Jubiläumsgottesdienst 40 Jahre ÖGZ
Dekanat
09.11.2020
ds_rk
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Feedback


Hoffnungsträger für und mit Menschen in Kranichstein
Jubiläumsgottesdienst zu 40 Jahren Ökumenisches Gemeindezentrum Kranichstein
Sein 40-jähriges Bestehen hat das Ökumenische Gemeindezentrum Kranichstein am vergangenen Sonntag, 8. November, unter Corona-Bedingungen gefeiert. Anfang November 1980 war das Gemeindezentrum eingeweiht worden. Höhepunkt des Jubiläumsjahrs war jetzt der ökumenische Kirchweih-Gottesdienst, den die beiden Kirchengemeinden Philippus und St. Jakobus im Innenhof des Ökumenischen Gemeindezentrums, dem „Hof der Begegnung“, miteinander gefeiert haben. Der Gottesdienst dauerte etwa eine halbe Stunde unter Einhaltung der Corona-Regeln.
Pfarrer Dietmar Volke, sein evangelischer Kollege Pfarrer Manuel Alem, die katholische Pastoralreferentin Sonja Knapp, der katholische Pfarrer Stefan Schäfer sowie Kantorin Gabriele Schrenk und Hans Dieter Müller am Klavier gestalteten den Festgottesdienst vom Balkon der St.-Jakobus-Kirche aus. Der Posaunenchor des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt trug zur musikalischen Gestaltung bei. Besucherinnen und Besucher nahmen auf dem Innenhof mit Maske und Abstand teil, einige verfolgten ihn auf Leinwänden in der Philippus- und St.-Jakobus-Kirche. Der Gottesdienst wurde zudem per Livestream übertragen.
Dietmar Volke und Sonja Knapp gingen in ihrer Dialogpredigt auf den ursprünglichen Gedanken der Architekten des ÖGZ ein, ein „Zelt Gottes unter den Menschen“ zu bauen. Doch von außen wirke es eher „wie eine feste Burg“, so Volke. Man bewege sich schließlich “irgendwo dazwischen“. Ob Zelt oder Burg – das ÖGZ habe schon einige Stürme überstanden. Heute beschäftige die katholische Gemeinde der „Pastorale Weg“, die evangelische der „Prioritätenprozess EKHN 2030“. Außerdem „hält uns Corona in Atem und macht uns Sorgen“, sagte Sonja Knapp. Viele Selbstverständlichkeiten seien in Frage gestellt und Routinen unterbrochen worden, so die Pastoralreferentin, „Flexibilität und Kreativität waren und sind gefragt, damit eben nicht alles ausfällt, sondern das Leben im und um das ÖGZ weitergeht“. „Danke, dass Ihr dieses Haus zu einem lebendigen Haus macht“, rief Dietmar Volke den Gemeindegliedern zu, „ohne die Menschen, die hier seit 40 Jahren christliches Gemeindeleben gestalten, wäre das Haus sinnlos und wertlos.“
Im Anschluss wurde das neue Logo des Ökumenischen Gemeindezentrums auf dem „Hof der Begegnung“ enthüllt. Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse gratulierte und würdigte es als „große Leistung“, das Zentrum aufzubauen und es über so viele Jahre weiterzuentwickeln. Als evangelische und katholische Gemeinden gemeinsam das zu tun, was sie durch ihren Glauben und die kirchliche Lehre gemeinsam tun können, sei „mehr als wir oft denken“, so die Dekanin. Hier werde konfessionsverbindend, aber auch milieuverbindend gearbeitet. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen sei es wichtig, dass sich unterschiedliche Menschen zusammen- und auseinandersetzten, in Zeiten von Corona auch in neuen Formaten. Das neue Logo mache das ÖGZ laut Dekanin noch einmal neu nach außen sichtbar. Gelb stehe für die katholische, lila für die evangelische Kirche und grün für die Ökumene, aber auch für Hoffnung. So wünschte sie den Jubilaren, dass sie „Hoffnungsträger für die und mit den Menschen in Kranichstein“ sein mögen.
Der katholische Dekan Dr. Christoph Klock ließ ein Grußwort verlesen, worin er Dankbarkeit für die Menschen, Diskussionen, Begegnungen und gemeinsamen Aktionen in 40 Jahren ausdrückte. Das ÖGZ sei ein Ort der Freiheit. 40 Jahre erinnerten auch an das Volk Israel in der Wüste, das ebenso „Freiheit und Verantwortung, Vertrauen und Geduld einüben“ musste. Er wünschte dem ÖGZ auch für die Zukunft den „Geist der Stärke, Zuversicht, Hoffnung und Mut“, man möge das Mögliche tun, sich nicht am Unmöglichen erschöpfen und das Eine vom Anderen unterscheiden.
Auch der langjährige katholische Pfarrer von St. Jakobus, Lothar Landvogt, war zum Jubiläum gekommen und ließ sich zitieren: „Die Zukunft wird die Ökumene sein.“ Er hatte zusammen mit seinem evangelischen, 2017 verstorbenen Kollegen Pfarrer Helmut Beth 1980 die Ökumene in Kranichstein unter dem Dach des ÖGZ von Anfang an aufgebaut. Auch die benachbarte Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche sowie die Freikirche Ecclesia übermittelten Segensgrüße zum Jubiläum.
Weil das Pastoralteam lange nicht wusste, ob der Jubiläumsgottesdienst stattfinden kann, hat es vorab ein Video zu 40 Jahren Ökumenisches Gemeindezentrum vorbereitet, das auf dem YouTube-Kanal des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt unter youtu.be/6W92gnwU1_I abrufbar ist. Weitere Informationen unter www.oegz.de .
Hintergrund 40 Jahre ÖGZ:
„Zelt Gottes unter den Menschen“ - das war die ursprüngliche Idee der Darmstädter Architekten Rolf Romero und Lothar Willius für das Ökumenische Gemeindezentrum in Kranichstein. Am 1. und 2. November 1980 wurde es eingeweiht. Das erste und einzige seiner Art im Bistum Mainz und in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit dem Anliegen, eine neue und gemeinsame Heimat für die beiden christlichen Konfessionen in einem sprechenden Bau zu bieten. Die Kirchen wurden nach Philippus und Jakobus benannt, den Apostelfreunden. Damals passte das innovative Zentrum zur Aufbruchsstimmung in den Kirchen und zur Aufbruchsstimmung im entstehenden Stadtteil Kranichstein. Heute hat St. Jakobus rund 2000 Mitglieder, Philippus 2700.
Pfarrer Dietmar Volke ist seit 27 Jahren Pfarrer der Philippus-Kirchengemeinde unter dem Dach des ÖGZ. Volke, der im März 2021 in Ruhestand geht, ist der Dienstälteste des ökumenischen Teams. Sein evangelischer Kollege Manuel Alem sowie die katholische Pastoralreferentin Sonja Knapp und der katholische Pfarrer Stefan Schäfer sind noch vergleichsweise neu im ÖGZ. Zum Ökumenischen Gemeindezentrum gehören neben den beiden unter einem Dach miteinander verbundenen Kirchen Philippus und St. Jakobus noch die jeweiligen Pfarrhäuser, Gemeindebüros, die evangelische Gemeindebücherei, die evangelische Kindertagesstätte „Arche Noah“ (seit 1987) sowie das ökumenische Kinder- und Jugendhaus (seit 1985). „Die Kirche erkennt man hier nicht mehr am Glockenturm, sondern an dem, was sie für andere tut“, wurde einmal über das Ökumenische Gemeindezentrum gesagt.
Viele Veranstaltungen waren im Jubiläumsjahr 2020 geplant, doch es konnten nur wenige stattfinden. Bischof Peter Kohlgraf und Kirchenpräsident Volker Jung sollten am 5. Mai kommen, das wurde abgesagt. Das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Daniel Neumann, zum Thema „Begegnung“ konnte dagegen im September stattfinden.
Die Ökumene falle nicht einfach vom Himmel, sondern mache auch Arbeit, sagt Pfarrer Dietmar Volke. Aber vieles laufe selbstverständlich wie etwa der gemeinsame Gemeindebrief, die gemeinsame Website und der Chor, der besonders an diesem Corona-Jahr leide. Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat arbeiten vernetzt und gut zusammen, ebenso das pastorale Team. Die Regeln der jeweils anderen Konfession werden geachtet, eine gemeinsame Feier von Eucharistie und Abendmahl, nach katholischem Kirchenrecht verboten, gibt es bis heute nicht. Konfessionelle Unterschiede werden auch als Bereicherung empfunden, als Grund zur Neugier aufeinander, wie das Pfarrteam betont.