Dokumentarisches Theater
„Die Klima-Monologe“ lösten beim Publikum Betroffenheit aus
© Michael Ränker
16.06.2025
mr
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Vom Klimawandel sind alle Menschen betroffen. Mehr oder minder. Michael Ruf will denen eine Stimme geben, die besonders betroffen sind, allen voran den Menschen des globalen Südens. Am Samstagnachmittag gastierte der Autor und Regisseur mit seinen „Klima-Monologen“ im Heppenheimer Saalbau-Kino. Drei Schauspielerinnen, ein Schauspieler, eine Musikerin und eine Sängerin inszenierten das dokumentarische Theaterstück auf Einladung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisverband Bergstraße, sowie des Evangelischen Dekanats und weiterer Projektpartner. Nach der 90-minütigen Aufführung mussten die etwa 70 Zuschauer einen Moment lang durchschnaufen, bevor der Beifall einsetzte, denn das Gehörte machte betroffen:
„Die Klima-Monologe“ erzählen vom Überleben einer Familie in Bangladesch nach dem Zyklon Aila, vom Kampf einer Hirtin gegen den Hunger aufgrund der Dürre im Norden Kenias, von einem Klima-Aktivisten aus Pakistan, dessen eigenes Dorf am Fuße eines Gletschers überflutet wurde, und einer Krankenschwester, die nur knapp dem tödlichsten Flächenbrand in der Geschichte Kaliforniens entkommen ist.
Existenzielle Entscheidungen
Die Darstellenden schlüpfen dabei in die entsprechenden Rollen und geben Einblick, wie Menschen in unterschiedlichen Regionen der Welt die Folgen des Klimawandels ganz konkret in ihren eigenen Biografien spüren. Die Protagonisten müssen immer wieder existenzielle Entscheidungen treffen: zwischen zu Hause bleiben oder weggehen, zwischen Ernteausfällen auf dem Land oder dem Leben als Tagelöhner in der Stadt, zwischen Sicherheit und Identität, zwischen Hunger und Risiko.
Michael Ruf führte für diese Produktion mit etlichen Betroffenen Interviews, die mehrere Stunden, teils mehrere Tage dauerten. Diese Interviews wurden dann lediglich gekürzt und verdichtet. Es wurde dabei nichts hinzuerfunden und die sprachliche Ausdrucksweise wurde beibehalten. „Die Klima-Monologe“ sind damit wortgetreues, menschennahes Theater. Die Hoffnung des Autoren und Regisseurs, der nach der Inszenierung im Gespräch mit dem Publikum seine Motivation erläuterte:
Empathie erzeugen und zum Engagement animieren
„Ich will vor allem den Menschen des globalen Südens eine Stimme geben, will ihr Schicksal greifbarer machen und uns die Augen öffnen.“ Das Wissen darum, was die Folgen des weltweiten Klimawandels besonders für diese Menschen bedeutet, „ist doch sehr begrenzt“. Mit seiner Inszenierung wolle er Empathie erzeugen und das Publikum animieren, sich zu engagieren.
Die Rückmeldungen aus dem Publikum bei dem von Guido Carl, Vorstandssprecher des BUND Bergstraße, moderierten Nachgesprächs, bestätigten: Michael Rufs Hoffnung, die Zuschauer persönlich zu berühren, ist auch in Heppenheim erfüllt worden.
"Auf die Entscheider einwirken"
Begrüßt wurden die Zuschauer zu Beginn der Veranstaltung von Guido Carl und Ute Gölz, Präses des Evangelischen Dekanats Bergstraße, die sozusagen die „Schirmherrschaft“ für die vom BUND Bergstraße initiierte Veranstaltung übernommen hatte. „Es ist existenziell wichtig, das Thema Klimawandel immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen, auch wenn Teile der Politik das anders sehen“, trat Guido Carl dafür ein, nicht darin nachzulassen, „auf die Entscheider einzuwirken“.
"Es kommt auf jeden von uns an"
Ute Gölz appellierte: „Es kommt auf jeden von uns an – wir dürfen nicht immer nur auf die anderen schielen.“ Jeder könne zum Beispiel durch die Änderung des eigenen Konsumverhaltens einen wichtigen Beitrag leisten, den menschgemachten Treibhauseffekt - Hauptursache des Klimawandels – zu reduzieren. Natürlich seien auch die Institutionen aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten – die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) habe jüngst ein Klimaschutzgesetz in Kraft gesetzt, dessen Ziel es sei, als Landeskirche bis 2035 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einzusparen und bis 2045 klimaneutral zu werden.
Vor und nach der Inszenierung der „Klima-Monologe“ hatten die Gäste die Gelegenheit, sich an den Ständen der Kooperationspartner im Kino-Foyer zu informieren: Projektpartner des BUND Bergstraße waren neben dem Evangelischen Dekanat Bergstraße auch der Weltladen Heppenheim, der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen (Kreisgruppe Bergstraße), der Naturschutzbund (NABU) Bergstraße, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Heppenheim, die Flüchtlingshilfe Heppenheim sowie der Verein zur Förderung der Partnerschaft zwischen Viernheim und Satonévri in Burkina Faso (FOCUS Viernheim), dessen Vorstandsmitglied Gerrit Lohmann die Vereinsarbeit auch auf der Bühne vorgestellt hatte. Der Verein fördert Projekte zur Verbesserung der Lebensgrundlagen, Gesundheitsversorgung und der Bildungs- und Ausbildungssituation.