Gesellschaft
70 Jahre „Das Wort zum Sonntag“
© ARD/BR/Markus_KonvalinDr. Stefanie Schardien sprach am 20. April 2019 ihr erstes „Wort zum Sonntag“. Die Theologin ist seit März 2024 Theologische Geschäftsführerin des Gemeinschaftswerkes Evangelischer Publizistik (GEP).15.11.2024 pwb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
veröffentlicht 15.11.2024
von Peter Bernecker
Bei einer Festveranstaltung in der St. Markus Kirche in München wurde am 14. November 2024 mit 120 geladenen Gästen aus Kirche, Gesellschaft und Medien das 70-jährige Bestehen des „Wort zum Sonntag“ geehrt. Nach der ersten Sendung am 8. Mai 1954 folgten bis jetzt mehr als 3.650 weitere. Aktuell erreicht „Das Wort zum Sonntag“ im Ersten (ARD) im Durchschnitt 1,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer pro Sendung.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Bedeutung von „Das Wort zum Sonntag“ in einer Ansprache anlässlich des 70-jährigen Jubiläums. Er bezeichnete die Sendung als „eine Erfolgsgeschichte“, die durch ihre Ruhe und warmherzige Sprache ethische und gesellschaftliche Fragen aufgreift. Gerade in Zeiten zunehmender sprachlicher Verrohung sei das Format ein wichtiger Anker, der Respekt und Besinnung in den Diskurs bringt. Steinmeier hob hervor, dass die Sendung für viele Menschen ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens sei, der sie nachdenklich, getröstet und ermutigt zurücklasse.
Ein "fester Anker"
Bischöfin Kirsten Fehrs von der Evangelischen Kirche in Deutschland betonte, dass „Das Wort zum Sonntag“ in Zeiten wachsender Unsicherheit einen festen Anker der Hoffnung darstelle. Die verlässliche Ausstrahlung samstags gebe einem Millionenpublikum christliche Orientierung. Kardinal Reinhard Marx ergänzte, die Sendung fördere den gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie die Rede von Gott wachhalte und das Evangelium auf zeitgemäße und verbindende Weise verkünde.
Dr. Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks, hob hervor, dass „Das Wort zum Sonntag“ seit 70 Jahren eine „Insel der Besinnung“ im hektischen Medienalltag biete. Die wöchentlichen vier Minuten ermöglichen Innehalten und Reflexion über aktuelle Themen und grundsätzliche Fragen des Menschseins.
Früher 15, heute vier Minuten
Seit der ersten Ausstrahlung am 8. Mai 1954 – die ursprünglich für den 1. Mai geplant war, aber durch technische Probleme verschoben werden musste – hat sich die Sendung stetig weiterentwickelt. Früher dauerte sie bis zu 15 Minuten und markierte das Ende des Fernsehprogramms, heute liegt die Sendezeit bei vier Minuten und folgt den Tagesthemen. In ihrer langen Geschichte hat „Das Wort zum Sonntag“ immer wieder neue Wege beschritten, wie etwa Live-Ausstrahlungen aus ungewöhnlichen Orten wie Bahnhöfen oder Autobahnbrücken.
Die Liste der Sprecherinnen und Sprecher umfasst über 320 Namen. Zu den Prominentesten gehörten die evangelischen Pfarrer Jörg Zink, Heinrich Albertz, Bischöfe Otto Dibelius (Berlin Brandenburg) und Hanns Lilje (Hannover) auf katholischer Seite die Ordensschwester Isa Vermehren, Pfarrer Lothar Zenetti, Pater Klemens Jockwig oder Pater Johannes Leppich. In Erinnerung blieben den Zuschauern vor allem die Sendungen, die aktuell auf Ereignisse eingingen. So ließ der evangelische Pfarrer Jörg Zink nach der Flugzeugentführung in Mogadischu am 15. Oktober 1977 seinen geplanten Text kurzerhand fallen und formulierte ein neues "Wort" im Studio, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Martin Kruse, sprach am 11. November 1989 zum Fall der Mauer.