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Viele Gäste erleben Kapellenfest – Außenarbeiten am historischen Bau sind fertig

Hüblingen feiert sein Wahrzeichen

bonGute Stimmung herrschte während des Kapellenfests.

Seit stolzen 640 Jahren ist die Matthäuskapelle das Wahrzeichen des Ortes Hüblingen. Ein Schmuckkästchen, das nun nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder in neuem, altem Glanz erstrahlt.

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Rund 100 Menschen haben das Ende der Außenarbeiten und den Geburtstag des Gotteshauses nun gefeiert: mit einem Kapellenfest, das sowohl zurückschaut als auch den Blick nach vorne richtet.

Theater in der Kirche

Der Festgottesdienst in der voll besetzten Kapelle gleicht bisweilen einer Zeitreise ins Mittelalter. Pfarrerin Anja Jacobi berichtet davon, wie sich die Menschen aus Hüblingen für den Bau ins Zeug gelegt haben – in einer Zeit, in der es jeden Tag ums Überleben ging. Und trotzdem haben sie’s gewagt, die „armen Leut‘“; voller Dankbarkeit und Gottvertrauen. Anja Jacobi erzählt nicht nur davon, sondern zeigt die Geburt der Kirche gemeinsam mit Sven Balmar als kleines Theaterstück. In der Predigt führt sie ihre Gedanken weiter: „Es war und ist die Kirche der Leute – das ist’s, was sie ausmacht. Auch heute brauchen wir wieder mehr Zusammenhalt. Wir brauchen einander in diesem Leben“, sagt Anja Jacobi. „Gott hat uns dieses Leben gegeben – mit Liebe, Freude, Mut, Zuversicht und seiner Gnade.“

Das Gebäude mit Leben füllen

All das verkörpert die Kapelle – und soll das auch künftig tun, hofft die Pfarrerin: „So schön das Gebäude auch ist: Wir müssen es mit Leben füllen.“ Die Kapelle ist eben nicht nur ein historisches Bauwerk, findet auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rennerod, Gerrit Müller. „Dieses Kleinod steht für den christlichen Glauben und dessen Werte“, sagt er und wünscht sich, dass sich die Menschen in Hüblingen auch weiterhin darum kümmern. Ortsbürgermeister Wolfgang Kämpchen sieht das ähnlich: „So anstrengend der Bau auch war: Ich hoffe, dass die Kapelle ein Anker und Fels in stürmischen Zeiten bleibt.“

Aufwändige Renovierung

Mit den Anstrengungen, die die Menschen im Jahre 1385 auf sich nehmen mussten, sind die nun zu Ende gegangenen Renovierungsarbeiten am Außenbereich natürlich nicht zu vergleichen. Aufwändig waren sie dennoch, erzählt die Architektin Bianca Mille, die die Maßnahmen im Auftrag eines Architekturbüros seit Herbst 2023 betreute und ein halbes Dutzend Gewerke koordinierte. „Wie so oft bei alten Gebäuden kam es etwas anders als gedacht“, erzählt sie. „Nachdem das Gerüst stand, entdeckten wir Schäden im Traufbereich. Außerdem hat der Hausbock, ein typischer Holzschädling, den Dachstuhl schwer beschädigt.“ Daraufhin mussten zahlreiche Sparren erneuert und die Konstruktion an verschiedenen Punkten ertüchtigt werden. Hinzu kam, dass sich Dohlen im Turm niedergelassen hatten – geschützte Zugvögel, die gerne in alten Gebäuden nisten. „Um künftige Probleme zu vermeiden, mussten neue Nistkästen angebracht werden – und zwar so, dass die Dohlen weiterhin geeignete Brutplätze finden, ihr Nistmaterial aber nicht mehr in den Turm tragen können und ihn so verunreinigen.“

Malerarbeiten im Innern stehen noch aus

Darüber hinaus deckten Fachkräfte das Dach neu ein, setzen die Giebel der Glockenstube instand, erneuerten den Putz im Sockelbereich der Fassade und erledigten weitere Arbeiten. „Nun erstrahlt eines der ältesten Gebäude des Evangelischen Dekanats Westerwald in neuem Glanz“, freut sich Bianca Mille. Im Inneren des Gebäudes stehen allerdings noch ein paar Maßnahmen aus – zum Beispiel die Malerarbeiten im Kirchenschiff, die im Moment grob mit 100.000 Euro geschätzt werden. „Die Landeskirche trägt zwar einen großen Teil davon; die Gemeinde wird aber einen Kostenblock übernehmen müssen, der sich nach den Bestimmungen der Landeskirche und den Möglichkeiten der Gemeinde richtet“, sagt Bernhard Nothdurft, Kirchenvorstandsmitglied und Kenner der Kapelle. Umso wichtiger ist es, über eine gute Nutzung des Gebäudes nachzudenken, unterstreicht Nothdurft. Eine Nutzung, die über die regulären Gottesdienste hinausgeht.

Viele Chancen, viel Herzblut

In dem Hüblinger Gotteshaus steckt eben viel Arbeit. Aber auch viele Chancen und ganz viel Herzblut. Das ist während des Festes an diesem Tag deutlich zu spüren, das die Gäste bei mediterranen Speisen und kühlen Getränken in und um die Kapelle feiern. Es endet mit einer Lesung der Autorin Annegret Held. Doch die Geschichte der Matthäuskapelle ist noch lange nicht zu Ende – sondern wartet darauf, von den Menschen der Region weitergeschrieben zu werden. (bon)

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