder oder Alte - aus den Waggons geschafft wurden.“ Wolfgang Lehmann wurde in Großräschen in der Niederlausitz im Alter von 16 Jahren bei dem Abschuss und der anschließenden Explosion eines amerikanischen Jagdbombers schwer verletzt. Erst Jahrzehnte später hatte er erfahren, dass einer der amerikanischen Besatzungsmitglieder überlegt hatte. Zu ihm nahm er Kontakt auf. Beide vereinbarten in Großräschen ein Friedensmahnmal zu errichten. An der Einweihung 2005, genau 60 Jahre nach dem Ereignis, beteiligten sich Deutsche und Amerikaner, darunter der Bruder eines der getöteten amerikanischen Soldaten. Wolfgang Lehmann sagt: „Vergebung und Versöhnung – das ist das Entscheidende. Wenn das die Menschen in aller Welt beherzigen würden, gäbe es auch keine Kriege.“ Mit dieser Aussage stand er Pate für den Titel der Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen.“

Die Ausstellung ist bis zum 20. Dezember zu den Öffnungszeiten des Landratsamts (Graben 15, Heppenheim) zu sehen: Montag bis Mittwoch von 8 bis 17 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr sowie Freitag von 8 bis 12 Uhr.

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