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Jugendhäuser aus Darmstadt bei "Europa sind wir!"

Rebecca Keller

Jugendliche aus dem Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus in Kranichstein und dem Jugendhaus *heutte haben bei einer Abschlussveranstaltung im Mollerhaus gezeigt, womit sie sich bei dem Projekt „Europa sind wir!“ seit November beschäftigt haben. Dazu zählten Tanz, Theater, ein Europa-Rap, eine multimediale Ausstellung und ein Europa-Quiz mit dem Publikum (Bild).

Europa mit allen Sinnen

Darmstädter kirchliche Jugendhäuser machen bei bundesweitem Projekt mit

Jugendliche aus dem Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus in Kranichstein und dem evangelischen Jugendhaus *huette waren bei dem Projekt „Europa sind wir“ in Darmstadt dabei.

Die Jury hat ihren Platz eingenommen, die Moderatorin zückt das Mikro. Jetzt geht es los mit dem „Dance Battle“. Immer zwei treten auf der Tanzfläche gegeneinander an. Hiphop und Rap sind die angesagten Beats, die aus dem Lautsprecher dröhnen. Gekonnt zeigen die Tanzbegeisterten ihre unterschiedlichsten Moves. Jubel bei dem einen Team, Pfiffe bei dem anderen ertönen, wenn die Jury ihr Urteil fällt. Dann ist das nächste Dance-Duell dran. Nach der Entscheidung für David kommt es zum Tumult zwischen den beiden Battle-Teams. Am Ende liegen sich die Tanzgegner David und Ahmed in den Armen: „Europa bringt euch zusammen“, resümiert die Moderatorin, nachdem der Streit geschlichtet ist.

16 Jugendliche mit Migrationshintergrund haben das „Dance Battle“ unter der Leitung von Jennifer Oduro wochenlang einstudiert. Trainiert haben sie Sonntag für Sonntag in der *huette, dem evangelischen Jugendhaus des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt, wo die Pädagogin Anette Seelinger das Projekt „Europa sind wir!“ geleitet hat. Gezeigt haben die jungen Tänzerinnen und Tänzer ihre Choreographie jetzt bei der Abschlussveranstaltung des Projekts im Theater Mollerhaus in Darmstadt.

„Europa sind wir!“ ist ein bundesweites Projekt der TUI-Stiftung in Kooperation mit dem IKAB-Bildungswerk e.V. Bonn, das in Darmstadt mit dem Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus in Kranichstein, dem evangelischen Jugendhaus *huette und der Stadt Darmstadt umgesetzt wurde. „Hier sind wir auf viel Engagement und hohes Interesse gestoßen“, sagt Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI-Stiftung, die zur Abschlussveranstaltung nach Darmstadt gekommen war, „es ist nicht einfach, Jugendhäuser zu finden, da Ressourcen oft knapp sind.“ Das Projekt wolle „bei jungen Menschen den Europa-Gedanken verstärken, partizipativ und niedrigschwellig“, vor allem auch bei solchen, die ansonsten weniger Berührung mit europapolitischen Themen hätten. Das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt hat das Projekt unterstützt, auch als Beitrag zur „Einheit in Europa“, wie Lutz Schinke vom Dekanatssynodalvorstand sagte.

Die jungen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer aus dem Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus in Kranichstein gaben bei der Abschlussveranstaltung ebenfalls Kostproben aus ihren Workshops des Projekts „Europa sind wir!“ Eine Gruppe von Mädchen stellte das Publikum mit kniffeligen Fragen zu Europa auf die Probe. Andreas Krauß, evangelischer Leiter des Ökumenischen Kinder- und Jugendhauses in Kranichstein und Gesamt-Projektkoordinator, hat gemeinsam mit seiner katholischen Kollegin Sandra Horn das Projekt in Kranichstein betreut. Im Mollerhaus interviewte er zwei junge Männer, die einen „Europa-Rap“ präsentierten, den sie selbst getextet und komponiert hatten. Da geht es etwa um Freiheit und Frieden - Werte, für die Europa steht. „Europapolitische Bildung soll Jugendlichen die Möglichkeit bieten, gleichsam auf den Geschmack zu kommen und Lust auf weiteres Engagement ermöglichen“, sagt Andreas Krauß. Die Teilnehmenden aus Kranichstein, so resümiert Krauß, freuen sich jetzt unter anderem darauf, bei Veranstaltungen der Initiative „Pulse of Europe“ im Vorlauf zur Europawahl mitmachen zu können.

In der Pause und nach den Vorführungen gab es passend zu Thema europäische Snacks, die Jugendliche aus dem Ökumenischen Kinder- und Jugendhaus in Kranichstein zubereitet hatten. Sie haben in den vergangenen Wochen an einem Kochworkshop unter dem Titel „Europa der Sinne“ teilgenommen und ein europäisches Kochbuch erstellt. „Ich habe dabei mehr über Europa gelernt“, sagt Joy Igbinigie. Die 17-Jährige mit nigerianischen Wurzeln hat die Beschäftigung mit verschiedenen Ländern „weiter gebracht“, wie sie sagt. Auch Naomi Adu-Agyeman, deren Eltern aus Ghana kommen, ist froh über das Projekt, das ihr Allgemeinwissen ergänzt habe: „Das kann ich in der Schule und in meinem späteren Beruf gut anwenden.“  

Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren aus den beiden kirchlichen Jugendhäusern in Darmstadt haben sich seit November intensiv mit Themen zu Europa wie Demokratie, Freiheit, Gemeinschaft und Rassismus sowie mit ihren eigenen Lebensgeschichten, Ideen und Vorstellungen in kreativer Form beschäftigt und dabei vielfältige soziale und kulturelle Kompetenzen erworben. Für ihre Leistungen erhielten sie jetzt als Zertifikat den „Kompetenznachweis Kultur“ des Landes Hessen.

Neben dem Tanzprojekt haben sich Jugendliche in der *huette unter der Leitung von Anette Seelinger auch künstlerisch betätigt und eigene phantasievolle Europafahnen gestaltet, hier war auch die benachbarte Alice-Eleonoren-Schule beteiligt. Bei einem dritten Projekt studierten einige Jugendliche das Stück „Was soll man denn tun in dieser verdammten Welt?“ gemeinsam mit den Ensemble-Mitgliedern der „Theatermacher“ Ingrid Pickel und Angelina Dalinger ein und führten dieses bei der Abschlussveranstaltung auf. In der bewegenden szenischen Collage ging es um das Schicksal eines somalischen Piraten, angeklagt vor einem deutschen Gericht. Jugendlichen einen „Hintergrundblick“ ermöglichen, war laut Ingrid Pickel ein Ziel des gemeinsamen Theaterprojekts, auch auf angebliche “Wirtschaftsflüchtlinge“, die aus anderen Ländern nach Europa kommen, so die Regisseurin des Stücks. „Von dem Prozess, dass Jugendliche mit Theaterprofis arbeiten, haben alle profitiert“, sagt Anette Seelinger. Überhaupt habe das Projekt in jeder Hinsicht gezeigt, dass „sich Kulturarbeit lohnt“. Begeistert ist sie von der Dynamik des Projekts und den Lerneffekten durch die kreativen Prozesse. 

Außerdem gaben die Jugendlichen in einer Multimedia-Präsentation Einblick in ihr „Europa-Zimmer“, das sie im Jugendhaus in Kranichstein mit Graffiti und Möbeln aus Europapaletten gestaltet haben. Sie berichteten zudem von ihrem Besuch in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. In weiteren Workshops beschäftigten sie sich mit den Themen Rassismus und Ausgrenzung in Europa. Wie Elke Hlawatschek von der TUI-Stiftung sagte, werde - nicht zuletzt durch den Erfolg in Darmstadt - das Projekt in der zweiten Jahreshälfte in die nächste Runde gehen. Bisher lief es außer in Darmstadt auch in Dresden und Köln.  

Weitere Informationen unter:

YouTube Kanal Jugendhaus *huette

https://www.youtube.com/channel/UCK2N0oA-t9bHqGQs4HTJNTwhttp://www.s-oekumenische.de/europa-sind-wir/ 

www.theatermollerhaus.de

https://www.tui-stiftung.de/europa-sind-wir/

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