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Erste Hilfe für die Seele

Nicole Weisheit-ZenzGeneralvikar Dr. Sebastian Lang und stellvertr. Kirchenpräsidenten Ulrike Scherf mit den Mainzer Notfallseelsorgern

Die Ökumenische Notfallseelsorge Mainz ist nun schon seit 25 Jahren in Rufbereitschaft. Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung am 4. April 2000 ist sie ein fester Bestandteil der Notfallversorgung in Mainz und ein Angebot der Fürsorge in dunklen Momenten des Lebens. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem festlichen Gottesdienst in St. Bernhard in Mainz-Bretzenheim.

Die Leitung lag in den Händen von Generalvikar Dr. Sebastian Lang aus dem Bistum Mainz, der die Arbeit der Notfallseelsorge würdigte und für das langjährige Engagement dankte, und Pfarrerin Ulrike Scherf, die als stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) selbst viele Jahre in der Notfallseelsorge tätig war. Teil der musikalischen Gestaltung war auch ein „Rettungshelferlied“, bei dem die gesamte „Blaulichtfamilie“ mit einbezogen wurde. Haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende aus Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und weiteren Organisationen feierten den Jubiläumsgottesdienst der Notfallseelsorge in enger Verbundenheit mit.

In ihrer Predigt zog Ulrike Scherf Parallelen zwischen Worten des Propheten Jesaja und der heutigen Arbeit der Notfallseelsorger. Den Bibelvers „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen“ sah sie als starkes Bild für Widerstandskraft und Hoffnung, besonders in Krisenzeiten. „Dramatische Ereignisse hinterlassen Narben in der Seele“, sagte sie, „vor allem wenn von einem Moment auf den anderen nichts mehr so ist, wie es vorher war.“ In Schock und Verzweiflung sind Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger auf Wunsch vor Ort um anderen zur Seite zu stehen. Als Christinnen und Christen sind sie für alle da, die Hilfe brauchen – unabhängig von Religion, Alter oder Herkunft. Sie bringen ihre Glaubens- und Einsatzerfahrungen mit und leisten „Erste Hilfe für die Seele“, damit die Betroffenen in ihren schlimmsten Stunden nicht allein bleiben.

Was vor 25 Jahren als Initiative engagierter Hauptamtlicher aus den beiden Kirchen begann, hat sich zum festen Bestandteil der Notfallversorgung entwickelt. Durch die gute Zusammenarbeit in der Rettungskette kann in akuten Krisensituationen rasch seelischer Beistand geleistet werden, den viele Betroffene und Angehörige in solchen extremen Momenten dringend benötigen. Im Jahr 2023 war die Notfallseelsorge Mainz 100 mal vor Ort, 2024 waren es sogar 130 Einsätze, was die Anerkennung und den Stellenwert dieser Arbeit zeigt. Sie leisten Unterstützung nach erfolglosen Reanimationen, bei der Überbringung von Todesnachrichten, bei Bränden, nach Verkehrsunfällen und Suiziden. Auch bei Großschadenslagen wie der Evakuierung im Zusammenhang mit Bombenentschärfungen sind sie da um Ängste zu mildern. Bei Verkehrsunfällen können sie unverletzte Personen begleiten oder auch vorübergehend die Betreuung von Kindern übernehmen, bis andere Angehörige eingetroffen sind. 

Die Hauptaufgabe der Notfallseelsorger besteht darin, anderen in Not beizustehen, geeignete Worte zu finden oder schweigend da zu sein. In dramatischen Situationen versuchen sie Trost zu spenden und den Betroffenen zu helfen, die nächsten Schritte zu gehen. Sie bieten Unterstützung beim Abschiednehmen und stehen auch Einsatzkräften nach besonders belastenden Einsätzen zur Seite. Die meisten der rund 30 Personen im Mainzer Team sind ehrenamtlich tätig und bringen persönliche und berufliche Erfahrungen ein. Was früher von kirchlichen Hauptamtlichen getragen wurde, ist heute zu einem weit darüber hinausgehenden Dienst geworden, unabhängig vom jeweiligen Beruf.

Ernennung und Auszeichnung

Im Rahmen des Jubiläumsgottesdienstes wurden auch neue Ehrenamtliche in ihren Dienst eingeführt: Christine Becker, Petra Kopatsch-Dautenheimer und Kai Dornbusch wurden mit Segenswünschen in ihren Dienst gesendet. Ihre Ausbildung umfasste, wie es landesweit üblich ist, etwa 120 Stunden Unterricht, zudem konnten sie erfahrene Kolleginnen und Kollegen vorab bei Einsätzen begleiten. Generell stehen alle Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger unter Schweigepflicht und sind von der Kirche für diesen Dienst beauftragt. Zu erkennen sind sie in Mainz auch an neuen lilafarbenen Funktionsjacken, die nötige Sicherheits-Anforderungen für Einsätze in Notfallsituationen erfüllen.

Der Festgottesdienst bot einen würdevollen Rahmen für die Auszeichnung von Matthias Teutsch als Gründungsmitglied der Notfallseelsorge Mainz. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand hat schon von Anfang an seine Seelsorgekompetenz mit eingebracht. Beim anschließenden Empfang gaben er und andere Mitglieder der Notfallseelsorge Einblicke in die Arbeit. Auch Dekan Andreas Klodt hob hervor, wie wichtig der Dienst im Sinne der Nächstenliebe ist. Moderiert wurde die Gesprächsrunden mit Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Angebots von Pastoralreferent und Leiter der Notfallseelsorge im Bistum Mainz, Markus Reuter, und von Pfarrer Johannes Hoffmann. Für das Catering sorgte die neue „Sondereinsatzgruppe Versorgung“, als Generalprobe vor ihrer offiziellen Gründung. Die Gruppe besteht aus über 30 Mitwirkenden aus verschiedenen beruflichen Bereichen und kann bei längeren Einsätzen künftig auch vor Ort Getränke und stärkende Speisen anbieten.

Info: Notfallseelsorge Mainz im Überblick

Die Ökumenische Notfallseelsorge Mainz wird getragen vom evangelischen Dekanat Mainz und vom Bistum Mainz. Ihr Einsatzgebiet umfasst die Stadt Mainz und Budenheim. Die Notfallseelsorge ist rund um die Uhr in Rufbereitschaft und wird über die zentrale Leitstelle der Rettungsdienste in Mainz angefordert, wenn Betroffene, Angehörige, Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste dies wünschen. 

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