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Ansteckungsgefahr

Pfarrer Ingo Schütz, Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel

Jedes Mal dasselbe: Ein Obstkorb steht über Tage auf dem Tisch. Irgendwann riecht es muffig: Ein Apfel, eine Mandarine ist geschimmelt. Andere Früchte stecken sich an. Am Ende ist alles ungenießbar.
In sozialen Medien ist das ähnlich. Schönes wird geteilt, einer nimmt Anteil am Glück des anderen. Aber dann kommt auch Schweres: „Drosten-Studie grob falsch!“, „Gates treibt Zwangsimpfung voran!“, „Politiker ruinieren das Land!“
Die Botschaften sind mit scheinbaren Fakten hinterlegt. Zitate von Wissenschaftlern, Video-Ausschnitte von Konferenzen, Mails von Ministeriums-Mitarbeitern. Sie werden schnell geteilt, verbreiten sich so viral wie das Virus, um dessen Folgen sie sich drehen.
Viele lassen sich anstecken von den gesäten Zweifeln. Dabei lässt sich schon mit wenigen Klicks aufklären: Die Ministeriums-Mail ist eine mit offiziellem Briefkopf versehene Privatmeinung. Der Videoclip ist aus dem Zusammenhang gerissen. Der Wissenschaftler wurde bewusst falsch zitiert.
In den sozialen Medien ist es mein Grundsatz, die vermeintlichen Fakten zu prüfen. Das geht dank kritischer Presse sehr schnell. Die Infos gebe ich dann öffentlich weiter. Jetzt kann jeder selbst entscheiden, kann Wahres von Halb- und Unwahrem trennen.
Beim Obstkorb muss ich in gleicher Weise trennen, schöne Früchte von schlechten, und zwar rechtzeitig. Hoffentlich gelingt es, zu Hause und in den sozialen Medien. Sonst wird es schnell muffig, sonst ist am Ende alles ungenießbar.

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