Jörn Dulige erhält Verdienstorden
Martin Mencke neuer „Kirchendiplomat“ in Wiesbaden
© EKHNFreuen sich mit Martin Mencke (rechts) als neuen Beauftragten der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung: Beate Hofmann und Kirchenpräsident Jung (Mitte)30.05.2023 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Martin Mencke ist der neue evangelische „Kirchendiplomat“ bei der Hessischen Landesregierung in Wiesbaden. Der 56 Jahre alte promovierte Theologe trat am Dienstagnachmittag (30. Mai) die Nachfolge von Jörn Dulige als Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung an. Mencke war zuletzt evangelischer Dekan in Wiesbaden. Sein Amtsvorgänger Dulige hatte die Aufgabe als Beauftragter seit genau drei Jahrzehnten wahrgenommen und trat in den Ruhestand. Der evangelische Beauftragte arbeitet traditionell an der Schnittschnelle der evangelischen Kirchen Hessens zur Landesregierung in Wiesbaden und gilt in dieser Rolle als „Kirchendiplomat“. Er vertritt in seiner Funktion zugleich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sowie die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR), deren Kirchengebiete hessisches Territorium umfassen.
Martin Mencke: „Gottes glühende Zuwendung zur Welt“
Martin Mencke sprach sich im Festgottesdienst zu seiner Amtseinführung für eine Kirche aus, die sich auch den gesellschaftspolitischen Herausforderungen in der Welt stellen müsse. Hinter dem christlichen Grundgedanken der „Fleischwerdung Gottes in Jesus“ stehe auch Gottes „glühende Zuwendung zur Welt“. Mencke: „So, wie es keine Menschenlosigkeit Gottes gibt, gibt es auch keine Weltlosigkeit der Kirche.“ Das bedeute für Christinnen und Christen sowie die evangelische Kirche Position zu beziehen in „drängenden Fragen der Zeit“. Als Beispiele nannte Mencke etwa die Bildungsgerechtigkeit, die Asylpolitik oder das Ringen um Frieden „auch jenseits von Waffen“.
Ministerpräsident Boris Rhein: „Brücken gebaut und Dialog gefördert“
Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein ehrte den scheidenden scheidenden Amtsinhaber Jörn Dulige im Anschluss an den Gottesdienst zum Amtswechsel überrasschend mit dem Hessischen Verdienstorden. Rhein bezeichnete Dulige als kirchlichen Beauftragten, der in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit „immer wichtige Impulse für die Förderung des christlichen Glaubens und des Zusammenlebens der religiösen Gemeinschaften in Hessen gesetzt“ habe. Rhein sagte bei der Feier zum Amtswechsel weiter: „Durch sein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Gläubigen und seine stets ökumenische Ausrichtung hat er Brücken gebaut und den Dialog gefördert. Für die wertschätzende, menschliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich Herrn Dulige im Namen der gesamten Hessischen Landesregierung herzlich.“ Rhein freue sich zugleich auf die Zusammenarbeit mit Martin Mencke. Rhein sei sich sicher, dass „er die Rolle des hessischen „Kirchendiplomaten“ ebenso herzlich, vertrauensvoll und wertschätzend ausfüllen wird wie sein Vorgänger.“
Kirchenpräsident Jung: „Gesicht der Kirche“
Nach Worten des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, war „Jörn Dulige als Pfarrer und Diplomat das Gesicht der Evangelischen Kirche im politischen Wiesbaden.“ Er habe es auch „in schwierigen Situationen geschafft zu vermitteln und den konstruktiven Dialog zwischen Politik und Kirche zu fördern“. Martin Mencke bringt nach Ansicht Jungs nun „viel Leitungserfahrung, einen internationalen Blick und hervorragende theologische Orientierungskraft mit in dieses Amt“. Ihm läge sehr daran, es erkennbar als Pfarrer seiner Kirche zu führen. So werde er für viele in Wiesbaden „Gesprächspartner, Ratgeber und Seelsorger“ sein.
EKHN-Präses Pfeiffer: „Stabiler Brückenpfeiler“
Für die Präses der EKHN, Birgit Pfeiffer, war Jörn Dulige „über 30 Jahre lang ein stabiler Brückenpfeiler für die evangelischen Kirchen und lange auch für die Diakonie in Hessen bei der Hessischen Landesregierung in Wiesbaden“. Er habe mit seiner Person und seiner Kompetenz stets vermittelnd in beide Richtungen, zum Bundesland und zu den Landeskirchen hin gewirkt. Seinem Nachfolger Martin Mencke wünsche sie einen erfolgreichen Start in das neue Amt und „vor allem Gottes Geistesgegenwart in schwierigen Zeiten“.
Bischöfin Hofmann: „Fingerspitzengefühl und Charme“
„Mit viel Esprit, Fingerspitzengefühl und Charme hat Jörn Dulige die Rolle des Kirchendiplomaten gefüllt, und zwar so, dass alle drei evangelischen Kirchen in Hessen sagen: ‚unser Mann in Wiesbaden‘“, lobte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann. Zwar wirke der Beauftragte in der zweiten Reihe, „aber er steht erkennbar und manchmal mit freundlicher Hartnäckigkeit für das, wofür Kirche in unserer Gesellschaft steht: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.“ Duliges Charisma sei es, „die Stimme für die Stummen so zu erheben, dass sie auch gut gehört wird“, sagte die Bischöfin. Mit seinem „guten Blick für Menschen“ sei er für manche im politischen Geschäft Wiesbadens zum Seelsorger geworden.
EKKW-Präses Schneider: „Als Kirche präsent bleiben“
Der Präses der EKKW, Michael Schneider, freut sich „dass wir einen Amtswechsel feiern - nach 30 Jahren mit Jörn Dulige folgt nun Martin Mencke“. Es sei wichtig, dass die evangelischen Kirchen in Hessen mit einem Vertreter in Wiesbaden „im Gespräch mit Medien, Politik und Gesellschaft“ bleiben. Schneider: „Als evangelische Kirche präsent bleiben und die Stimme erheben - dafür steht für mich dieser Amtswechsel.“
Rheinischer Präses Latzel: „Theologische Klugheit und diplomatisches Geschick“
Nach Worten des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, habe Jörn Dulige „mit großer theologischer Klugheit und diplomatischem Geschick die Kommunikation zwischen Kirche und Politik in den letzten drei Jahrzehnten gefördert und entwickelt“. Als Evangelische Kirche im Rheinland wie auch persönlich „sind wir ihm für seine wichtige Arbeit, die oft im Hintergrund geschehen ist, zutiefst dankbar.“ Zugleich wünsche er Martin Mencke als seinem Nachfolger „Gottes Segen für diese wichtige Arbeit“. Als ehemaliger Dekan von Wiesbaden und „kluger Theologe“ bringe er dafür die idealen Voraussetzungen mit.
Biographisches
Zur Person Martin Mencke: Arbeit an den Schnitt- und Schaltstellen
Martin Mencke (56) möchte „das vielfältige Engagement der evangelischen Kirchen in Hessen in unserer Gesellschaft an den Schnitt- und Schaltstellen zwischen Kirche und Politik stark machen: darauf freue ich mich!“ Mencke ist promovierter Theologe und war seit 2011 Dekan des Evangelischen Dekanats Wiesbaden mit über 70.000 Kirchenmitgliedern. Zuvor war er sieben Jahre lang Pfarrer in der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in Washington DC (USA) und dort zugleich Fachbereichsleiter für Religion/Ethik an der Deutschen Schule. Sein Studium absolvierte er in Tübingen, Heidelberg und Berlin. Mencke promovierte über das Thema „Erfahrung und Gewissheit des Glaubens“. Er war mehrfach auch Lehrbeauftragter für Systematische Theologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt.
Zur Person Jörn Dulige: Eines der interessantesten Ämter in der evangelischen Kirche
Nach Worten von Jörn Dulige (65) „war das Amt des Beauftragten der Evangelischen Kirchen in Hessen für mich eines der interessantesten Ämter in der evangelischen Kirche“. Es stehe „für die Breite und Tiefe der kirchlichen Beiträge im gesellschaftspolitischen Diskurs“. Seinem Nachfolger wünscht er Freude an einem Amt, das immer wieder für neue Wendungen gut ist und somit nie langweilig wird“. Dulige war seit 1993 Beauftragter der Evangelischen Kirchen. Von 1984 bis 1989 war er Gemeindepfarrer in Rodenbach bei Hanau und wechselte danach ins Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Kassel, dort zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Ausbildungsfragen. Er studierte Evangelische Theologie und Publizistik in Bethel und Münster. Von 2009 bis 2017 war Dulige auch Vorsitzender des Rundfunkrates des Hessischen Rundfunks. Aktuell ist er der stellvertretende Vorsitzende des Rundfunkrates.
Hintergrund
Aufgaben des Beauftragten am Sitz der Landesregierung
Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen pflegt die Verbindung zur Landesregierung mit den dazugehörigen Ministerien und zum Hessischen Landtag. Er hält Kontakt zu den politischen Parteien und zu Vereinigungen und Verbänden auf Landesebene. Er ist kirchlicher Interessenvertreter gegenüber dem Land, Beobachter des öffentlichen Lebens Hessens an der Schnittstelle von Kirche und Politik und Vermittler zwischen Kirche und Land. Er leitet das Evangelische Büro Hessen.
Der Beauftragte informiert die Kirchen über die zur Beratung und zum Beschluss anstehenden Gesetze der Landesregierung und nimmt für die Kirchen Stellung. Er berichtet den Kirchenleitungen und Landeskirchenämtern über Geschehnisse im Land. Als evangelischer Pfarrer ist der Beauftragte auch Seelsorger. Für Andachten im hessischen Landtag steht er ebenso zur Verfügung wie für den seelsorgerlichen Dienst. Mit dem Katholischen Kommissariat arbeitet er zudem in enger Abstimmung zusammen.
Zu den Aufgaben des Evangelischen Büros gehört auch die Vertretung der Diakonie Hessen. Eine eigene Stelle vertritt den evangelischen Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege gegenüber dem Land Hessen. Sie ist mit Joachim Sylla besetzt. Dazu gehört es unter anderem, den Kontakt der Diakonie zur Landespolitik sowie zu den kommunalen Spitzenverbänden zu pflegen.
Die drei evangelischen Kirchen in Hessen
Die EKHN, zu der auch Teile von Rheinland-Pfalz gehören, hat rund 1,2 Millionen Mitglieder in ihrem hessischen Kirchengebiet. Zur EKKW zählen rund 730.000 Menschen in Hessen und im südthüringischen Schmalkalden. Der EKiR, deren Territorium sich auf weite Teile Nordrhein-Westfalens, Rheinland-Pfalz und des Saarlands erstreckt, gehören in Hessen knapp 65.000 Mitglieder vornehmlich im Raum Wetzlar an.
Internet: www.evangelisches-buero-hessen.de