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Flüchtlinge in Frankfurt

Flüchtlinge aus Gutleutkirche ziehen aus

Esther StoschJürgen Mattis und Achim Knecht„Wir haben unter den Flüchtlingen in der Gutleutkirche viele starke Persönlichkeiten und Lebensgeschichten kennen gelernt", sagt Jürgen Mattis vom Evangelischen Regionalverband in Frankfurt.

Die Frankfurter Gutleutkirche soll ein Jugendhaus werden. Daher wird die Notunterkunft für die Flüchtlinge aufgelöst. Sie sollen in Frankfurt bessere Unterkünfte bekommen. Die Evangelische Kirche in Frankfurt appelliert an die Gesellschaft und die Politik, sich den humanitären Herausforderungen zu stellen.

Anfang August müssen auch die letzten Flüchtlinge die Frankfurter Gutleutkirche verlassen. Das Gebäude soll nun seinem Eigentümer, der Stadt Frankfurt, übergeben werden. Die Kirche soll zum dringend benötigten Jugendhaus für das Gutleut- und Bahnhofsviertel umgebaut werden.

Damit ist die Notunterkunft für anerkannte Flüchtlinge aus südeuropäischen EU-Ländern ohne deutschen Aufenthaltsstatus, vorbei. Den 19 dort noch lebenden Flüchtlingen will der Evangelische Regionalverband Frankfurt andere und besser ausgestattete Notunterkünfte zur Verfügung stellen. Zumindest noch bis der kommende Winter vorbei ist.

Fast zwei Jahre Notunterkunft Gutleutkirche

Der Regionalverband hatte vor einem Jahr auf eine Räumung der Kirche aufgrund der Bauverzögerungen und ihres Leerstandes verzichtet. Seit Herbst 2013 leben hier Menschen auf engstem Raum. Mit ihnen wurden Regeln eines funktionierenden Zusammenlebens vereinbart und es konnte durch Beratung, Begleitung und seelsorgerliche Unterstützung der Flüchtlinge die Zahl der in der Gutleutkirche lebenden Flüchtlinge nach und nach verringert werden.

Der Evangelische Regionalverband bedankt sich für die Begleitung und Unterstützung durch viele Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, durch die Medien und durch Behörden und Institutionen. Ein besonderer Dank gilt den zahlreichen Ehrenamtlichen von teachers on the road, no border, der Tafel Frankfurt, der AWO Frankfurt für die Essensangebote und dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt für die gute medizinische Betreuung.

Dauerhafte Finanzierung nicht möglich

Durch den Betrieb der Notunterkunft konnten wichtige Einblicke in die Lebenssituation und Beweggründe der Flüchtlinge gewonnen werden, ebenso in die Bedingungen von illegaler Beschäftigung und Ausbeutung im „Wirtschaftraum Rhein-Main“. Eine dauerhafte Finanzierung einer solchen Notunterkunft zur befristeten Unterbringung ist der Evangelischen Kirche nicht möglich.

Der Regionalverband will sich jedoch weiterhin mit seinen Flüchtlingsberatungsstellen im Haus am Weißen Stein und in Frankfurt-Höchst der Menschen ohne Aufenthaltsstatus annehmen und mit seinen Möglichkeiten in kirchlichen, zivilgesellschaftlichen und kommunalen Arbeitskreisen für eine Verbesserung der humanitären Versorgung dieser Menschen eintreten sowie nach seinen Möglichkeiten humanitäre Hilfe leisten.

Kirche fordert von Gesellschaft und Politik die Lage der Flüchtlinge zu verbessern

Verbunden mit dem Auszug der Flüchtlinge aus der Gutleutkirche appelliert der Regionalverband an die Frankfurter Stadtgesellschaft und an die Frankfurter Stadtpolitik, sich der Problematik der EU-Schutzberechtigten ohne Aufenthaltsstatus, insbesondere aus humanitären Gründen, zu stellen. Sowohl die Kommune als auch das Land können durch Schaffung weiterer kostenfreier Zugangsmöglichkeiten zu Regeleinrichtungen, die prekäre Lage der statuslosen Hilfebedürftigen entscheidend verbessern.

Nach Einführung einer kostenfreien medizinischen Grundversorgung durch die humanitäre Sprechstunde im Gesundheitsamt und der Malteser im Markuskrankenhaus und nach Ermöglichung des Schulunterrichts für statuslose Kinder und Jugendliche durch die Landesgesetzgebung sollte insbesondere der kostenfreie Zugang zu Krabbelstuben und Kindertagestätten, der Zugang zu Einrichtungen der Obdachlosenhilfe und die Verstärkung der Sozial- und Wanderungsberatung für diese Zielgruppen in Erwägung gezogen werden, sowie die Möglichkeiten, Aufenthaltserlaubnisse zum Zwecke der Erwerbstätigkeiten zu erteilen.

In einer Erklärung des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unterstützt Volker Jung diese Anliegen um Schutzberechtigte „nicht länger unter Brücken und in irregulären Beschäftigungsverhältnissen zu lassen“. Er appelliert hier insbesondere an die Politik.

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