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Mit Musik, Segen und ganz viel Herz: Dekanatsaktion „einfach heiraten“ berührte am Pfingstmontag viele Menschen

35 Paare sagten Ja – Liebe im Kloster Arnsburg

Alle Fotos: Patricia Luft

Bei der Aktion „einfach heiraten“ im Kloster Arnsburg gaben sich am Pfingstmontag 35 Paare den Segen – ob frisch verliebt, seit Jahrzehnten verheiratet oder spontan entschlossen. Mit Musik, persönlicher Traurede und ganz viel Herz wurde der Tag für viele zu einem unvergesslichen Moment.

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Als Diana Schipper aus Rockenberg an Pfingstmontag aufstand, ahnte sie nicht im Geringsten, dass dieser Tag alles andere als ein gewöhnlicher Familienausflug werden würde. Ihr Mann Murad hatte ihr lediglich gesagt: „Zieh dir heute einfach etwas Schönes an, in dem du dich wohlfühlst – wir fahren ein bisschen raus.“

Sie wunderte sich noch, als er am Morgen in ihrem Geldbeutel nach ihrem Personalausweis und Führerschein schaute – aber dachte sich nichts weiter. Erst als sie mit den beiden Kindern gemeinsam auf dem Parkplatz vor dem Kloster Arnsburg ausstiegen, wurde es ernst: „Willst du mich hier heute nochmal heiraten?“ fragte Murad sie, mit einem Lächeln und glänzenden Augen. Sie war sprachlos. Tränen. Lachen. Und dann, ein zweites „Ja“ – mitten im Grünen, nachdem es aus verschiedenen Gründen seit 2016 immer wieder nicht geklappt hatte mit der kirchlichen Trauung.

Es war nur eine von vielen ganz persönlichen, berührenden Geschichten, die sich beim Aktionstag „einfach heiraten“ vom Evangelischen Dekanat Gießener Land im Kloster Arnsburg am Pfingstmontag abgespielt haben. 35 Paare haben sich an diesem Tag trauen oder segnen lassen – 20 mit Anmeldung, die anderen ganz spontan. Und jede Geschichte war einzigartig.

Corinna und Daniel Laux aus Grünberg zum Beispiel kamen alleine – ohne Familie, ohne Freunde – nur sie beide. „Es war sehr emotional, fröhlich, schön – wir wollten das ganz für uns. Einfach ein intimer Moment“, sagte Corinna, die am nächsten Tag mit Daniel in den Skandinavien-Urlaub aufbrach. Statt einer großen kirchlichen Feier entschieden sie sich ganz bewusst für diesen schlichten, aber bedeutsamen Moment – mit Gottes Segen und ohne viel Aufhebens –, um dann gemeinsam eine besondere Reise anzutreten und so ihren dritten Hochzeitstag zu feiern.

Andere Paare kamen gleich mit der ganzen Familie, oder mit tierischen Begleitern, wie zum Beispiel Hündin Bella, die mit schicker Schleife und wedelndem Schwanz zur Segnung erschien.

Oder Margit und Armin Keul aus Aßlar – sie feierten ihr 50-jähriges Ehejubiläum, mit selbstgebastelten „50“-Ansteckern am Revers. „Ganz toll hier, wunderbar organisiert, so liebevoll gemacht – und das Wetter passt auch. Es war ein rundum schöner Tag“, strahlte Margit.

Besonders gerührt war auch ein Ehepaar aus Langsdorf: Wilhelmine (75) und Gerhard (77). Sie hatten 1972 genau an diesem Ort – in der Paradieskapelle – geheiratet. Jetzt, 53 Jahre später, erfuhren sie durch Zufall von der Aktion und kamen spontan vorbei und ließen sich in der Paradieskapelle erneut segnen. „So schließt sich für uns heute hier der Kreis – unverhofft und wunderschön“, sagte Gerhard leise, während seine Frau Wilhelmine Tränen in den Augen hatte.

Trauungen und Segnungen fanden an drei ganz besonderen Orten auf dem weitläufigen Klostergelände statt: in der historischen Paradieskapelle und an zwei idyllischen Plätzen unter freiem Himmel – mit Privatsphäre, aber offen genug, um die Magie der Umgebung zu spüren.

Der Tag begann mit einem festlichen Pfingstgottesdienst, den Dekanin Barbara Lang hielt und der jedes Jahr an Pfingstmontag in der Paradieskapelle stattfindet, bevor sich das Gelände des Klosters nach und nach in eine zauberhafte Kulisse für Herzensbegegnungen, Erinnerungen und neue Versprechen verwandelte.

„Es war bewegend! Und zwar für alle Beteiligten – auch für das gesamte Dekanatsteam“, sagt Barbara Lang im Rückblick. „Es kamen Paare mit ganz verschiedenen Lebenssituationen und meinten: ‚Genau das haben wir uns gewünscht! Keine Riesen-Event-Hochzeit, sondern einfach nur: Segen für unsere Liebe!‘“

Ein engagiertes Team aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Haupt- und Ehrenamtlichen sorgte dafür, dass jede Trauung ganz individuell wurde. In Vorgesprächen vor Ort ging es um das Kennenlernen, besondere Momente, Stärken der Beziehung, Herausforderungen, die bereits zusammen gemeistert wurden – und genau das floss dann in jede persönliche Traurede mit ein. Auch den eigenen Trauspruch konnten sich die Paare aus einer Auswahl aussuchen – passend zu ihrer Geschichte.

Musikalisch wurde es ebenfalls ganz auf die Paare zugeschnitten: Sie konnten im Vorfeld Lieder aus zwei Playlists wählen – entweder klassisch-elegant mit Orgel und Geige oder modern-emotional mit Klavier und Gesang. Wer sich für die moderne Variante entschied, hörte etwa „All of me” von John Legend oder „Seite an Seite” von Christina Stürmer. In der klassischen Playlist erklangen Stücke wie das berührende „Air“ von Bach oder der festliche „Hochzeitsmarsch“ von Mendelssohn – je nachdem, was besser zur Stimmung und Geschichte passte.

 

„einfach heiraten“ ist eine Aktion der Evangelischen Kirchen in Hessen (EKHN und EKKW), an der sich in diesem Jahr erstmals auch das Evangelische Dekanat Gießener Land beteiligte. Ziel ist es, Paaren eine unkomplizierte, aber bedeutungsvolle Möglichkeit zu geben, sich kirchlich trauen oder segnen zu lassen – ob frisch verliebt, seit Jahrzehnten verbunden oder mit dem Wunsch, unter Gottes Segen einen Neuanfang zu wagen.

Ganz ohne großen Planungsaufwand, aber mit umso mehr Herz. Von 12 bis 18 Uhr war beides möglich – mit oder ohne Anmeldung. Die Aktion spricht besonders Paare an, die sich eine intime und entspannte Alternative zu klassischen Hochzeiten wünschen. Mitten im Grünen, mitten im Leben – und mitten im Herzen.

Genauso bunt wie die Paare selbst war auch das liebevoll gestaltete Rahmenprogramm: Live-Musik von Dekanatskantorin Beatrix Pauli (Orgel) und Svenja Dinges (Geige), sowie von Kirchenmusikerin Daniela Werner (Klavier) mit Sängerin Meike Weber verzauberte die Atmosphäre.

Blumendekoration und handgebundene Gestecke aus Schleierkraut, Rosen und Eukalyptus schmückten die Tische, einen Traubogen, Bänke und Segnungsstationen. Überall fanden sich liebevolle, verspielte Details – flackernde Kerzen, handbemalte Holzschilder, zarte Stoffbänder, elegante Heliumballons mit Konfetti. Alles war dezent, geschmackvoll – und mit so viel Herz gemacht, dass es die Gäste immer wieder staunend innehalten ließ.

Eine Vintage-Fotobox hielt unzählige Erinnerungen fest – die Bilder konnten direkt mitgenommen werden. Paare gestalteten an einer Station der Evangelischen Jugend Laubach ihre eigene Traukerze – mit Herzen, Namen, dem Datum – als leuchtendes Andenken an einen Tag voller Emotionen. An einer Wunschstation konnten Gäste ihre guten Wünsche für das gesegnete Paar auf Papierherzen schreiben und aufhängen: Worte wie „Zusammenhalt“, „Liebe“, „Geduld“, „Glück“ baumelten im Wind.

Auch ein Gästebuch in Form einer Herz-Leinwand lag für die Paare aus – und da so viele Paare gekommen waren, musste eine weitere Leinwand her. Eine Seifenblasenmaschine sorgte nicht nur bei Kindern für strahlende Augen. Die evangelische Jugend im Gießener Land versorgte die Gäste mit frischen, bunten alkoholfreien Cocktails wie Ipanema, Virgin Colada und Sunrise – samt eigens gestalteter „Liebe-“-Sticker. Kulinarisch verwöhnten die Profis von „Kloster Events“ mit Mini-Wraps, Couscous-Salat im Glas, Frikadellenspießen, belegten Pumpernickeln, Cupcakes, Blätterteig-Leckereien, Käsespießen und vielem mehr.

Überall saßen Menschen auf Holzbänken in der Sonne, hielten sich an den Händen, genossen ein Glas Aperol, führten leise Gespräche, lachten, weinten, hörten Musik, ließen sich segnen – ein Tag voller Leichtigkeit und Tiefe.

 

Getraut haben die Paare Dekanin Barbara Lang, Pfarrerin Jolanda Gräßel-Farnbauer, Pfarrer Jörg Niesner und Pfarrer Matthias Bubel. Und als besondere Überraschung schaute auch Pröpstin für Oberhessen, Dr. Anke Spory, vorbei und übernahm spontan eine Segnung. Viele Paare bedankten sich tief gerührt bei Barbara Lang, sagten Sätze wie: „Diese Minuten haben unser Herz berührt“, „Sie haben uns das schönste Geschenk gemacht“ oder schlicht: „Sie sind ein Segen“.

Zum Abschluss segnete Pröpstin Spory das gesamte Team des Dekanats für seinen einfühlsamen, segensreichen Einsatz – bewegend und würdevoll.

Es war ein wundervoller, herrlicher Tag. Entspannt, intim, rührend. Es flossen Freudentränchen, es wurde gelacht, geweint, geküsst, sich umarmt, erinnert – und mit Hoffnung in die Zukunft geblickt.

Die Menschen waren begeistert, lobten das Ambiente, die liebevolle Organisation, die warme Stimmung – alle gingen gesegnet und glücklich nach Hause. Viele fragten noch vor Ort: „Wird es das wieder geben?“ – und die Antwort ist klar: „einfach heiraten“ wird es wieder geben.               

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