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Hessische Unternehmer

Erfolg liegt jenseits der Rentabilität

Peter BerneckerIm Innenhof, Personen an Stehtischen, im Vordergrund die Swing-ComboEin beswingter sommerlicher Abend brachte hessische Unternehmerinnen und Unternehmer mit kirchlichen Führungskräften zusammen.

Rund 100 hessische Unternehmer kamen auf Einladung des Kirchenpräsidenten am Mittwoch zu einem Empfang nach Frankfurt. Und ebensoviele Führungskräfte aus der EKHN waren auch dabei, denn es ging ums Kennenlernen, den Erfahrungsaustausch und um die Frage „Was ist Erfolg?“.

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Gruppenbild, die Diskussionsteilnehmer stehen an zwei Stehtischen im Altarraum der Kirche An einem Stehtisch im Hof des Dominikanerklosters. Band Combo von hinten mit Blick auf das Publikum im Hof Zwei Mitarbeiterinnen des Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung präsentieren einem Gast die Picknickdecke.

Zum bereits zweiten Mal seit 2015 hatte Kirchenpräsident Jung zu einem „sommerlichen Abend“ für Unternehmernehmerinnen und Unternehmer in das Frankfurter Dominikanerkloster eingeladen. Eröffnet wurde der Abend am 28. Juni mit kurzen Impulsvorträgen von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und von der Geschäftsführerin der Vaude Sport GmbH Antje von Dewitz.

Jung ging der Definition von Erfolg entlang der Frage nach, ob die Reformation ein Erfolg gewesen sei. Nein, sie sei eigentlich ein Misserfolg gewesen, denn Luthers Ziel, die Kirche zu reformieren, sei im Grunde gescheitert. Aber langfristig betrachtet seien die reformatorischen Ideen durchaus erfolgreich gewesen und hätten sich durchgesetzt. Dazu gehörten die Freiheit des Individuums, die Selbstbestimmung im Glauben und ein für alle zugängliches Bildungswesen. Luther habe die Frage gestellt: Was muss ich tun, damit Gott mir gnädig ist? Die Antwort sei aber kein Leistungskatalog gewesen, sondern die Einsicht, dass es der Glaube sei, der die Gnade Gottes erringt. „Das Leben aus Gottes Hand als Geschenk zu empfangen und mit anderen zu teilen“ sei Luthers Leitmotiv gewesen, so der Kirchenpräsident.

Unternehmerische Denkschranken überwinden

Die Unternehmerin Antje von Dewitz näherte sich dem Begriff Erfolg auf drei Ebenen. Zum einen sei es ein Erfolg, dass der Neid, der einem als erfolgreiche Unternehmerin entgegengebracht wird, letztlich in ein Vertrauen umgemünzt werde. Das gelinge durch eine transparente Unternehmenspolitik, die letztlich auch das Vertrauen in die Marke stärke. Erfolgreich zu sein sei aber auch eine persönliche Angelegenheit, so von Dewitz. Gerade als Unternehmerin habe sie die Erfahrung gemacht, etwas gestalten zu können. Dazu gehöre, dass sie Mut gehabt habe, Denkschranken zu überwinden. Ihr sei es gelungen, aus dem Betrieb, den sie 2009 von ihrem Vater übernommen hat, ein nachhaltig verantwortungsvoll handelndes Unternehmen zu machen. Und hier sei die dritte Ebene, die von Dewitz als Erfolg definierte: Für sie stehe die Gemeinwohlökonomie im Vordergrund. Hier gehe es nicht um die alleinige Rentabilität der eigenen Firma. Gemeinwohlökonomie habe im Blick, dass Produktion und Handel sozial gerecht und ökologisch einwandfrei seien. Von Dewitz sei stolz, dass die in Tettnang ansässige Vaude GmbH nicht nur für ihren wirtschaftlichen Erfolg ausgezeichnet worden sei, sondern auch für ihr umweltbewusstes Wirtschaften.

Wie vergleichbar sind persönlicher und beruflicher Erfolg?

In einer anschließenden Gesprächsrunde, an der neben Jung und von Dewitz auch der Hessische Unternehmer Jürgen Streit teilnahm, fragte der Wirtschaftsjournalist Michael Opoczynski nach der Verbindung von persönlichem und beruflichem Erfolg. Für die Unternehmer wie auch für den Kirchenpräsident war klar, dass das nicht zu trennen sei. Für den Unternehmer Streit steht die persönliche Authentizität an oberster Stelle. Nur wer mit sich im Reinen sei, habe gute Chancen auch wirtschaftlich „gut“ zu sein. Von Dewitz betonte, dass es die gleichen Werte sein müssten, die man privat wie beruflich vertrete. Aber gerade sie als vierfache Mutter, trenne das Familienleben schon vom Beruf, damit die Familie nicht zu kurz komme. Und genau das ermögliche sie auch den Mitarbeitenden ihrer Firma: familiengerechte Arbeitszeiten und zum Beispiel auch eine betriebseigene Kinderbetreuung.

Kirchenpräsident Jung gestand, dass man in der Kirche nicht gerne über Erfolg spreche. Zwar gehe es für ihn als Person in einer Leitungsfunktion auch um die nackten Zahlen wie beispielsweise Mitgliederentwicklung oder Kirchenfinanzen. Er habe aber auch die Erkenntnis, dass „das Wichtigste nicht von uns Menschen herstellbar sei.“ Der Glaube zeige: „Es ist nicht alles verfügbar“.

Ein erfolgreiches Leben wäre ... 

Auf die Frage: Wenn ich mal auf mein Leben zurückblicke, möchte ich sagen können …
sagte Antje von Dewitz: „… ich habe mich stets bemüht.“  
Jürgen Streit: „… ich war nicht allein.“
Volker Jung: „… ich kann allen Menschen, denen ich begegnet bin, in die Augen schauen.“

Im Hof des Dominikanerklosters klang der Abend aus mit Gesprächen und Musik von der Swing-Combo des Evangelishcen Gymnasiums Bad Marienberg und der Gruppe „Shook“.

Bereits 2015 hatte der Kirchenpräsident hessische Unternehmer eingeladen. Der damalige Abend stand unter dem Thema „Gesellschaft, Wirtschaft, Familie. Beziehungen, die Menschen stark machen“. Dem Kirchenpräsidenten geht es bei diesen Einladungen vor allem darum, die Kontakte der EKHN zu mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern zu vertiefen und im Gespräch zwischen ihnen und Führungskräften der Kirche die Themen und Positionen der Unternehmen zu wichtigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Fragen aus erster Hand kennenzulernen. Dabei geht es weniger um tagesaktuelle Themen als um grundsätzliche Fragen, mit denen sich gerade auch Menschen, die in der Unternehmensleitung Verantwortung tragen, auseinandersetzen. Die Veranstaltung wird vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung organisiert.

 

 

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