Menümobile menu
Info

Auszeit im Kloster

Innere Ruhe finden

© Getty Images, UrbazonEine Frau betet auf einer Treppe eines alten GebäudesDurchatmen, zur Ruhe kommen, die Nähe Gottes spüren - eine Auszeit im Kloster kann helfen, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren

Mehr zu sich selbst und zu Gott finden? Die Kraft der Stille lässt sich auch in evangelisch und ökumenisch geprägten Kommunitäten entdecken. Eine Auszeit im Kloster bietet die Möglichkeit, dem hektischen Alltag zu entfliehen und neue Perspektiven für persönliche Herausforderungen zu gewinnen. Hier werden einige Klöster vorgestellt.

veröffentlicht 18.10.2024

von Online-Redaktion der EKHN

 

Eine Auszeit im Kloster bietet eine intensive Möglichkeit, sich auf den eigenen spirituellen Kern und die Verbindung zu Gott zu konzentrieren. Alltagsaufgaben, Zeitdruck und äußere Belastungen treten für eine Weile in den Hintergrund, wodurch sich im Anschluss neue Perspektiven auf persönliche Herausforderungen entwickeln können. Evangelische und ökumenische Kommunitäten bieten in Klöstern vielfältige Angebote zur inneren Einkehr. Zu den Jahresprogrammen gehören beispielsweise Einkehrtage zum Herzensgebet, heilsames Singen, Pilgerwanderungen oder Seminaren zum Umgang mit Gefühlen. Besinnungstage sind durch Tageszeitengebete und inspirierenden Austausch strukturiert. Auch spezielle Auszeiten im Kloster für Frauen oder Männer sind vor allem für Gruppen möglich. Besonders das Kloster Drübeck bietet Zugang zu „FrauenOrten“, die in der Umgebung durch Tafeln gekennzeichnet sind. Das besondere Profil der Klöster ergibt sich durch den Bezug zur Bibel als „Muttersprache des Glaubens“ und der Grundhaltung, dass Gott sich jedem Menschen besonders zuwendet, wie es ein Leitfaden der Evangelischen Kirche Hannovers beschreibt. Hier werden einige empfehlenswerte Orte in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Sachsen-AnhaltThüringen, vorgestellt.

Orte der Stille und Begegnung:

Geistliches Zentrum Kloster Bursfelde

Eine romanische Klosterkirche, die Oasenkapelle und nicht zuletzt ein großer Klostergarten laden in der Nähe von Göttingen im Kloster Burfelde zur Erkundung und zur Ruhe ein. Die Tage können individuell gestaltet werden, etwa mit Wanderungen in der näheren Umgebung oder Aktivtouren mit Kanus und Fahrrädern. Eine tägliche Abendandacht rundet den Tag ab. Ein umfangreiches Seminarprogramm lädt zu den Themen Einkehr- und Stille ein. Angeboten werden Exerzitien und kreative Zugängen zu biblischen Texten und vieles mehr. 
Mit der Pilgerherberge bietet das Kloster Bursfelde seit 2012 auch Raum für die Übernachtung von Pilgern auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda

Selbst mitten in Frankfurt kann man zu Einkehr und Ruhe kommen. Dazu laden die Frankfurter Diakonissen im Frankfurt-Nordend in Hessen ein. Gäste, sowohl mit kirchlichem als auch nichtkirchlichem Hintergrund, erhalten die Möglichkeit in einer  Oase der Ruhe zu entspannen, ihren Urlaub zu genießen und die schöne Stadt Frankfurt bequem zu besichtigen. Gruppen können die Räume für Tagungen und Veranstaltungen nutzen.

Wer dringend eine Auszeit braucht, für den ist das Kloster Drübeck das Richtige. Hier im Harz finden gestresste Menschen Ruhe. Das Haus der Stille im Kloster Drübeck bietet jeweils zwölf Gästen die Möglichkeit das Leben der Kommunität auszuprobieren und dabei „Lebensvertiefung in christlicher Spiritualität“ zu erfahren. Der Alltag verstummt zwischen den mittelalterlichen Mauern und im Klostergarten, in dem die Wahrnehmung der Natur im Mittelpunkt steht. Das Kloster liegt in Sachsen-Anhalt.

Im Kloster Germerode bilden nicht nur die Mitglieder der „Communität Coinonia“ eine geistliche Gemeinschaft, sondern auch die Gäste, die zur Meditation und zur Einübung in „gestalteten Glauben“ in das Kloster kommen. Menschen kommen an diesen Ort, um zur Ruhe zu kommen, zu sich zu kommen, und dem Schöpfer nah zu sein.Zu dem Angebot gehören zum Beispiel Oasentage für Frauen, Ikonenmalkurse oder Alltagsexerzitien. Der Pfarrer bietet auf Anfrage auch individuelle geistliche Begleitung und Orientierung in Germerode an. Das Kloster Germerode liegt in Nordhessen zwischen Eschwege und Kassel .

Das Kloster Gnadenthal in Hünfelden wird von der ökumenischen Jesus-Bruderschaft betriebten, wozu auch zwei Gästehäuser für Tagungen sowie für Stille und Einkehr gehören. Auch Schulkassen, Konfigruppen und Familien sind willkommen. Das umfangreiche Jahresprogramm bietet etwas für viele Alters- und Interessengruppen. Zum Ensemle der Anlage gehört auch ein Biobauernhof. Die Gäste können das Gespräch mit den Schwestern, Brüdern und Familien suchen, die dauerhaft in Hünfelden leben und arbeiten. Die Gäste sollen Bedingungen vorfinden, um über die Nähe zu Gott, die in der Stille erfahren wird, Kraft und Freiheit für ihr Leben zu erfahren. Das Kloster Gnadenthal liegt im Taunus in Hessen. 

Speziell an hauptamtlich in der Kirche arbeitende Menschen richtet sich das Angebot des Hauses „Inspiratio“. Hier können gestresste Kirchenmitarbeiter sechs Wochen lang aufatmen und neue Kraft schöpfen, wenn der berufliche Alltag zum Dauerstress wird, persönliche Krisen dazukommen oder die eigene Berufung und Belastbarkeit in Frage gestellt wird. In geschütztem Rahmen wird hier das Berufsleben mit all seinen Facetten beleuchtet. Ziel ist es, wieder mit Energie in den Dienst an Gottes Gemeinde gehen zu können. Das Haus ist „Inspiratio“ eine Gemeinschaftseinrichtung der EKHN und der Landeskirchen von Hannover und Westfalen. Das Haus liegt bei Hannover in Niedersachsen.

Die Evangelische Michaelisbruderschaft setzt sich für eine liturgische und geistliche Erneuerung der Gesellschaft und Kirche ein. Sie bietet Menschen, die auf der Suche nach ihrem inneren Sinn und ihrem Zugang zu Gott sind, Wochenkurse und Seminare an. Darin können sie über Meditation und Bibelarbeit ihre Fragen beantworten. Neben gemeinsamen Aktivitäten werden auch Schweigezeiten angeboten.

Das „Kloster auf Zeit“ hat sich zu einem beliebten Angebot im Kloster Schwanberg entwickelt. Frauen und Männer können sich hier für eine kurze Zeit aus ihrem „normalen Leben“ ausklinken. Spiritueller Kern ist das Leben der Communität Casteller Ring. Die evangelischen Schwestern leben und arbeiten nach der Regel des Benedikt. Gottesdienste und Stundengebete gehören zur gelebten Spiritualität. Zudem wird geistliche Begleitung zur spirituellen Persönlichkeitsentwicklung angeboten. Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste und ein Rahmenprogramm stehen zur Verfügung, außerdem können Tagungen durchgeführt werden. Auf dem weitläufigen Areal des Schlosses befinden sich das Haus St. Michael, das speziell für Meditation und Spiritualität erbaut wurde und ein eigenes Haus für Konfirmandengruppen. Das Kloster liegt in Unterfranken / Bayern.

Die Beziehung zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zu Gott bedenken – das ist ein Ziel für viele Menschen, die mit ihrem Alltag unzufrieden sind. Das erfordert Zeit, vor allem eine ruhige Zeit ohne weitere Störungen. Dazu bietet die Evangelische Kirche im Rheinland mit dem Rengsdorfer Haus der Stille die passenden Rahmenbedingungen. Lasten ablegen, Kraft in der Stille erleben und neue Zugänge zur biblischen Botschaft der Befreiung, das hat sich das Haus bei Neuwied auf die Fahnen geschrieben. Das "Haus der Stille" liegt im rheinland-pfälzischen Neuwied.

Ebenfalls der Jesus-Bruderschaft zugehörig fühlen sich die Schwestern und Brüder im Kloster Volkenroda. Dreimal am Tag wird im Kloster Volkenroda gebetet. Zum vielfältigen Seminarprogramm gehören Stilletage, Fastenwochen, Angbote zur psychologischen Weiterentwicklung und Kreatives.  Freizeiten oder spezielle Events werden für Kinder und Jugendliche angeboten, denn der Einsatz für Heranwachsenden spielt eine wichtige Rolle im Klosterleben. Das Kloster liegt in Thüringen.

Hat die evangelische Kirche Klöster?

Dass Klöster zur katholischen Kirche gehören, ist bekannt. Aber es gibt auch evangelische Ordensgemeinschaften und evangelische Klöster, die als "Kommunitäten" bezeichnet werden, das heißt: Gemeinschaften. Es handelt sich um eine besondere Lebensform, in der sich diese Christinnen und Christen mit ihrem ganzen persönlichen Leben Gott ganz hingeben wollen, um Jesus Christus als ihrem Herrn in allen Lebensbereichen und jederzeit verfügbar zu sein.

Können Mitglieder evangelischer Klöster auch heiraten?

 

In vielen Kommunitäten leben auch Familien – in einigen Gemeinschaften sind die Mitglieder also verheiratet. In anderen evangelischen Kommunitäten leben die Brüder und Schwestern aber zölibatär und heiraten somit nicht. Die verschiedene Lebensform zölibatärer und nichtzölibatärer Gemeinschaften bedeuten aber keinen geistlichen "Rangunterschied". 

Wie heißen die Mitglieder in evangelischen Klöstern? Sind das auch Nonnen und Mönche?

 

Nur zu katholischen Klöstern gehören Mönche und Nonnen. Die Mitglieder evangelischer Kommunitäten werden stattdessen so bezeichnet:

  • Bekannt ist vor allem die Bezeichnung "Diakonissen" für Mitglieder Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft eines Diakonissenhauses. Sie sind unverheiratet und haben ihr Leben ganz in den Dienst der Kirche und Diakonie gestellt.
  • Diakonischen Schwestern leben nicht immer ehelos, sind aber dem  diakonischen Auftrag und dem geistlichen Leben der Diakonissen eng verbunden. Sie unterstützen das Frankfurter Diakonissenhaus durch ehrenamtliche Mitarbeit und Gebet.
  • In den evangelischen Kommunitäten wie dem Kloster Gnadenthal werden alle Mitglieder als "Geschwister" bezeichnet. Zölibatär lebende Mitglieder als "Schwester" oder "Bruder" mit dem zugehörigen Vornamen angesprochen. Angehörige von Familien werden untereinander direkt mit Vornamen angesprochen.

Welche unterschiedlichen Formen evangelischer Kommunitäten gibt es?

 

In evangelischen Kommunitäten wird brüderlich-schwesterliche Gemeinschaft eingeübt, aber auch die persönliche Eigenart jedes Mitgliedes kann ihrer besonderen Entfaltung kommen. Dabei gibt es unterschiedliche Formen:

  • Kommunitäten leben zumeist als Schwesternschaften oder Bruderschaften für sich. 
  • In einigen Kommunitäten leben zölibatäre Schwestern und Brüder in einer Gemeinschaft zusammen.
  • In anderen Kommunitäten leben Ehepaare mit und ohne Kinder in gleicher Verbindlichkeit in einer geistlichen Großfamilie zusammen. 
  • Lebensform mit zölibatären und nichtzölibatärer Gemeinschaften: Die Kommunität Gnadenthal ist dafür ein Beispiel: Dort leben eine zölibatäre Bruderschaft, eine zölibatäre Schwesternschaft und eine große Gruppe jüngerer und älterer Familien in einer "christlichen Dorfgemeinschaft" zusammen. 
  • Mitglieder einer Bruder- oder Schwesternschaft, die aber ein normales bürgerliches Familien- und Berufsleben führen, darin aber bestimmten Regeln folgen, sich gegenseitig helfen und gemeinsam der Kirche dienen möchten. 

Was macht das Leben in einer evangelischen Kommunitäten aus?

 

Zum Leben der Kommunitäten gehört eine feste Ordnung des gemeinschaftlichen Lebens. So ist der Eintritt in eine Kommunität grundsätzlich eine Sache des Gehorsams gegenüber einem persönlichen Ruf Christi in seine Nachfolge auf diesem Weg und in diese Gemeinschaft hinein. Der Beitritt in eine Kommunität erfolgt in mehreren Phasen.
In den geistlichen, evangelischen Gemeinschaften steht die Glaubenspraxis im Mittelpunkt - vor allem der Gottesdienst und das Gebet. Diese zentralen Elemente bestimmen das kommunitäre Leben:

  • regelmäßige Wort- und Sakramentsgottesdienste,
  • Strukturierung des Tages durch Gebetszeiten: am Morgen, am Mittag, am Abend und zur Nacht. Die Fürbitte hat in der Gebetspraxis einen besonderen Stellenwert.
  • Auch die Kirchenmusik hat einen besonderen Stellenwert: Es wird aus dem kirchlichen Gesangbuch gesungen, aber auch altkirchliche und mittelalterliche Hymnen sowie Lieder der Gegenwart. Einige Kommunitäten vertreiben auch eigene Liederbücher.
  • Die persönliche Segnung Einzelner gehört zur Praxis mancher Kommunitäten.
  • Jedes Mitglied übernimmt entsprechend seiner Fähigkeiten seinen Teil bei der Bewältigung der Arbeiten.
  • Zudem beherbergen viele Kommunitäten Gäste.
  • Angebote wie Bibelarbeiten, die religionspädagogische Arbeit mit Kinder und Jugendlichen und vieles mehr können zum Programm der Kommunitäten gehören.

Seit wann gibt es evangelische Kommunitäten?

 

Vorläufer der Kommunitäten sind die Dienstgemeinschaften der Diakonissen in ihren Mutterhäusern, die im 19. Jahrhundert etwas ganz Neues in der evangelischen Kirchen waren. Einige Kommunitäten sind direkt aus Diakonissenhäusern heraus entstanden.
Die evangelischen Kommunitäten im heutigen Sinn sind in der ersten Nachkriegszeit entstanden unter dem Eindruck der ungeheuerlichen Schuld wie auch der vielen Leiden und Zerstörungen des Krieges. Manche von ihnen haben eine unmittelbare Vorgeschichte im Leben der Bekennenden Kirche während der NS-Zeit. 

Quellen:

  • Fachberatung: Pfarrer Johannes Lösch
to top