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Netzwerk Flüchtlingshilfe Einhausen

Der Traum von der eigenen Wohnung

bbiewFlüchtlingsunterkunft in Alsbach-SandwieseFlüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften hoffen auf eine eigene Wohnung.

Das Netzwerk Flüchtlingshilfe in Einhausen zählt rund 30 Aktive. Die Zahl ist über die Jahre stabil geblieben. Groß geblieben sind auch die Herausforderungen, wie Mitglieder der Initiative im Gespräch mit dem Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, Arno Kreh, erläuterten.

bbiewNetzwerk Flüchtlingshilfe Einhausen v.l. Beate Kallenbach-Herbert, Ingrid Haeberle, Hildegart Osterholt mit Dekan Arno Kreh

„Man findet hier nichts. Das ist immer noch eine Katastrophe“, sagt die Koordinatorin des Netzwerks Beate Kallenbach-Herbert und meint damit die angespannte Wohnungssituation. Das Job-Center würde auf Flüchtlinge mit einem Aufenthaltstitel Druck machen. Sie sollten Gemeinschaftsunterkünfte verlassen und sich selbst eine Wohnung suchen. Doch bezahlbarer Wohnraum sei nun mal extrem knapp. Es gebe nur selten Glücksmomente. Beate Kallenbach-Herbert erinnert sich an zwei in Einhausen lebende syrische Brüder. „Sie haben eine Wohnung in Lindenfelds im Odenwald gefunden und sich darüber gefreut wie kleine Kinder. Sie waren überglücklich.“ In den Gemeinschaftsunterkünften sei die Wohnsituation immer noch beengt und mitunter bedrückend.

Stadt als Vermieter

Dekan Kreh berichtete, dass die Städte Viernheim und Bensheim, eine Art Wohnungsagentur eingerichtet hätten. Die jeweilige Kommune, so die Idee, miete leerstehende Wohnungen an und untervermiete sie an Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance hätten. So hätten Vermieter die Sicherheit, die Miete zu erhalten und könnten damit möglicherweise bewogen werden, freie Wohnungen zu vermieten. In Einhausen gibt es nach Angaben des Netzwerks Wohnungen, die nicht vermietet sind.

Hausaufgaben werden gemacht

Während die Vermittlung von Wohnraum an Geflüchtete nur in Einzelfällen gelingt, ist die vom Netzwerk Flüchtlingshilfe organisierte Hausaufgabenbetreuung für Grundschüler eine Erfolgsgeschichte. „Uns geht es nicht darum, dass es die Flüchtlingskindern mit einem Einserschnitt aufs Gymnasium schaffen. Wir wollen, dass sie die Grundschule erfolgreich abschließen und dann auf eine weiterführende Schule gehen. Und das klappt sehr gut“, betont Ingrid Haeberle, die mit einem Team von 19 Ehrenamtlichen an vier Tagen in der Woche eine Hausaufgabenbetreuung anbietet. „Was die Kinder leisten, ist enorm. Hilfreich ist auch, dass unsere Grundschule nicht zuerst nach dem Alter des Kindes schaut, sondern auf seinen Lern- und Wissensstand.“

Die Suche nach Arbeit

Von den ursprünglich vier Paten, die intensiven Kontakt zu Flüchtlingsunterkünften halten, sind noch zwei aktiv. Eine ist Hildegart Osterholt. „Als Hauspatin besuche ich die Flüchtlinge einmal in der Woche. Wir unterhalten uns einfach. Sie erzählen mir von ihren Sorgen und Freuden.“ Von den sieben in dem von ihr betreuten Haus lebenden Flüchtlingen hätten inzwischen sechs eine Arbeit gefunden. Die meisten Flüchtlinge warteten nicht auf Angebote des Job-Centers, sondern zeigten Eigeninitiative und putzten regelrecht Klinken. Sie würden direkt bei Firmen klingeln und nach Arbeit fragen. Damit hätten sie teilweise Erfolg. Im Lager einer Drogeriekette im benachbarten Bürstadt hätte ein in Einhausen lebender Flüchtling den Gabelstapler-Führerschein gemacht. Das Unternehmen wollte ihn unbedingt behalten, Weil die Fahrt von und zur Arbeitsstelle wegen des Schichtdienstes mit dem ÖPNV schwierig sei, habe der Arbeitgeber dem neuen Mitarbeiter eine Wohnung in Bürstadt besorgt.

Modell in Nachbarkommunen

Das Netzwerk Flüchtlingshilfe hat nach Angaben von Beate Kallenbach-Herbert einen guten Draht zum Rathaus und zum Bürgermeister. Es wünscht sich aber eine stärkere Unterstützung der Flüchtlinge durch hauptamtliche Kräfte der Gemeinde. Es sei nicht verwunderlich, dass es nur noch zwei Hauspaten gebe. Für Ehrenamtliche könne diese Aufgabe schnell zur Überforderung werden. Dekan Kreh berichtete von dem Modell in Lorsch und Reichenbach, das auch für Einhausen und andere Gemeinden interessant sein könnte. „Die beiden Kommunen haben gemeinsam eine halbe Stelle für eine Flüchtlingskoordinatorin geschaffen. Das bedeutet für jede Gemeinde immerhin zehn Arbeitsstunden pro Woche“. Diese Stelle wurde finanziell vom Flüchtlingsfonds der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gefördert.

Gemeinschaftsaktion im Kirchgarten

Die Evangelische Gemeinde Einhausen stellt dem Netzwerk Flüchtlingshilfe Räumlichkeiten zur Verfügung, bietet Unterstützung beim Internet-Auftritt und verwaltet das Spendenkonto. In diesem Jahr wurde im Kirchgarten ein Holzhaus errichtet, das als Kleiderkammer genutzt wird. „Das war im besten Sinne eine Gemeinschaftsaktion“, schwärmt Beate Kallenbach-Herbert. „Die evangelische Gemeinde hat das Grundstück zur Verfügung gestellt, die politische Gemeinde das Gartenhaus bezahlt und die Flüchtlingshilfe die Kleiderkammer eingerichtet. Geflüchtete, die Konfis und auch der Bürgermeister haben beim Hausbau tatkräftig mit angepackt.“

 

Kontakt zum Netzwerk Flüchtlingshilfe über die Homepage der Evangelische Gemeinde Einhausen: www.kirche-einhausen.de

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