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Abschied als Pfarrer und stellvertretender Dekan

André Witte-Karp wird in Friedberg verabschiedet

Pfannemüller

Nach fast zehn Jahren in der Wetterau übernimmt Pfarrer André Witte-Karp im Oktober das Amt des evangelischen Dekans in Gießen. Am 15. September wird er um 15 Uhr mit einem Gottesdienst in der Friedberger Stadtkirche als Pfarrer der Kirchengemeinde Friedberg und als stellvertretender Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau verabschiedet.

Auch wenn der studierte Theologe und Soziologe zunächst eine akademische Karriere an der Bochumer Ruhr-Universität im Blick hatte, ist er heute froh, Gemeindepfarrer geworden zu sein. „Das einsame Arbeiten am Schreibtisch liegt mir nicht.“ Er absolvierte sein Vikariat in Siegbach nahe Herborn und kam 2010 nach Friedberg. „Ich liebe es, mit dem Fahrrad durch die Wetterau zu radeln.“ Die Landschaft öffne den Blick in die Weite. „Man sieht fast von jedem Standpunkt aus, dass es noch ein anderes Dorf mit einer anderen Kirche gibt.“ Mit einer solchen Perspektive können auch Kooperationsprozesse zwischen den Kirchengemeinden gut gelingen, meint Witte-Karp. Die vielen Austritte aus der Kirche schmerzen ihn, aber um die Zukunft der Kirche ist ihm nicht bange: „Ich bin zuversichtlich, dass wir als Kirche auch künftig fröhlich unterwegs sein werden, auch wenn wir dazu neue Formen entwickeln müssen.“

Jung – und trotzdem viel Erfahrung

André Witte-Karp wird mit 42 Jahren einer der jüngsten Dekane der hessen-nassauischen Landeskirche sein. In sein neues Amt bringt er gleichwohl einen reichen Erfahrungsschatz aus seiner fünfjährigen Amtszeit als stellvertretender Dekan in der Wetterau mit. Hier war er maßgeblich für die Einführung der gemeindeübergreifenden Kitaträgerschaft verantwortlich. „Es ist gut, dass die Gemeinden jetzt von Verwaltungsaufgaben entlastet sind und sich um das evangelische Profil der Einrichtungen kümmern können,“ sagt er. Auch als Friedberger Gemeindepfarrer beschäftigte er sich mit dem Thema Kitas. Er begleitete den Neubau der Kita Kaiserstraße, etablierte gemeinsam mit der Evangelischen Familienbildung das Familienzentrum und kümmerte sich um die Kita Wintersteinstraße, deren Weiterbestand wegen baulicher Schäden ungewiss ist. „Es fällt mir schwer, diese Entwicklung nicht weiter begleiten zu können,“ sagt er.

Der Wohnort bleibt Friedberg

Um seinen beiden Kindern im Alter von 14 und 11 Jahren keinen Schulwechsel zumuten zu müssen, bleibt er mit seiner Familie auch künftig in Friedberg wohnen. Er fühle sich wohl in der Stadt, in der viel echtes Leben pulsiere, sagt Witte-Karp. Die bunte Mischung an Menschen und das fast schon südländische Flair der Kaiserstraße, machen ihm die Stadt sympathisch. Die Arbeit mit Kindern und Familien lag ihm als Pfarrer besonders am Herzen. Dazu gehörte auch der Religionsunterricht an der Philipp Dieffenbach-Schule. Dort fiel ihm auf, dass es Kindern aus ärmeren Familien oft an Schulmaterial mangelt. Vor drei Jahren startete er deshalb gemeinsam mit dem Familienzentrum die Spendenaktion "Alle können lernen", die mittlerweile bedürftige Schülerinnen und Schüler von neun Friedberger Schulen mit Materialien versorgt. „Ein Projekt, für das die Friedberger gerne spenden, denn hier werden Kinder direkt unterstützt,“ sagt Witte-Karp.

„Kirche darf sich selbst nicht zu wichtig nehmen“

Als stellvertretender Dekan leitete er einen von drei regionalen Pfarrkonventen und war zuständig für den Konvent der Klinik-, Hospiz, und Altenseelsorger. Immer wieder hatte er bei Stellenkürzungen auch schmerzliche Einschnitte zu vertreten. „Überzeugungsarbeit zu leisten bereitet zwar Mühe, gehört aber zu unseren demokratischen Strukturen,“ ist Witte-Karp überzeugt. Kirche müsse darauf achten, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Schließlich gehe es darum, das Evangelium für andere sichtbar werden zu lassen: „Gott ist in der Welt unterwegs und wir können ihn entdecken und von ihm erzählen.“

In der Herbstsynode des Evangelischen Dekanats, die am 14. September in Dortelweil stattfindet, werden die Synodalen über eine Nachfolge Witte-Karps für das Amt des stellvertretenden Dekans bzw. der Dekanin abstimmen. Dafür hat Pfarrerin Kerstin Tenholte aus Berstadt ihre Kandidatur erklärt. Die Friedberger Pfarrstelle wird zur Besetzung ausgeschrieben.

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