Menümobile menu
Info

Partnerschaft seit 30 Jahren

Christen aus der Wetterau und in Nordindien feiern gemeinsamen Gottesdienst

Ulrich SchröderMit Kamera, Beamer und Live-Übertragung via Zoom konnten Menschen aus der Wetterau und aus Indien gemeinsam Gottesdienst feiern.

Vor Ort und digital per Live-Stream haben zahlreiche Teilnehmende am vergangenen Samstag einen gemeinsamen Gottesdienst in Schwalheim und in der nordindischen Gemeinde Jammu erlebt.

Bildergalerie

Ulrich SchröderThomas Emich aus dem Schwalheimer Kirchenvorstand hat den Partnerschaftsgottesdienst, der live vor Ort und per Zoom stattfand, technisch unterstützt.

Die protestantische Kirchengemeinde von Jammu gehört zur Diözese Amritsar und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Grenze zwischen Indien und Pakistan. Den Partnerschafts-Gottesdienst hat das evangelische Dekanat Wetterau gemeinsam mit den Gemeinden des Kooperationsraums Bad Nauheim/Ober-Mörlen und der Diözese Amritsar organisiert. Zwischen beiden Kirchen besteht seit vielen Jahren ein partnerschaftlicher Austausch und so ist die Unterstützung in schweren Zeiten wie der aktuellen Pandemie selbstverständlich.

Corona in Indien: Todeszahlen noch immer hoch

In Indien ebbt die zweite Corona-Welle inzwischen zwar ab, jedoch sind die Todeszahlen immer noch sehr hoch. Prita Samantaroy berichtete vom Projekt „Love in Action“: Die Christen in der Diözese Amritsar versuchen unter schwierigsten Bedingungen, kranken Menschen medizinische Hilfe zu organisieren. Aber nicht nur den Kranken gilt ihre Sorge: In Indien verlieren viele Menschen durch die Einschränkungen über Nacht ihr einziges Einkommen und müssen ohne Hilfe buchstäblich hungern.

Bischof Samantaroy lobte die vielen tollen Aktionen, bei denen sich Menschen für das Wohl anderer während der Pandemie einsetzen. Er dankte herzlich für die Unterstützung aus dem Dekanat. Es sei großartig, dass man trotz großer Entfernung gemeinsam an einem Ort sein könne.

Partnerschafts-Gottesdienst: Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Geldstück

„In den vergangenen Wochen und Monaten der Pandemie haben viele von uns Verlust erfahren“, sagte Pfarrer Dr. Peter Noss. Sei es durch Einschränkungen der eigenen Unabhängigkeit, im Job, in der positiven Lebenseinstellung oder durch den Tod von Angehörigen und Freunden. „Wie können wir da neue Perspektiven finden?“.

Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Geldstück aus Lukas 15  zeigten: „Gott hat ein Auge auf die Ausgestoßenen, die Armen und die Schwachen“ Und er bringe uns zusammen – in diesen Tagen eben oft digital.

„Jesus kümmert sich und sucht auch den letzten von uns”, ergänzte Guth. Er regte dazu an, im Kleinen und beim Nächsten anzufangen. So wie es in der Pandemie mehrfach geschehen ist, etwa durch Nachbarschaftshilfen. Reverend Ajay Singh hob hervor, Gott habe uns den Auftrag weitergegeben, uns um die „verlorenen Seelen“ zu kümmern und ihnen von seiner Liebe zu erzählen. Esther Williams fügte hinzu: „Während der Pandemie sind wir durch harte Zeiten gegangen, aber wir können uns jederzeit auf Gott verlassen.“

Partnerschafts-Gottesdienst: Eindrucksvolle Musikbeiträge aus Indien

Musikalisch wurde der stimmungsvolle Gottesdienst von Dekanatskantorin  Nilani Stegen (Piano, Gesang) mit Saxophonistin und Sängerin Elke Lange-Helfrich sowie Schlagzeuger Till Helfrich gestaltet, und von indischer Seite mit zwei eindrucksvollen Musikbeiträgen bereichert.

Dr. Johny Thonipara überbrachte Grußworte vom Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Partnerschafts-Gottesdienst: Kirchengemeinde Bad Nauheim spender 15.000 Euro

Pfarrerin Anne Wirth und Kirchenvorsteher Thomas Emich aus der Kirchengemeinde Schwalheim-Rödgen unterstützten den Gottesdienst technisch. Pfarrer Rainer Böhm (Kernstadt Bad Nauheim), Pfarrerin Sophie-Lotte Immanuel (Ober-Mörlen) und Pfarrer Siegfried Nickel (Steinfurth-Wisselsheim) aus dem Kooperationsraum Bad Nauheim-Ober-Mörlen gestalteten den Gottesdienst mit Votum, Fürbitte und Gebeten.

Weil die Pandemie in Indien noch lange nicht vorbei ist, wird weiterhin Unterstützung für die Menschen in Amritsar benötigt. Pfarrer Rainer Böhm berichtete, dass die Gemeinde in der Bad Nauheimer Kernstadt jüngst 15.000 Euro aus einer ihr zugeflossenen Erbschaft für den Kampf gegen die Corona-Pandemie in der Partner-Diözese bereitgestellt hat. Weitere 20.000 Euro sind in den kommenden zwei Jahren für Partnerschaftsprojekte unabhängig von Corona vorgesehen. Dem Beschluss vorangegangen war eine intensive Diskussion im Kirchenvorstand. Mit dem Orgelbauprojekt in der Dankeskirche und der Renovierung des Gemeindezentrums Wilhelmskirche gibt es auch hier wichtige Projekte, die auf Spenden angewiesen sind. Deutlich wurde aber, dass es zum Selbstverständnis der Gemeinde gehört, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch für andere da zu sein. Böhm verwies auf einen Gedanken Bonhoeffers, wonach Gemeinde nicht gelähmt sein soll in der Sorge um ihre eigenen Interessen, sondern auch denen gibt, die es nötig brauchen.

Die Partnerschaft mit Amritsar ist seit einer Initiative des damaligen Dekans Zickmann im Jahr 1986 fester Bestandteil der Gemeindearbeit in Bad Nauheim. Vor zwei Jahren waren Priester aus der Diözese in Bad Nauheim zu Gast und gestalteten einen Gottesdienst in der Dankeskirche mit. Umgekehrt waren zuletzt Rainer Böhm und Pfarrer Nickel aus Steinfurth in Indien.

Der gemeinsame Gottesdienst zeigt, wie lebendig die Partnerschaft zwischen dem Dekanat Wetterau, seinen Gemeinden und den Christen in Amritsar ist. Gemeinsam ist allen die Hoffnung, dass die Pandemie bald überwunden und dann auch wieder persönliche Begegnungen möglich sein werden.

Text: Axel Angermann/Anna-Luisa Hortien

to top