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Hat die Familienferienstätte Ebernburg noch eine Zukunft?

Der Bund plant Einsparungen im sozialen Bereich. Das trifft auch die gemeinnützigen Einrichtungen für Familien. Was das für das Angebot auf der historischen Burg bedeutet.

Bad Kreuznach. Rund 17.000 Gäste übernachten jeden Jahr in der evangelischen Familienferien- und Bildungsstätte auf der Ebernburg. 70 Zimmer mit insgesamt 120 Betten stehen dort Familien, aber auch Vereinen oder für Tagungen, zur Verfügung. „2022 waren 55 Prozent der Gäste Familien“, sagt Geschäftsführerin Iris Kessel. Gerade für sie ist das Angebot der Einrichtung attraktiv, da es längst nicht so teuer ist wie ein Hotel. Und trotzdem haben Eltern und Kinder hier ihr eigenes Zimmer und können auf Wunsch Vollpension dazu buchen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde im Haus ein Spielzimmer für die Kleinen eingerichtet und der Spielplatz neu gestaltet. In den Ferien wird außerdem ein buntes Programm von Waldwanderung bis Kinderschminken angeboten.

Doch während Familien und Vereine hier eine sorgenfreie Zeit genießen können, stellen sich Iris Kessel und ihr Team derzeit die Frage, ob sie ihr Angebot künftig in der gewohnten Form aufrechterhalten können. Denn: Die Bundesregierung plant, sich aus der Mitfinanzierung der Ferienangebote zurück zu ziehen. Dabei geht es nicht im den laufenden Betrieb, der mit den Zahlungen der Gäste finanziert werden kann, sondern um Sanierung und Modernisierung. Bislang wurden die Ferienstätten dabei, ebenso wie bei größeren Anschaffungen, finanziell unterstützt. Ein Drittel der Mittel kamen vom Bund, ein Drittel vom Land. Das restliche Drittel haben die Einrichtungen selbst bezahlt. Nun hat der Bund angekündigt, seine Förderung einzustellen.

Deshalb hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung e. V. (BAG FE) einen Brandbrief verfasst. Insgesamt gibt es in Deutschland 83 gemeinnützige Familienferienstätten. Sie fürchten, wenn die Bundesregierung ihre Pläne in die Tat umsetzt, „dass immer weniger Einrichtungen der gemeinnützigen Familienerholung als Teil der sozialen Infrastruktur zukünftig erhalten bleiben könnten“, heißt es in dem Brandbrief. Das würde nicht nur Familien, sondern auch Kirchenchöre, eine Sprachschule, verschiedene Vereine oder eine Dudelsackgruppe, die zum Beispiel die Ebernburg als Unterkunft nutzen, treffen.

Eine Einschätzung, die Iris Kessel teilt, weil sie weiß, wie viel Geld es kostet, eine Ferienstätte, die zudem noch Teil eines historischen Gebäudes ist, zu erhalten. So hat etwa der Wiederaufbau einer kürzlich zusammengefallenen Mauer 80.000 Euro gekostet. Derzeit sind zwar alle Räumlichkeiten für die Gäste nutzbar, doch die letzten Renovierung liegt bereits längere Zeit zurück. „Unser Hauptgebäude, das Haus Sickingen, wurde zuletzt vor 21 Jahren renoviert“, sagt die Geschäftsführerin. Dabei würde sie gerne die Zimmer modernisieren und auch den Eingangsbereich neu gestalten. Doch das geht ohne die Hilfe des Bundes nicht. Die BAG FE hat in ihrem Brief an die Regierung ebenfalls klargemacht, dass die geplante Mittelkürzung aus ihrer Sicht „nicht hinnehmbar“ ist.

Iris Kessel blickt trotzdem positiv in die Zukunft und hofft, dass sich alternative Finanzierungsmöglichkeiten finden. „Wir bieten hier eine Möglichkeit, günstig Urlaub zu machen. Außerdem ist die Ebernburg ein historisches Gebäude, das erhalten bleiben sollte“, nennt sie nur zwei Gründe, warum der Erhalt aus ihrer Sicht auch im Interesse der Politik sein sollte. Sie hat sich deshalb bereits auf die Suche nach alternativer Unterstützung gemacht. Was daraus wird, ist derzeit aber noch unklar.

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