Archäologie
Evangelische Kirche will mutmaßliches Bischofsgrab in Mainz öffnen
Volker RahnGrabung in der Johanniskirche22.05.2019 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Volker RahnArchäologische Grabung in der JohanniskircheEin internationales Forscherteam soll einen bei archäologischen Grabungen in der evangelischen Mainzer Johanniskirche entdeckten Steinsarkophag und dessen Inhalt untersuchen. Dazu solle die Grabstätte am 4. Juni in einem aufwendigen Prozedere geöffnet werden, teilte das evangelische Dekanat Mainz am Dienstag mit. Die verantwortlichen Wissenschaftler erhoffen sich davon Erkenntnisse über die Mainzer Stadtgeschichte in der Zeit vor rund 1.000 Jahren und über die frühere Funktion der Kirche, die als Vorgängerbau des benachbarten Mainzer Doms gilt.
Bei dem im Mittelschiff der Kirche freigelegten Sarkophag könnte es sich um die letzte Ruhestätte des 1021 verstorbenen Mainzer Erzbischofs Erkanbald handeln. Nach Angaben des wissenschaftlichen Forschungsleiters an St. Johannis, Guido Faccani, steht aufgrund der Gestaltung des Sargdeckels fest, dass die im frühen 11. Jahrhundert dort bestattete Person eine privilegierte gesellschaftliche Stellung innehatte. Um die zwei Tonnen schwere Steinplatte anzuheben, die das Grab verschließt, soll eigens ein Kran in der Kirche aufgebaut werden. Die Details der geplanten Graböffnung wollen das Dekanat und das ständige Grabungsteam in der kommenden Woche bekanntgeben.
St. Johannis, der Vorgängerbau des benachbarten Mainzer Doms, ist eine der ältesten Kirchen Deutschlands mit teilweise noch erhaltenem Mauerwerk aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. Auslöser für die 2013 begonnenen, großangelegten Grabungen in der Kirche war der Austausch einer Heizungsanlage, bei dem Arbeiter einen frühmittelalterlichen Fußboden freigelegt hatten. Nachdem die Kirche mehrere Jahre lang wegen der Arbeiten komplett geschlossen war, finden dort seit April wieder regelmäßig Gottesdienste in einem provisorisch dafür hergerichteten Bereich statt. Ein Nutzungskonzept für die Zeit nach dem Abschluss der Forschungs- und Bauarbeiten in St. Johannis soll bis Ende 2019 verabschiedet werden.
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