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Reformationsfeier

In Zeiten von Klimakrise und Antisemitismus die Welt im Licht der Liebe Gottes sehen

EKHN/Volker RahnReformationsgottesdienst in der Lutherkirche WiesbadenReformationsgottesdienst in der Lutherkirche Wiesbaden 2019

Engagiert hat sich Kirchenpräsident Volker Jung im Reformationsgottesdienst gegen jeglichen Antisemitismus ausgesprochen. Und auch die Klimakrise machte er zum Thema.

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Wolfgang Lucht Ulrike Scherf Wolfgang Lucht, KP Jung und Stellv. KP Scherf Chor Gottesdienstbesucher Kirchenpräsident Jung Volker Jung Liturgie Wolfgang Lucht Wolfgang Lucht
EKHN/RahnVolker Jung im Reformationsgottesdienst 2019Volker Jung im Reformationsgottesdienst 2019

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat sich am Donnerstagabend (31. Oktober) in Wiesbaden für ein starkes gesellschaftliches Engagement der Kirche beispielsweise in Fragen des Klimaschutzes ausgesprochen. Jung erteilte dabei allen Stimmen eine Absage, die der Kirche nahelegten, sich aus politischen Fragen herauszuhalten. "Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, sieht nicht nur den Nächsten mit anderen Augen, sondern auch diese Welt", sagte Jung im diesjährigen Reformationsgottesdienst. So sei die Welt den Menschen nach christlichem Verständnis "von einem liebenden Gott anvertraut worden, dass wir sie bebauen und bewahren". Jung: "Deshalb kann und darf es uns nicht egal sein, ob wir mit der Art, wie wir leben, den nächsten Generationen die Lebensgrundlagen entziehen."

 

Antisemitismus ist Gotteslästerung

Nach Worten Jungs ist es gegenwärtig auch nötig, ein deutliches Zeichen gegen jeglichen Antisemitismus zu setzten. Gerade angesichts der "schlimmen antijüdischen Äußerungen des  Reformators Martin Luther" in seinen späten Schriften sei dies auch am Reformationstag wichtig. "Ich bin froh, dass wir uns deutlich vom Antijudaismus Martin Luthers distanziert haben. Und dass damit auch eine klare Absage an jede Form von Judenmission verbunden war. Damit sagen wir auch: Wir sind mit unseren jüdischen Geschwistern in unserem Glauben verbunden. Antisemitismus ist Gotteslästerung."  

 

Gottesliebe fordert Nächstenliebe

Nach Ansicht Jungs gehöre zur Gottesliebe unauflöslich die  Nächstenliebe. Die biblische Anweisung Gott lieben - von ganzem Herzen und ganzer Seele und mit aller Kraft bedeute im jüdischen und im christlichen Glauben, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Der Mensch ist nach Jung ein "Geschöpf des einen und einzigen Gottes". Jung: "Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, kann nicht anders als denen entgegenzutreten, die menschenverachtend reden und handeln. Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, kann nicht anders als Hassreden zu widersprechen, die sich gegen Juden, Muslime, Christen oder wen auch immer richten."

 

Festvortrag: Klimawandel im Fokus

Die EKHN hat das Thema Klimawandel in den Mittelpunkt ihrer zentralen Reformationsfeier gestellt. Am 31. Oktober um 18 Uhr ist der Klimaexperte und Mitbegründer der „Scientists for Future“-Bewegung, Wolfgang Lucht, in der Wiesbadener Lutherkirche (Satoriusstraße) Hauptredner der traditionellen Festveranstaltung. In Wiesbaden spricht er über die „Schöpfung in der Klimakrise“.

 

Arbeit für Weltklimarat

Der Physiker und Geographieprofessor vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist Mitarbeiter des Weltklimarats der UN und Mitglied des sechsköpfigen Sachverständigenrats der Bundesregierung für Umweltfragen. Lucht ist derzeit an dem Postdamer Institut für die Bereiche Klimaforschung, Erdsystemanalyse und Nachhaltigkeitswissenschaft zuständig. Er hat außerdem am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin den Alexander von Humboldt Lehrstuhl für „Sustainability Science“ (Nachhaltigkeitswissenschaften) inne.

 

Manifest an die Kirchen

 Der in Mainz aufgewachsene Forscher beschäftigt sich mit Fragen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit. Dabei blickt er vor allem auf die Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf das System Erde. Im Zentrum seiner Überlegungen steht dabei die Frage nach dem Erdzeitalter „Anthropozän“, bei dem der Mensch erstmals in der Geschichte des Planeten eine zentrale Rolle für globale Veränderungen spielt. Einer seiner jüngsten Vorträge trägt etwa den Titel „Hier bleib ich Mensch – hier greif ich ein“. Zuletzt forderte der 55 Jahre alte Wissenschaftler die Kirchen in einem Manifest auf, in Sachen Umwelt stärker als bisher auf den „Ernst der Lage“ hinzuweisen. Lucht gehört einer aktuellen US-Untersuchung zufolge zu den weltweit meist zitierten Forschern über alle Fachgebiete hinaus.

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