Musik in Zell für den Naturschutz
Jan Simowitsch begeistert mit Klima-Benefizkonzert
Patricia LuftJan Simowitsch, Pop-Kantor der Nordkirche, begeisterte das Zeller Publikum mit seiner Klaviermusik und seinen Texten. Es wurde das längste Konzert seiner Tour.26.09.2024 plu Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Freitagabend in Zell: Die kleine evangelische Kirche füllt sich nach und nach, als Pfarrerin Tamara Kaulich und die Vorsitzende des Zeller Kirchenvorstands, Karin Born, die Gäste herzlich willkommen heißen. Der Pianist und Komponist Jan Simowitsch, bekannt als Pop-Kantor der Nordkirche, machte im Rahmen seiner Klima-Benefiztour einen Stopp in Zell und verwandelte die Kirche in einen Ort der Verbundenheit, des Nachdenkens und der Gemeinschaft.
Simowitsch, der auf dieser Tour mit dem Fahrrad durch Hessen reist, kam an diesem Tag aus Wismar. Im Gepäck: nicht nur Klaviermusik, sondern auch Geschichten, Gedanken und die Idee, durch Musik einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Piano, Pop & Prosa“ hieß das Programm, das Simowitsch dem erwartungsvollen Publikum präsentierte. Was folgte, war ein emotionaler Abend voller Lachen, die ein oder andere Träne und tiefer Momente der Reflexion. Die Besucher tauchten ein in eine Welt aus Klängen und Worten.
Von Anfang an war zu spüren, dass dies kein gewöhnliches Konzert war. Simowitsch, der sichtlich bewegt von der Atmosphäre in Zell war, erklärte während des Abends: „Das hier wird gerade das längste Konzert meiner Tour – einfach, weil die Menschen hier so aufmerksam sind.“ Und so gab er dem Publikum noch einige zusätzliche Lieder und Texte, die er normalerweise nicht im Programm hat. Die Stimmung war mal heiter, mal nachdenklich – ein ständiger Wechsel zwischen nordisch inspirierter Klaviermusik und tiefgründigen Texten, die das Publikum berührten. Auch zeigte sich Simowitsch begeistert über die „sehr schöne Zeller Kirche“, deren Ursprünge bis ins Jahr 825 zurückreichen.
Die Pause bot den Besuchern Gelegenheit, bei leckeren Snacks und Getränken, die vom Kirchenvorstand vorbereitet wurden, miteinander ins Gespräch zu kommen – auch mit dem Künstler selbst. Es wurde gelacht, geplaudert und der Abend genossen.
Was diesen Abend jedoch besonders machte, war nicht nur die Musik. Simowitsch reist auf seiner Benefiztour mit einer klaren Mission: Er möchte Spenden sammeln, um regionale Umweltprojekte zu unterstützen. In Zell ging ein Großteil der Erlöse an ein Projekt direkt vor Ort. „Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand haben wir überlegt, wie man ein passendes Projekt unterstützen könnte und schließlich kamen wir auf die Idee, die Spenden für das regionale Aufforstungsprojekt zu verwenden“, erklärte Pfarrerin Tamara Kaulich. Förster Hermann Wilhelm berichtete schließlich, dass ein Waldstück nahe Billertshausen, das durch Stürme kahl gefallen war, wieder bepflanzt werden soll – gemeinsam mit den Konfirmanden der Gemeinde. Linden, Kirschen und Spitzahorn – Bäume, die dem Klimawandel trotzen können – werden hier neue Wurzeln schlagen. „Es geht um unseren Wald, unsere Gemeinde und unsere Zukunft“, erklärte Wilhelm.
Die Verbindung von Musik und Umweltbewusstsein zieht sich wie ein roter Faden durch Simowitschs Tour. Auf Instagram teilt er regelmäßig Eindrücke seiner Reise – mal poetisch, mal mit einem Augenzwinkern. Über den Tag in Zell schrieb er: „50 Kilometer mit dem Rad, immer hoch und runter, durch den Wald – und dann abends ein Konzert in dieser wunderschönen Kirche. Die Menschen hier haben mich so herzlich empfangen, und wir haben gemeinsam etwas für die Umwelt getan. Traumhaft.“
Simowitsch, der 1980 in Rostock geboren wurde und seit 2016 als Pop-Kantor in der Nordkirche arbeitet, sieht in seiner Tour eine Möglichkeit, Musik und gesellschaftliches Engagement zu vereinen. Er hat Musik studiert und ist in der Kirchenmusik aktiv – doch sein Repertoire reicht weit über sakrale Klänge hinaus. Mit seiner Musik und seinen Texten spricht er nicht nur die Seele an, sondern auch den Verstand. Themen wie der Klimawandel, das Miteinander der Menschen und der Umgang mit schwierigen Gefühlen wie Depression und Burnout ziehen sich durch seine Konzerte – und berühren das Publikum auf eine Weise, die noch lange nachhallt.
Am Ende des Abends in Zell war klar: Hier wurde mehr als nur Musik gespielt. Es war ein Abend, der Brücken baute – zwischen Mensch und Natur, zwischen Künstler und Publikum. KV-Vorsitzende Karin Born bedankte sich bei Jan Simowitsch, dass er „uns durch seine Musik den norddeutschen und skandinavischen Raum in den Vogelsberg gebracht hat“. Jan Simowitsch verabschiedete sich mit den Worten: „Vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr wieder.“ Und das Publikum war sich einig: Dieser besondere Abend darf gerne wiederholt werden.