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Augenblick mal

Kurz nachgedacht... Der Olivenbaum

Karl Schmidt

Mein lieber Freund Olivenbaum, dein Stamm lässt mich nicht los – geworden in Jahrhunderten, in sich verwachsen und verwoben,

verschrumpelt und mit Furchen
wie aus schweren Zeiten;
doch in sich trägt dein hartes Holz
die unverkennbar edle Schönheit,
den ganzen Himmel trägst du auf deine Art
geheimnisvoll verborgen tief in dir.
Mit deinem Stamm
schau ich mein eignes Leben an
mit seinen Windungen, Verwachsungen
und der mir verbundnen Eigenart.
Und was nach Außen selten sichtbar wird,
ist tief im Innern doch berührt
von Würde, Schönheit und von Gottes Güte.

Mein lieber Freund Olivenbaum,
auch deine Früchte lassen mich nicht los  –
klein sind sie und unscheinbar,
vorerst bitter noch in ihrem Grün;
doch jetzt schon reift in ihnen gutes, reines Öl,
im Reifen und im Wandel liegt ihr großer Wert.
In diesen deinen Früchten darf sich ebenso
mein eignes Leben wiederspiegeln:
auch ich muss heute noch nicht fertig sein,
mein Dasein gibt mir Zeit
zum Wandel und zum Werden.
Das Leben ist Veränderung und Werden,
gerade darin liegt sein Sinn und großer Segen.

                               Karl Schmidt

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