In Friedrichssegen an den Israel-Sonntag erinnert: „Ecclesia und Synagoga“
Blick auf Gemeinsames von Judentum und Christentum
M. Nörtershäuser
23.08.2023
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FRIEDRICHSSEGEN/RHEIN-LAHN. (22. August 2023) Wolfgang Elias Dorr als Vertreter des jüdischen Glaubens und die Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller hatten zum so genannten Israel-Sonntag zu einer gemeinsamen interreligiösen Gottesdienstfeier in die Friedenskirche Friedrichssegen eingeladen.
Der elfte Sonntag nach Pfingsten ist der Israelsonntag, an dem das Verhältnis von Christen und Juden im Vordergrund steht. Der Israelsonntag wird schon seit dem 16. Jahrhundert begangen, wenn auch inzwischen mit anderem Ziel. Für Christen ging es lange um die Mission, also darum, Juden vom Christentum zu überzeugen. Für jüdische Gläubige hatte der Israelsonntag mit seiner zeitlichen Nähe zum „Tischa beAv“, dem Gedächtnis der Tempelzerstörung, trauernde und erinnernde Bedeutung. Mit dem Holocaust und dem Eingeständnis der eigenen Schuld der evangelischen Kirche Deutschlands an der Shoah, dem millionenfachen Mord an jüdischen Mitbürgern im Dritten Reich, kam es zu einem Umdenken. Heute wird am Israelsonntag der Blick besonders auf die Gemeinsamkeiten des jüdischen und christlichen Glaubens gelenkt.
Daher nutzte Pfarrerin Müller in ihrer Predigt zur Verdeutlichung des veränderten Verhältnisses ein Bild von einer Skulptur des Künstlers Joshua Koffman. Diese zeigt die allegorischen Figuren der christlichen Ecclesia und der jüdischen Synagoga nun auf Augenhöhe und stellt damit den gleichberechtigten und gewaltlosen echten Dialog dar. Unter der Leitfrage „Woher kommen wir, was ist unsere Heimat?“ wies sie darauf hin, dass der Glaube an den einen Gott nicht nur Juden und Christen vereine, sondern mit Abraham als gemeinsamem Stammvater auch die Muslime dazugerechnet werden können. Auch die Zehn Gebote beziehungsweise deren inhaltlichen Parallelen im Koran hätten universellen Rang.
Liturgisch unterstrich Wolfgang Elias Dorr die Gemeinsamkeiten der Religionen mit dem Vortragen grundlegender Texte, Gebete und Fürbitten wie etwa der alttestamentlichen Lesung zu 1. Mose 12, die Verse 1 bis 8, in der sich die Weisung Gottes an Abraham findet: „Du sollst ein Segen sein“. Zweisprachig wurde das Vater Unser gebetet und der Segen zugesprochen. Musikalisch begleiteten Hannelore Syre an der Orgel sowie Angela Gönemann und Christine Münch den Gottesdienst.