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Wandel in der Ukraine

Christen auf der russischen Krim

ppl58/istockphoto.comDieses Land hatte der russische Staat bereits vor der Krise gepachtet

Die Krim-Krise bewegt die Weltpolitik. Wie aber sieht es vor Ort aus? Der deutsche Pfarrer Markus Göring ist 2012 in die Ukraine gezogen und lebt jetzt plötzlich in Russland.

Auf öffentlichen Gebäuden in Simferopol wehen seit wenigen Wochen russische Flaggen. In den Geschäften wird mit russischen Rubeln bezahlt. Simferopol gehört jetzt zu Russland. Auch die deutsche evangelische Gemeinde bereitet sich in der Krimstadt auf die neue Situation vor. EKHN-Reporter Patrick Wurmbach hat mit dem deutschen Pfarrer Markus Göring gesprochen, der zurzeit als Austauschpfarrer auf der Krim tätig ist.

Sie sind damals als Austauschpfarrer in die ukrainische Krim gekommen, nun sind Sie in Russland. Hätten Sie damit gerechnet?

Markus Göring: Nein, wir haben manchmal Scherze darüber gemacht, wenn wir über die damalige Grenze zwischen den beiden Regionen in der Ukraine gereist sind. Wenn wir über die Grenze zur Krim gefahren sind, haben wir gesagt: ‚Hier kommt eines Tages einmal die Grenze zu Russland hin. ‘ Aber dass es jemals Realität wird, hätten wir nicht gedacht.

Sind Sie jetzt mit ihrer Familie als Austauschpfarrer offiziell in der Ukraine oder in Russland?

Göring: Im Moment sind die von den Krimbehörden in ukrainischer Zeit ausgestellten Dokumente erst einmal weiter gültig. Aber wir werden uns in den nächsten Wochen auch um eine neue russische Aufenthaltsgenehmigungen bemühen.

Wie erleben Sie die Veränderungen auf der Krim?

Göring: Durch die Veränderungen auf der Krim ergeben sich für mich persönlich einige organisatorische Fragen, die geklärt werden müssen. Aber es ist auch eine interessante Zeit, die Menschen hier in einem solchen Umbruch zu begleiten und damit auch in seelsorgerischen Gesprächen für die Leute da zu sein. Deswegen will ich auch, wenn es irgendwie möglich ist, die Zeit meines Austausches auf der Krim verlängern. Ich fühle mich im Moment nicht akut gefährdet, werde aber weiterhin die Berichterstattung weiter aufmerksam verfolgen.

Können die Bewohner auf der Krim ihre Verwandten in Russland jetzt frei besuchen?

Göring: Visumfreie Reisen zwischen der Ukraine und Russland waren schon länger möglich. Wir hoffen, dass es auch so bleibt. Die zeitweisen Einschränkungen, die es im Reiseverkehr zwischen beiden Ländern gibt, kommen in erster Linie von ukrainischer Seite. Es ist grundsätzlich so, dass die Leute die Entwicklungen hier positiv aufnehmen. Sicher bringt der Anschluss an Russland auch ein paar Unannehmlichkeiten mit sich, aber eine direkte Gefahr empfindet hier fast niemand mehr. 

Durch den Anschluss der Krim an Russland hat sich auch die Währung geändert. Jetzt wird der Lohn in Rubeln bezahlt. Welche Auswirkungen hat das auf den Alltag?

Göring: An den Geldautomaten gibt es hier momentan kein Bargeld. Daher komme auch ich gerade nicht an Geldscheine. Dafür helfen sich die Leute gegenseitig in der Nachbarschaft aus. Nur die Wenigsten haben die euphorische Vorstellung, in Russland sei alles Gold. Aber viele erwarten, dass es Schritt für Schritt vorwärts geht. Und dass die Löhne etwas stärker steigen, als wir es jetzt schon erleben. Die Renten werden über die örtlichen Postämter bereits in Rubel ausgezahlt und auch Staatsbedienstete wie Lehrer erhalten in Gehalt in Rubel. 

Russland hat den Rentnern und Angestellten im öffentlichen Dienst mehr Geld versprochen. Hält Russland dieses Versprechen nun auch?

Göring: Zuerst wurde eine schnelle Erhöhung der Renten und Gehälter versprochen. Die Renten, die im Moment ausgezahlt werden, sind mit einem festen Kurs ausgerechnet worden, der gar nicht mehr dem normalen faktischen Kurs zwischen der ukrainischen und der russischen Währung entspricht. Aber es wurde bereits ein Zeitplan vorgelegt, wie der Kurs jetzt in mehreren Schritten um jeweils zwanzig Prozent erhöht werden soll. Die Leute hoffen, dass diese Versprechungen auch eingehalten werden. 

Was bedeutet das für die kirchliche Partnerschaft?

Wir hoffen natürlich, dass die deutschen Partner uns nicht wegen der politischen Veränderung im Stich lassen und dieses Austauschprogramm noch etwas fortsetzen werden.

Wie stellt sich ihre evangelische Kirchengemeinde auf die Veränderungen ein? Wird die Gemeinde von Russland nun anders behandelt?

Göring: Da wartet eine ganze Menge juristischer Arbeit auf uns. Wir müssen die ganzen Eigentumsverhältnisse für die kirchlichen Gebäude umschreiben und die Gemeinden nach russischem Recht bei den Behörden neu registrieren. Allerdings ist uns derzeit noch nicht so ganz klar, wie das dann in den einzelnen Punkten genau umgesetzt wird. Das liegt auch daran, dass die ukrainischen Mitarbeiter bei den Behörden gerade erst auf russisches Recht umgeschult werden. Von russischer Seite gibt es das Versprechen, dass sich die Situation nicht verschlimmert und es auch weiterhin keine Einschränkungen im religiösen Bereich geben wird. Wir hoffen in der Gemeinde, dass es so bleibt und blicken zuversichtlich in die Zukunft. 

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