Sonntagsgedanken
Fürchtet euch nicht – Zuversicht, die trägt
28.12.2025
ts
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Die Weihnachtstage liegen hinter uns, und es wird stiller. Der Glanz der Lichter verblasst, der Alltag kündigt sich wieder an. Der 27. Dezember gehört zu den Tagen zwischen den Jahren – einer besonderen Zeit, die einlädt, innezuhalten und zu fragen: Was bleibt von Weihnachten, wenn das Fest vergangen ist?
Die Weihnachtsgeschichte erzählt von Gottes Nähe unter schwierigen Bedingungen. Nicht im Schutz eines Hauses, sondern im Stall von Bethlehem beginnt dieser Weg. Nicht die Einflussreichen, sondern die Hirten auf dem Feld hören zuerst die Botschaft: „Fürchtet euch nicht.“ Das weckt in ihnen Zuversicht, allerdings keine heldenhafte. Diese Zuversicht gehört Menschen ohne Macht und ohne Sicherheiten. Die Hirten haben keine Beweise, keinen Plan und keine Garantien. Sie haben nur dieses Wort, das ihnen zugesprochen wird – und sie nehmen es ernst.
Ihre Zuversicht besteht nicht darin, alles zu verstehen. Sie zeigt sich darin, dass die Hirten sich in Bewegung setzen: Sie gehen los, sehen nach, lassen das Vertraute zurück. Ihre Zuversicht ist eine gehende Zuversicht – tastend, fragend, aber offen und vertrauensvoll. Und genau darin wird sie tragfähig.
Auch unsere Wirklichkeit ist nicht perfekt. Gerade im ländlichen Raum sind Wege weit, Ressourcen begrenzt, Verantwortung liegt oft auf wenigen Schultern. Und doch erfahren wir, was trägt: wenn Menschen einander wahrnehmen, füreinander Zeit finden und Verantwortung teilen. Wo nicht zuerst gefragt wird, was mir zusteht, sondern wo ich gebraucht werde, gewinnt Zuversicht Gestalt.
Zuversicht ist nicht die naive Erwartung, dass alles gut wird. Sie ist der bewusste Entschluss: Es lohnt sich, das Gute zu tun – auch dann, wenn der Ausgang offen bleibt.
Weihnachten verheißt keine schnellen Lösungen, wohl aber eine verlässliche Gegenwart. Gott geht den Weg mit – Schritt für Schritt.
Das Licht von Weihnachten ist kein flüchtiger Schein. Es bleibt. Und es weist den Weg, auch jenseits der Festtage.
Möge dieses Licht uns Zuversicht schenken und den Mut, die kommenden Wege miteinander zu gehen.
Ihre
Dr. Dorette Seibert
Pfarrerin und Dekanin
