Menümobile menu
Info

Orange Days:

Diakonie Hessen fordert mehr Schutzplätze für Mädchen

© Getty Images, OksanaTkachovaGrafik mit junger Frau, die die Arme verschränkt hatSichere Schutzräume und Hilfen für Mädchen mit Gewalterfahrungen müssen dringend ausgebaut werden

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November mahnt die Diakonie Hessen: Mädchen und junge Frauen brauchen einen Rechtsanspruch auf geschlechtsspezifische Schutzräume. Die bestehenden Angebote sind überlastet und unterfinanziert – gleichzeitig zeigen Einrichtungen wie die Mädchenwohngruppe der Hephata Jugendhilfe, wie ein sicherer Ort aussehen kann.

veröffentlicht 24.11.2025

von Rita Haering

Wenn Mädchen und junge Frauen Gewalterfahrungen machen, reichen die vorhandenen Kapazitäten oft nicht aus, um sie zu schützen. Deshalb fordert Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, von der Politik auf Landes- und Kommunalebene: Stellen Sie ausreichend Mittel bereit, damit Mädchen und junge Frauen geschlechtsspezifische Schutzräume finden. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass ihr Schutz vom Bedarf abhängt und nicht vom Wohnort oder von der Haushaltslage.“ Für Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren haben, verlangt er einen Rechtsanspruch auf einen sicheren Ort.

Jede dritte Frau von Gewalt betroffen

Laut einer EU-weiten Studie ist jede dritte Frau in Deutschland von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Alle vier Minuten wird eine Frau Opfer häuslicher Gewalt. Deshalb macht die UN-Kampagne „Orange the World“  auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam: vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. „Gewalt hinterlässt tiefe Spuren: Angst, Traumatisierung, fehlendes Vertrauen“, betont Tag zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Hilfestrukturen seien überlastet, geschlechtsspezifische Angebote noch immer unterfinanziert. Dennoch gibt es auch Beispiele für sichere Orte:

Beispiel für einen sicheren Ort: die Mädchenwohngruppe der Hephata Jugendhilfe

Die Hephata Jugendhilfe in Südhessen etwa unterhält eine solche Mädchenwohngruppe. Zwölf Mädchen im Alter von acht bis 19 Jahren haben derzeit im ländlichen Raum Schutz gefunden: Neben den Plätzen in der Wohngruppe gibt es sechs weitere in betreuten Wohnungen. Die Plätze sind durchgehend belegt. Die Warteliste ist lang. Anfragen gehen aus ganz Deutschland ein. Stefanie Kück, Gruppenleiterin der Mädchenwohngruppe bei der Hephata Diakonie, erläutert: „Viele der hier wohnenden Mädchen sind traumatisiert und leiden an vielfältigen Beeinträchtigungen. Wir betreuen Mädchen und junge Frauen mit einem hohen Unterstützungsbedarf. Bei uns finden Mädchen, die Gewalt erfahren haben, einen sicheren Ort. Sie werden ausschließlich von weiblichen Fachkräften mit Erfahrung betreut und begleitet. Wir unterstützen individuell – von schulischer Förderung über therapeutische Begleitung bis hin zur Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben. Bei uns finden sie eine Gemeinschaft und erhalten eine Zukunftsperspektive.“

„Studien zeigten, dass Menschen, die bereits sexualisierte Gewalt erlebt haben, ein erhöhtes Risiko für erneute Gewalt tragen“, erläutert Sophia Schreiber, Referentin für Gewaltprävention bei der Diakonie Hessen. Hinzu komme, dass Frauen und Mädchen grundsätzlich deutlich häufiger betroffen sind als Männer und Jungen. Sophia Schreiber betont: „Wir müssen dafür sorgen, dass Mädchen und junge Frauen eine Chance bekommen, aus der Gewaltspirale auszubrechen und ihre Traumata zu verarbeiten. Angebote mit einer spezialisierten Betreuung sind daher unverzichtbar.“

Carsten Tag unterstreicht: „Ein inklusives SGB VIII muss sicherstellen, dass alle junge Menschen – mit und ohne Beeinträchtigung – Zugang zu Schutz und Unterstützung erhalten. Finanzielle Hürden für zusätzliche Beratungs- und Betreuungsangebote, insbesondere für Mädchen und junge Frauen die Gewalt erfahren haben, müssen abgebaut werden, damit sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen.“

to top