Tafelarbeit
Ehrenamt fördern
epd/Heike LydingEhrenamtliche Helferinnen und Helfer der Frankfurter Tafel sortieren von Supermärkten gespendete Lebensmittel.18.07.2018 esz-rh Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Tafeln in Deutschland fordern von der Politik eine Stärkung des Ehrenamtes. Das freiwillige Engagement gerate zunehmend unter Druck, etwa durch längere Lebensarbeitszeit und straffere Ausbildungswege, sagte der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl, in Berlin. Dabei seien Ehrenamtliche in zivilgesellschaftlichen Organisationen eine tragende Säule der Gesellschaft.
Engagement belohnen
Die Tafeln fordern deshalb neue Anreize für das Ehrenamt wie etwa das Ansammeln von Rentenpunkten bei langjährigem Engagement. Der Dachverband der Tafeln hat dazu eine Online-Petition mit dem Titel »Rentenpunkte für das Ehrenamt« gestartet.
Hessen liegt vorn
Hintergrund sind neue Zahlen über das ehrenamtliche Engagement bei den mehr als 940 Tafeln. Demnach engagieren sich rund 60.000 Menschen bei den lokalen Tafeln, 90 Prozent von ihnen ehrenamtlich. Allerdings schwankt die Zahl der Helfer sehr stark zwischen Ost- und Westdeutschland. Die meisten Tafel-Ehrenamtlichen seien in Hessen im Einsatz, die niedrigste Ehrenamtsquote bei den Tafeln haben Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Millionen Stunden freiwillige Hilfe
Die Tafel-Aktiven leisteten pro Jahr insgesamt 24 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit, hieß es. Diese Zeitspenden würden einen Wert von 216 Millionen Euro jährlich ergeben, bei einem zugrundegelegten Mindeststundenlohn von neun Euro.
Probleme zu Hilfsorganisationen abgeschoben
Brühl warf zum 25-jährigen Bestehen der Tafeln der Politik Versagen bei der Bewältigung von Armut und Lebensmittelverschwendung vor. »Wir fühlen uns oft von der Politik alleingelassen«, sagte der ehrenamtliche Vorsitzende. Ziel von Politik und Gesellschaft müsse es sein, die Abgehängten und Bedürftigen wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Stattdessen würden gesellschaftliche Probleme auf Hilfsorganisationen wie die Tafeln abgeschoben. Besonders kritisierte Brühl eine zunehmende Altersarmut.
Tafelarbeit seit 1993
Die Tafeln versorgen nach eigenen Angaben inzwischen regelmäßig rund 1,5 Millionen Bedürftige. Hinzu kämen Menschen, die nur gelegentlich gespendete Lebensmittel von der Tafel bezogen haben. Die erste Tafel wurde 1993 in Berlin gegründet.epd
www.tafel.de
Petition: u.epd.de/10kh