Die Autorin Katarina Schickling rät dazu, sich beim Thema Ernährung nicht verrückt machen zu lassen
Essen soll mit Lust zu tun haben
Nicole Weisheit-ZenzAn Butter findet Katarina Schickling erst einmal nichts Schlechtes.04.05.2017 esz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
»Aber bitte mit Sahne«: Den Schlager von Udo Jürgens mag auch die Filmemacherin und Journalistin Katarina Schickling im Ohr gehabt haben, als sie den Titel für ihr neues Buch wählte: »Aber bitte mit Butter«. Als sie zu Gast im Familienzentrum auf dem Mainzer Lerchenberg war, schaute sogar der Reformator Martin Luther auf die Butter – vom Bild im Gemeindezentrum aus.
»Sag mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist«, begrüßte Leiterin Isa Mann die Zuhörer. Selten war es so kompliziert, mal eben mit Freundinnen zusammen essen zu gehen und für alle gleich etwas Passendes zu finden, bestätigte Lilo Behringer von der Familienbildung – oder gar selbst für eine größere Gruppe zu kochen. Gesund sollte man sich ernähren, logisch. »Doch was heißt das denn genau?«, fragte Schickling in die Runde. Fünf Mal Obst und Gemüse am Tag, wenig Fett, viel Vollkorn?
Der Körper weiß schon, was er braucht
»Essen sollte etwas mit Lust zu haben«, stellte sie klar, »und nicht Angst machen.« Denn der Körper sei schon von sich aus sehr gut darin, sich mit dem zu versorgen, was er tatsächlich braucht. »Und das ohne große Anstrengung.« Also: beim Thema Ernährung bitte entspannt bleiben. Denn ungesund zu leben sei weniger eine Frage der Ernährungsweise und Zusammensetzung, sondern vor allem der Menge.
Mit manch gängigen und erstaunlich langlebigen »Ernährungsmythen« setzte Schickling sich bei der Recherche für ihr Buch auseinander, beleuchtete wissenschaftliche Ergebnisse und vermeintliche Fakten näher. Verständlich wird manch bisher Festgefügtes relativiert, sei es zur Panikmache vor zu viel Cholesterin in Eiern, vor Butter oder zum angeblichen Nutzen von vielen Ballaststoffen, Fischölpräparaten und anderen Nahrungsergänzungsmitteln.
Vitaminmangel gibt es heute fast gar nicht mehr
Sie übte Kritik an der »Geschäftsmacherei der Pharmaindustrie«, die in ihren Augen den Vitaminmangel erfunden zu haben scheint, um entsprechende Gegenmittel teuer zu verkaufen. Doch vorausgesetzt, man ist frei von chronischen Krankheiten, sei es heute kaum möglich, zu wenig Vitamine zu sich zu nehmen. Ihre Empfehlung: Besser schauen, dass nicht zu viele Vitamine verloren gehen, ob durch Lagerzeiten und Transportwege, unreif geerntete Früchte, langes Warmhalten.
Mehr auf das eigene Empfinden achten, die Mahlzeiten möglichst am Tisch zu sich nehmen statt nebenher, saisonal und regional einkaufen – »damit macht man schon vieles richtig«, sagt Schickling.
Von Nicole Weisheit-Zenz