Jugendmitglieder im Kirchenvorstand
Ehrenamt: Zwischen Kleinkram und Leidenschaft für die Zukunft
EKHN/RahnJugendmitglieder aus EKHN-Kirchenvorständen zu Besuch am Ehrenamtstag bei Stellvetretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf05.12.2019 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/RahnUlrike Scherf im Gespäch mit Jugendmitgliedern aus KirchenvorständenEs ist für sie manchmal schon ein Angang. Wenn etwa der Kirchenvorstand bis nahe Mitternacht tagt und am kommenden Morgen die Oberstufen-Klausur lauert. Trotzdem hält das rund 300 Jugendliche nicht davon ab, in den Kirchenvorständen der hessen-nassauischen Kirche mitzuarbeiten. Seit 2015 gibt es diese Möglichkeit. Und die Erfahrungen sind durchaus positiv, wie Jugendmitglieder jetzt berichteten. Aber auch mit manchen Schatten behaftet, den es noch aufzuhellen gilt.
"Ehrenamtstalk" mit Ulrike Scherf
Am internationalen Tag des Ehrenamts hatte Hessen-Nassaus Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf mit der Ehrenamtsakademie acht Jugendmitglieder aus dem gesamten Kirchengebiet zu einem „Ehrenamtstalk“ eingeladen. Dabei wird klar: Die Energie der Jugendlichen ist überwältigend. Wie sie trotz oftmals traditioneller Bündnisse in den Vorständen dennoch für ihre junge Sache eintreten, nötigt größten Respekt ab.
In Entscheidungen reingrätschen
Zum Beispiel müssen sie sich manchmal dem harten Zugriff des alteingesessenen Kirchenvorstands erwehren. Mitunter siehr er in ihnen nützliche Kräfte, ab sofort die komplette Kinder- und Jugendarbeit vor Ort zu übernehmen. Dafür sind die Jugenddelegierten im Vorstand aber nicht da. Sie sind dafür da, auch strategische Planungen der Gemeinde mitzutragen. Sie sind gefragt, auch einmal in harte Entscheidungen rund um Finanzen, Personen und Gebäude mit jugendlicher Dynamik von der Seite "reinzugrätschen". Nicht nur auf weiche Themen wie die Kinder- und Jugendarbeit festgelegt zu werden, gilt ihnen gegenwärtig denn auch als eine der größten Herausforderungen.
An Schrauben drehen
Und trotzdem gelingt es ihnen, an vielen Stellen an den Schrauben zu drehen. So bekommen vorher ausufernde Sitzungen, die auch mal dem fröhlichen Austausch von Neuigkeiten rund um die Nachbarschaft dienten, durch die frischen Vorsteherinnen und Vorsteher eine klarere und konzentriertere Struktur. Das gilt umso mehr, wenn sie das Protokoll führen. Die Drohung „das Protokoll geht um halb Elf“ kann in festgefahrenen Diskussionen manchmal Wunder wirken.
Mehr Zukunftsdiskussionen gefragt
Und was wünschen sich die Delegierten im Alter zwischen 14 und 26 von der Kirche? Auf alle Fälle mehr Zukunftsdiskussionen. Die nämlich blieben vielerorts trotz Magengrimmen über zurückgehende Mitgliederzahlen aus. Planungen über die eigenen Perspektiven der Gemeindearbeit gingen allzu oft im Kleinklein der Verwaltungsarbeit unter.
Riesenthema Digitalisierung
Und: Digitalisierung ist ein Riesenthema. Nicht nur die Herausforderung steht im Raum, wie sich Kirchenvorsteherinnen- und Vorsteher elektronisch besser vernetzen können. Auch die Frage, ob die Teilnahme an Sitzungen per Videokonferenz wegen des Auslandsjahres in Japan nicht auch als Anwesenheit zählen könne, gehöre dazu. Natürlich auch die Präsenz der Gemeinde im Internet. Damit ist nicht nur die inzwischen gute, alte Website gemeint, sondern auch Aktionen in den sozialen Medien wie etwa Facebook. Am Ende steht dann die Frage über den Köpfen: Kennt eigentlich jemand eine Gemeinde, die schon aktiv in Instagram ist? Wieder so eine Zukunftsfrage.