2000 Zuschauer erleben mitreißendes Musical des Musicalchors der Kirchengemeinde Treis
„Footloose“ in Treis – wenn Kirche zur Bühne wird
Patricia Luft
24.10.2025
ast
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Als die Lichter in der Sport- und Kulturhalle Treis ausgingen und die ersten Takte erklangen, war klar: Hier passiert etwas Besonderes. Sechs nahezu ausverkaufte Vorstellungen des Musicals Footloose haben rund 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer begeistert, berührt und mitgerissen. Der Musicalchor der Evangelischen Kirchengemeinde Treis hat es wieder geschafft – mitreißende Musik, ausdrucksstarker Tanz, großartige Stimmen und eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung auf und hinter der Bühne.
Im Mittelpunkt der Handlung: Ren McCormack, der tanzbegeisterte Teenager aus Chicago, der nach dem Umzug in die konservative Kleinstadt Bomont auf eine Mauer aus Regeln und Verboten stößt. Mit seinen neuen Freunden kämpft er gegen das Tanzverbot der Stadt – und zeigt, dass Freiheit, Musik und Lebensfreude nicht zu unterdrücken sind. Mit energiegeladenen Songs, witzigen Dialogen und ergreifenden Momenten erzählte der Chor die Geschichte eines Aufbruchs, der Mut macht – und genau das spürte man im Saal: pure Lebensfreude, Rhythmus, Gänsehaut.
„Ich liebe diese Kombination aus Solo- und Chorgesang, Schauspiel und Tanz, wie sie nur das Musical vereint“, sagt Dekanatskantorin Daniela Werner, die das Projekt seit fast 20 Jahren leitet. „Aber das Schönste ist, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer so wichtigen Lebensphase begleiten zu dürfen – ihnen einen Raum zu geben, in dem sie sich entfalten, ausprobieren und über sich hinauswachsen können.“
Seit September 2024 probten die 34 Sängerinnen und Sänger jeden Mittwochabend. Hinzu kamen zwei dreitägige Musicalcamps im März und August, rund zehn Samstagsproben, zahlreiche Solo- und Choreoproben – ein immenses Engagement. Und das Ergebnis konnte sich hören und sehen lassen: Die komplette Musik war live gespielt. Die sechsköpfige Band – bestehend aus Daniela Werner, Manni Klein und Daniel Schulz (Keyboards), Frank Warnke (Gitarre), Peter Herrmann (Bass) und Markus Leukel (Schlagzeug) – sorgte für das volle 80er-Jahre-Feeling, das Footloose so besonders macht.
Auch technisch war die Produktion ein Sprung nach vorn: Erstmals trug jedes Chormitglied ein eigenes Headset – 34 Mikrofone in Aktion! Ein Novum, das für mehr Bewegungsfreiheit, bessere Klangqualität und spektakulärere Choreografien sorgte. Die technische Leitung übernahm H.N.E. Service unter Henrik Eckl, mit Niko Jäger (Ton), Jannik Schäfer und Leon Becker (Licht). „Das war eine echte Herausforderung mit all den Funkfrequenzen“, erzählt Werner. „Aber es hat sich absolut gelohnt – der Chor war präsent wie nie zuvor.“
Weil das Musical selbst eine Hommage an das Tanzen ist, stand diesmal die Choreografie im Zentrum. Unterstützung kam vom professionellen Musicaldarsteller Maik Eckhardt aus Heuchelheim, der in der Szenenarbeit wertvolle schauspielerische Tipps gab und als Choreo-Lead Teile der Songs entwickelte und mit dem Chor und den Solisten erarbeitete, damit die Dance Captains Melina Bender und Ann-Sophie Hallaschka sie dann in den Folgewochen wiederholen und vertiefen konnten.
Was auf der Bühne so leicht und selbstverständlich wirkte, war das Ergebnis unzähliger Stunden Arbeit – und eines großen Teams. Neben den 34 Sängerinnen und Sänger waren über 40 weitere Helferinnen und Helfer im Einsatz:
Das Organisationsteam um Kerstin und Gregor Ewald (Gesamtleitung aller organisatorischen Bereiche), Katja und Egon Bauer (Finanzen), Susanne und Frank Biedenkopf, Maik und Jasmin Kleinert, Claudia Schneider und Birgit Heck (Catering, Cocktailbar), Rosita und Oliver Steinbach (Getränke), Michael Schneider und Paul Glawion (Kulissenbau), Myriam Bergmann-Franke (Bestuhlung, Videos), Anni Hillgärtner, Cathrin Schuch und Erika May (Kostüme). Für Maske und Styling sorgten Inga Jung, Fabienne Ulrich, Nellie Reuß, Ann-Sophie Hallaschka und Lilly Wißner. Das Social-Media-Team – Lilly Wißner, Meike Weber, Carolina Schnepp, Ann-Sophie Hallaschka und Melina Bender – gab dem Projekt auch online ein Gesicht. Und natürlich halfen viele Eltern und Freunde im Hintergrund – beim Einlass, im Catering, beim Auf- und Abbau.
Die Resonanz war überwältigend: tosender Applaus, Standing Ovations, leuchtende Augen. „Es ist immer wieder berührend zu sehen, mit welcher Energie und Freude die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der Bühne stehen“, sagt Daniela Werner. „Und wie das Publikum diese Begeisterung aufnimmt – das ist Kirche, die man spürt.“
Seit der Gründung 2006 mit sieben Mädchen hat sich der Chor zu einem Aushängeschild kirchlicher Jugendarbeit im Evangelischen Dekanat Gießener Land entwickelt. Heute kommen die Mitwirkenden aus der gesamten Region – von Allendorf über Londorf, Grünberg, Staufenberg, Wißmar bis nach Gießen und Marburg. Die bisherigen Produktionen reichen von „Aida“ und „Jesus Christ Superstar“ über „Die zehn Gebote“, „Die Schöne und das Biest“, „Natürlich blond“ und „Becky sharp“ bis hin zu „Starlight Express“, „9 to 5“ und nun „Footloose“.
Bei der letzten Aufführung von Footloose war die Stimmung noch einmal besonders emotional. „Da war alles – Freude, Erleichterung, Wehmut. Man merkt, wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt“, erzählt Daniela Werner. Beim Schlussapplaus lagen sich alle in den Armen, ein echtes „Gruppenkuscheln“ auf der Bühne, wie Werner es nennt.
Und es geht weiter: Nach einer kurzen Pause probt der Musicalchor bereits für die Krippenspiel- und Silvestergottesdienste in Treis und Kirchberg. Im Sommer 2026 steht ein Benefizkonzert an, bevor die nächste große Musicalproduktion startet. „Ich wünsche mir, dass dieses Angebot weiterhin so viele junge Menschen erreicht“, sagt Werner. „Denn hier entsteht Gemeinschaft, die trägt – mit Musik, Respekt und Vertrauen.“
Wer den Musicalchor Treis erlebt, spürt: Hier wird Kirche lebendig. Hier bekommt Glaube Rhythmus, Musik Herz und Gemeinschaft eine Stimme. Und wenn am Ende 34 junge Menschen im Scheinwerferlicht singen: Let’s hear it for the boy! – dann ist das nicht nur eine Hommage an das Musical. Es ist ein Bekenntnis zum Leben.










