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Jung predigt zu 9/11 im Berliner Dom

Kirchenpräsident fordert mehr Besonnenheit in Flüchtlingsdebatte

Peter BongardJung predigt auf der KanzelDr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident

Besonnenheit: Das ist aus Sicht des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung mitten in einer aufgeheizten Debatte um die Integration von Flüchtlingen und Verschärfungen des Asylrechtes das Gebot der Stunde. Zum 15. Jahrestag der Terroranschläge auf die USA am 11. September 2001 predigte er jetzt im Berliner Dom.

Berlin / Darmstadt, 11. September 2016. Anlässlich des 15. Jahrestags der Terroranschläge auf die USA am 11. September 2001 hat sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, am Sonntag (11. September) für mehr „Besonnenheit“ in der Debatte über die Frage des Umgangs mit anderen Kulturen und Religionen ausgesprochen. Bei einem Gottesdienst im Berliner Dom sagte Jung, der auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, dass sich derzeit in Deutschland viele Menschen fragten, wohin sich die Gesellschaft angesichts einer größer werdenden Vielfalt entwickele. Sie beschäftigten sich zudem mit der Frage, ob es richtig war, eine große Anzahl Flüchtlinge aufzunehmen und ob die Integration in Zukunft gelinge.

Leicht könnten Angst und Furcht vor Herausforderungen und Veränderungen dazu führen, „aufgeregt, hektisch, manchmal auch fanatisch zu reagieren“, erklärte Jung weiter. Dagegen stehe in den biblischen Überlieferungen die Besonnenheit. Sie sei als Aufforderung zu verstehen, „das rechte Maß zu finden“. Jung: „Es geht darum, die eigenen Möglichkeiten und auch Grenzen zu sehen. Und das heißt vor allem auch, die Vernunft einzuschalten und zu fragen, was zu tun ist und getan werden kann – im Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Dies gelte aktuell beispielsweise in der emotional geführten Debatte über die Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa.

Als positives Beispiel nannte Jung dagegen die vielen Menschen, die sich aus dem „Geist der Liebe heraus“ nach wie vor für ein „gutes und friedliches Miteinander von Menschen“ einsetzten. Ausgrenzungen, Abgrenzungen und Debatten um Begrenzungen seien nicht von diesem Geist getragen. Mit großer Sorge sehe er, dass mit Pauschalurteilen vor allem über den Islam Angst geschürt werde. „Die Art, wie zurzeit diskutiert wird, ist alles andere als besonnen. Sie richtet großen Schaden an - vor allem bei Menschen, die sich integrieren wollen und auch bei Menschen, die hier längst integriert sind“, sagte der Kirchenpräsident.

Jung bezog sich in dem Gottesdienst im Berliner Dom auf einen biblischen Text des Apostels Paulus, in dem es unter anderem heißt „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus, 1,7). Volker Jung ist seit 2009 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Im November 2015 wurde er in Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Im Dezember 2015 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main und gilt damit als „Medienbischof“ der EKD. Im Juni 2016 berief ihn der Rat der EKD zudem zum Sportbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland. 

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