Natur & Spaziergang
Besonderheiten Partenheims entdeckt
29.10.2024 azw-ag Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Petra TebrünBei der Führung durch Partenheim konnte Reinhard Oehler viel Interessantes über die evangelische Kirche berichten.Eine Gedenktafel vor dem Eingangsportal erinnert an das „Wunder von Partenheim“. Als am 4. Mai 1435 die Kirche brannte und alle Löschversuche scheiterten, rettete ein mutiger Knecht, wohl unter Einsatz seines Lebens, die Monstranz und das Hostienbüchsle. So entwickelte sich Partenheim zum beliebten Wallfahrtsort, was Einnahmen zum Wiederaufbau der Kirche brachte. Bereits 1450 wurde der Chorraum durch die beiden Adelsgeschlechter „Herren von Partenheim“ und „Herren von Wallbrunn“ fertiggestellt - die prächtigen Glasgemälde aus dieser Zeit sind heute im Darmstädter Landesmuseum zu sehen.
Wunderschön auch die alten Decken- und Wandgemälde aus dem frühen 15. Jahrhundert. Die zehn Gebote etwa oder die zehn Plagen aus dem Alten Testament sind ebenso erhalten wie die vier Evangelisten im Deckengewölbe. Zwei prachtvoll musizierende Engel zieren tragende Konsolen im Chorraum. Die Organistin Hannelore Wingert spielte eine Kostprobe auf der großen Geib-Orgel.
Die spätgotischen Stifterfenster sowie der Hochaltar (Flügelaltar mit ehemals 16 Bildtafeln) mit vier Bildtafeln befinden sich heute im Mainzer Landesmuseum. Grabtafeln erinnern an verstorbene Adelsgeschlechter, hier die Familien von Partenheim, von Wallbrunn und von Bolanden, die im benachbarten Schloss lebten. Die älteste Grabplatte stammt aus dem 15. Jahrhundert und erinnert an den Ritter Eberhard Stoltz von Gaubickelheim.
Gegenüber der Kirche liegt das ehemalige Schloss der Freiherren von Wallbrunn aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde es erneuert und an drei Partenheimer Bürger verkauft. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz und teilweise bewohnt. Die katholische Kirche befindet sich in einem Gebäude, das früher zum Schloss gehörte und 1962 renoviert wurde.
Dann gelangte die Gruppe zur Hintergasse, ehemals Scheunengasse. Eine romantische kleine Straße mit vielen Scheunen, die den Häusern vorgelagert wurden. Unter französischer Herrschaft waren die Fenster zur Straße steuerpflichtig, sie befinden sich also in zweiter Reihe.
Eine Stele erinnert an die jüdische Bevölkerung Ortes. Um 1830 wohnten etwa 1200 Menschen in Partenheim, davon 150 mit jüdischem Glauben. Sie lebten bis 1938 im Ort, der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde war Julius Hirschmann.
Erwähnenswert ist das ehemalige Stadtschreiberhaus (Hofanlage Haus Iacob Ritger), ein wunderschön renoviertes Fachwerkgebäude von 1694, ebenso in Privatbesitz wie das ehemalige Schulhaus. Heute gehören zur Gemeinde eine Kinderstätte und eine Grundschule.
Der informative Rundgang endete am Schloss und der evangelischen Kirche. Ein herzlicher Dank geht an Kulturbotschafter Reinhard Oehler für seine kurzweilige und kompetente Führung.
Petra Tebrün