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„Gott zur Ehre soll es klingen“

Nicole Weisheit-Zenz

Stehenden Beifall gab es für die Uraufführung eines modernen Weihnachtsoratoriums von und mit Julian Mörth am dritten Advent. Die zentrale Botschaft – die Geburt Jesu als immer wieder neu erfahrbare Wirklichkeit – zog sich wie ein roter Faden durch das Werk. Bewusst sollten Texte und musikalische Gestaltung leicht verständlich sein, um auch für weniger religiös und kulturell Interessierte Weihnachten begreifbarer zu machen, als Geschehen in Hier und Heute.

In der evangelischen Kirche Ober-Olm und in der katholischen Kirche Zornheim war das neue Weihnachtsoratorium nun in wunderbarem Zusammenklang aller Mitwirkenden zu erleben: mit Sprecher Horst Scheffler, dem vierstimmigen Chor „Evangelicanta“ der Weinberggemeinde, dem Ebersheimer Kammerorchester, den Sopran-Solistinnen Annick Mörth und Cathrin Haagn, mit Bariton Felix Boege, unter der Gesamtleitung von Komponist und Dirigent Julian Mörth.

Jahrgang 1990, studierte er Klavier und Chorleitung und komponiert schon seit seiner Kindheit. Sein Werkverzeichnis umfasst inzwischen mehr als 130 Stücke, vielfach ausgezeichnet. Er selbst betont, dass es kein theologisches Vorwissen brauche, um das Geschehen zu verstehen. Gerade weil er sich selbst als nicht besonders religiös beschreibt, hat er auch jene im Blick, die allenfalls an Heiligabend biblische Geschichten hören. Die Idee zum eigenen Oratorium reifte und wurde im Sommer in intensiven Arbeitswochen umgesetzt. Quasi maßgeschneidert schuf er das Werk für die Chor- und Orchesterbesetzung vor Ort, gut umsetzbar für engagierte Laien.

Die Texte für das deutschsprachige Librettos stellten Barbara Mutschler und Horst Scheffler zusammen. Sie sollten verständlich sein, berühren und bewusst nicht nur Idylle zeichnen. Julian Mörth, der sich gern von Filmmusik inspirieren lässt, kombinierte das Gesagte und Gesungene mit Advents- und Weihnachtsliedern, teils in neuen Klangfarben. Die Mischung aus Vertrautem mit Wiedererkennungswert und spannendem Neuem kam auch weniger Konzerterfahrenen entgegen. Das Oratorium setzte bei der Schöpfung an und führte hin zur Geburt des Messias.

Bewegend wirkte die Verkündigung an Maria, bevor das Herzstück der Weihnachtsgeschichte folgte: Hirten machten sich auf den Weg, Gott zur Ehre meinte man die Engel singen zu hören, Sterndeuter waren unterwegs. Die Melodie „Ich steh an deiner Krippe hier“, mit orientalischen Klängen unterlegt, ließ gedanklich Bilder von Wüste und Kamelen entstehen. Bewusst wurden auch dunkle Ereignisse nicht ausgespart: von Herodes, der dem neu geborenen König nach dem Leben trachtete und auch viele andere Kinder nicht verschonte, von der Flucht nach Ägypten. Eindrucksvoll wirkten die musikalischen Kontraste mit Dramatik und Zartheit, Paukenschlägen und Querflöte, Leid und Freude, die nah beieinanderliegen – in der Musik wie im Alltagsleben.

Der stehende Applaus nach dem jubilierenden Abschluss rührte auch die Mitwirkenden sichtbar und wurde nach den intensive Probenwochen als Anerkennung und Ansporn für kommende Projekte empfunden. Neue Mitwirkende sind willkommen: Der Chor „Evangelicanta“ gestaltet Gottesdienste und Konzerte mit, auch das Ebersheimer Kammerorchester ist vielseitig aktiv.

Weitere Informationen im Internet: www.evangelicanta.de | ebersheimer-kammerorchester.com

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