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Duo Camillo im Portrait

Lachen in der Kirche ist absolut okay!

Sie haben ein Luther-Programm, beschäftigen sich mit Segen und dem Himmel. Fabian Vogt und Martin Schultheiß sind das Duo Camillo und bieten seit drei Jahrzehnten christliches Musikkabarett.

Duo Camillo hier im Video auf YouTube kennen lernen

Mit Humor in der Kirche haben sie kein Problem, im Gegenteil. „Für mich hat Humor eine ganz tiefe, auch theologische Funktion“, sagt der promovierte Physiker Schultheiß. In der Heiterkeit finde er viel von dem wieder, was ihm im christlichen Glauben wichtig ist. „Heiterkeit befreit und entlastet, das ist für mich eine wichtige religiöse Funktion“, betont er und bedauert, dass viele Menschen die Begriffe Spaß und Religion nicht richtig zusammenbekommen. Diese Kluft zu überwinden, sehe er als „Mission“ von Duo Camillo.

Lachen gehört in den Gottesdienst

„Wir treten oft in Kirchen auf“, sagt Fabian Vogt, der im Hauptberuf Pfarrer ist und für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau Kommunikationskonzepte entwickelt. Er mache zwar keine Kabarett-Gottesdienste, aber für ihn fehle etwas, wenn Menschen in einem Gottesdienst nicht einmal herzhaft gelacht haben. Er versuche Gottesdienste so zu feiern, dass Menschen damit das Leben feiern. Das bedeute nicht, dass man Witze erzählen müsse. Er wolle über Geschichten und Formulierungen den Menschen zeigen, dass es eine andere Dimension im Dasein gibt, auf die sie sich einlassen können. „Heiterkeit gehört zu einem befreiten Glauben auf jeden Fall dazu“, ist er überzeugt.

Über den Witz Erleichterung verschaffen

Was die beiden nicht wollen, ist verletzen. Schultheiß, der sich intensiv mit dem Islam beschäftigt hat, findet etwa Mohamed-Karikaturen unnötig, weil sie „ins Herz vieler Menschen treffen“. Das ist für ihn eine Provokation, „die wahrscheinlich mehr schadet als nutzt“. Im Christentum habe die Verspottung von christlichen Symbolen früher auch für heftige Reaktionen gesorgt, das ist heute entspannter. Aber, sagt er, „das sind Wachstumsprozesse“. Er könne nicht einfach sagen: „Ich haue jetzt drauf und wenn die sich verletzt fühlen, sind sie selber schuld.“ Das sei nicht sein Ansatz. Vogt ergänzt, es gebe konstruktiven und destruktiven Humor.

Es geht nicht darum, Menschen zu verletzen

Gutes Kabarett sei immer auch ein wenig psychologische Arbeit bei der es darum gehe, die Themen der Menschen zu treffen. Deshalb schickt das Duo vor jedem Auftritt einen Fragebogen zu den Veranstaltern um herauszufinden, was die Menschen bewegt. „Es ist gut, wenn Kabarett den Mut entwickelt, über Dinge zu reden, die unterdrückt sind. Aber es geht nicht darum, Menschen zu verletzten“, sagt Vogt.

Rein theoretisch sei in der Satire natürlich alles erlaubt, sagt Martin Schultheiß. Aber die Frage sei, ob es dann seinen Sinn und Zweck erfülle. „Es ist alle erlaubt, aber es frommt nicht alles“, zitiert er nach Paulus Brief an die Korinther. Die Idee sei immer, über die Satire, über den Witz, eine Erleichterung zu verschaffen. Wenn das nicht klappt, sondern die Leute verbittert sind, dann sei das Ziel verfehlt.

Zum Dossier auf indeon.de: Humor ist, wenn man trotzdem lacht - mehr Dinge, die uns trotz Corona zum Lachen bringen

Über Corona zum Beispiel könne man wunderbar lachen, aber nicht über Menschen, die an Corona gestorben sind oder unter den Spätfolgen einer Covid-Erkrankung leiden. „Lachen ist heilsam“, betont Vogt. Alles, was das Leben schwer mache, könne durch Humor ein bisschen leichter gemacht werden.

Erschreckend: „Glaube ja, Kirche nein“

Die beiden Kabarettisten sind Bestandteil des Systems Kirche. Vogt beruflich, Schultheiß ehrenamtlich. „Wir sind Insider, aber gleichzeitig in der Lage, die Außenperspektive wahrzunehmen. Durch den Perspektivwechsel versuchen sie, zwischen beiden Polen zu vermitteln. Aus dieser Spannung lebe das Kabarett, sagt Schultheiß.

Vogt hört bei Besuchen oft die Worte: „Glaube ja, Kirche nein.“ Er findet das erschreckend. Schließlich sei es Aufgabe der Kirche, die Schönheit des Glaubens zu vermitteln. „Wir werben dafür, die Kirchen zu Orten zu machen, wo man leidenschaftlich gerne ist“, ergänzt Schultheiß.

Vogt verweist auf Luther. Der hat viele Jahre mit der Frage gerungen, ob er eines Tages in den Himmel kommen werde. Eines Tages habe er aber auch gesagt: „Wenn Gott keinen Humor hat, dann will ich da gar nicht hin.“

Der Pfarrer Fabian Vogt und der Physiker Martin Schultheiß bilden seit 30 Jahren das Duo Camillo. Sie präsentieren christliches Musikkabarett. Vogt singt und spielt Gitarre und Saxophon,  Schultheiß singt ebenfalls und spielt Klavier und Percussion. Ihr aktuelles Programm heißt „Im Himmel ist ne Party“.
Hier geht es zur Website von Duo Camillo

Dieser Text ist ein redaktioneller Beitrag von indeon.de – dem digitalen Portal der Evangelischen Sonntags-Zeitung. Das unabhängige publizistische Portal für Hessen und Rheinland-Pfalz zeigt die Vielfalt des Lebens, gibt Orientierung und sucht die Debatte rund um gesellschaftliche und kirchliche Themen.

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