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Weltuntergang und negative Zahlen

"Mathematik und Reformation" in Gießen

wikimedia/gemeinfreiPortrait, im Hintergrund viele ZiffernDer Theologe Michael Stifel (1487-1567) war ein Anhänger von Martin Luther.

Den Weltuntergang berechnete er für den 19. Oktober 1533, 8 Uhr. Michael Stifel war Pfarrer und Mathematiker, Zeitgenosse und Anhänger Martin Luthers. Später widmete er sich der seriösen Mathematik. Er rechnete als erster mit negativen Zahlen. Das Gießener Mathematikum widmet ihm eine Ausstellung.

wikimedia/gemeinfreiTitelseiteStifel, Michael: Ein Rechen Büchlin Vom EndChrist ... Wittenberg 1532. Exemplar der Stadtbibliothek Mainz XIII q 14 Nr. 2 aus dem Besitz von Achilles Pirmin Gasser zu Lindau

Michael Stifel war ein Pfarrer der Reformationszeit, der ein herausragender Mathematiker wurde. Als Theologe ließ er sich von den Zahlen verführen: Er versuchte, den biblischen Texten geheime Botschaften zu entnehmen und sie mit Hilfe von Zahlen zu entschlüsseln. Mit der Mathematik wollte der Pfarrer beweisen, was wirklich in der Bibel steht.

Den Weltuntergang berechnet

Professor Albrecht Beutelspacher, Direktor des Mathematikums: „In der ersten Hälfte seines Lebens hat Stifel sich mit der sogenannten Wortrechnung beschäftigt. Also auf manchmal komplizierte Weise aus Buchstaben und Wörtern in der Bibel Zahlen gemacht, mit den Zahlen gerechnet und sie miteinander verglichen." Auf diese Weise „berechnete" er ein Datum für den Weltuntergang. Ganz genau: 19. Oktober 1533, acht Uhr morgens. Mit der Erwartung des Weltuntergangs und des letzten Gerichts stand Stifel im 16. Jahrhundert nicht allein.

Algebra und Rechenschieber

Später wandte er sich der seriösen Mathematik zu. Als Mathematiker führte er viele Bezeichnungen ein und war ein Mitbegründer der Buchstabenrechnung und damit der modernen Algebra. Auch die heute noch beliebten magische Quadrate, Sudokus, hat er mitentwickelt. Als erster hat Michael Stifel mit negativen Zahlen gerechnet. Für Kaufleute der damaligen Zeit bot das eine Vereinfachung ihrer Buchhaltung. Auch der Rechenschieber, bis zur Einführung der Taschenrechner und Computer universales Hilfsmittel, basiert auf seiner Entwicklung von Logarithmen. Als Pfarrer sei er wohl Mittelmaß gewesen, als Mathematiker genießt er Weltrang, lautet das nüchterne Urteil von Albrecht Beutelpacher vom Mathematikum.

Mit einer kleinen Sonderausstellung lädt das Mathematikum Kinder und Erwachsene dazu ein, im Lutherjahr mehr über die Mathematik dieser Zeit zu erfahren.
Die Ausstellung, die von der EKHN-Stiftung gefördert wurde, ist bis 14. Januar 2018 im Mathematikum zu sehen.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Wochenende und Feiertage 10 bis 19 Uhr.

Mathematikum, Liebigstraße 8, 35390 Gießen

www.mathematikum.de

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