Propsteistudientag: Pfarrer:innen diskutierten ein neues Führungskonzept aus
„Dienend leiten“ in Zeiten des Wandels
H. WiegersAufmerksam hörten die Teilnehmenden des Propsteistudientages den Ausführung von Dr. Ricarda Schnelle zu.08.10.2024 h_wiegers Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Wenn wir tatsächlich diese Kultur des gegenseitigen Zuhörens und Stärkens, die Kultur des „Servant Leaderships“, in unserer Dienstgemeinschaft praktizieren, dann wird uns das in dieser Zeit des Wandels sehr helfen.“ Mit diesen Worten fasste die Dekanin des Dekanats Nassauer Land, Pfarrerin Kerstin Janott, einige der Erkenntnisse des Propsteistudientages für Pfarrerinnen und Pfarrer der Propstei Rheinhessen und Nassauer Land zusammen.
Pröpstin Henriette Crüwell hatte die Pfarrerschaft aus den 5 Dekanaten „ihrer“ Propstei eingeladen, um sich einmal abseits ihrer alltäglichen Verpflichtungen intensiv mit dem Führungskonzept des „Servant Leadership“ zu beschäftigen. Einem Konzept, das Führungskräften die Funktion des „dienend Leitenden“ zuschreibt. Leitende, die mit Blick auf das Wohl des großen Ganzen nicht nur um die Bedürfnisse der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden wissen, sondern diese auch fragen „Was sind deine Gaben und wie kannst du dich einbringen?“
Im Verlauf des Propsteitages erhielten die Teilnehmenden zunächst von Dr. Ricarda Schnelle, der Studienleiterin der Berliner Akademie für Kirche und Diakonie grundlegende Informationen zum Konzept des „Servant Leadership“, das zwar zunächst vor allem „unternehmerisch gedacht“ und „amerikanisch geprägt“ sei, aber dennoch auch für die Institution der Kirche kompatibel sei. Im Weiteren stellte Dr. Ricarda Schnelle, ordinierte Pastorin der Landeskirche Hannover, einige biblische Bezüge zum Konzept des „Servant Leadership“ her wie z. B. ein Zitat aus dem Markus-Evangelium Kapitel 10, Vers 43, wo Jesus spricht „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.“ Dabei brachte die Studienleiterin durchaus auch die kritischen Aspekte des Führungskonzeptes zur Sprache. Beispielsweise brenne nur zu dienen aus. Dennoch biete das Modell viele positive Effekte wie die Steigerung des Engagements und der Bindung der Mitarbeitenden.
Auf der Basis dieser Informationen, diskutierten die Pfarrer:innen der Propstei in kleinen Runden Fragen zu den Themen, welches Potential dieses Führungskonzept wohl für die Zusammenarbeit in den neuen Verkündigungsteams und für den persönlichen Arbeitsalltag haben könnte. In der Auswertungsrunde thematisierten jüngere Pfarrer:innen z. B., dass in ihrer Ausbildung das Thema „Leitungsfunktion“ zu wenig Raum finde. Oder es wurde kritisch angesprochen, wie man denn mit den Lücken im kirchlichen Angebot, die u. a. auch dadurch entstehen könnten, wenn jede:r nur noch die Aufgaben übernehme, die er oder sie mag, umgehen soll. Mit diesen und viele andere Fragen beschäftigten sich die Pfarrer:innen auch noch im weiteren Verlauf des Propsteistudientags im Rahmen von intensiven kollegialen Gesprächen.
Am Ende des Propsteistudientages, dessen angenehmen Rahmen dankenswerter Weise die Mainzer Auferstehungsgemeinde mit Pfarrerin Jane Sautter und Pfarrer Martin Sautter zur Verfügung stellte, freute sich Pröpstin Crüwell über den guten und lebendigen Austausch zwischen den Generationen und verschiedenen Führungsstilen der Pfarrer:innen und kündigte gleich für den 4. September 2025 den nächsten Propsteistudientag an, zu dem die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, die Theologin Dr. Kristin Jahn, eingeladen ist, über das Thema „Was nährt in Umbruchszeiten?“ zu sprechen.