Verabschiedung
Menschen für die Musik begeistert
12.02.2020
hjb
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Nicht nur in den Evangelischen Stadtkirchen Dillenburg, Haiger und Herborn gibt es gut besuchte Konzerte, auch in der Evangelischen Margarethenkirche in Ewersbach finden immer wieder besondere Konzerte statt: Dekanatskantor Günter Emde hat in den zurückliegenden Jahren mit der Evangelischen Kirchengemeinde Ewersbach im kulturellen Leben in Ewersbach zahlreiche musikalische Akzente gesetzt.
Viele Chor-, Orchester- und Orgelkonzerte haben hier in der besonderen Atmosphäre der altehrwürdigen Margarethenkirche stattgefunden. Am Sonntag, 16. Februar, wurde Dekanatskantor Günter Emde in einem Gottesdienst um 14 Uhr von Dekan Roland Jaeckle in der Margarethenkirche in den Ruhestand verabschiedet.
Schon als kleiner Junge wollte er ein Tasteninstrument spielen
So ganz geht Günter Emde nicht: Auch wenn seine Tätigkeit als Dekanatskantor in Ewersbach endet, so wird er als Ruheständler in seinem Heimatort Niederscheld und in Nanzenbach einmal im Monat weiter die Gottesdienste musikalisch mitgestalten.
"Schon als kleiner Junge wollte ich Klavier spielen", sagt Günter Emde, "aber meine Eltern fanden es unnötig ein Musikinstrument zu erlernen. Da hörte ich, dass die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) Orgelunterricht kostenlos anbot“. Als Jugendlicher lässt er sich an der Orgel ausbilden, ohne zu ahnen, dass es wenige Jahre später seine berufliche Laufbahn entscheiden wird.
Jugendliche behutsam anleiten zum Orgelspiel
Wie wichtig es ist, Kinder langsam an das öffentliche Orgelvorspiel heranzuführen, das weiß Günter Emde aus eigener Erfahrung: "Meinen ersten Auftritt an der Orgel vor der Gemeinde hatte ich etwas unfreiwillig mit sechszehn Jahren", erzählt Günter Emde, "der Organist der Gemeinde war zu Weihnachten schwer erkrankt und ich sollte für ihn kurzfristig einspringen. Da hatte ich erst ein halbes Jahr Orgelunterricht. Schon vor dem Weihnachtsgottesdienst hatte ich großes Lampenfieber. Nach diesem mit vielen Fehlern überstandenen Gottesdienst war ich so entmutigt, dass ich nicht mehr spielen wollte. Doch als ich dann von der Empore in die Kirche ging, erwarteten mich dort Pfarrer und Küsterin. Sie drückten mir lachend einen Zettel in die Hand - mit den Liednummern für den nächsten Gottesdienst".
In seiner langjährigen Dienstzeit hat Günter Emde sich sehr erfolgreich um die Nachwuchsförderung gekümmert und stets Organisten ausgebildet. „Unsere evangelische Kirche beteiligt sich zur Hälfte an den anfallenden Unterrichtsgebühren“, sagt Günter Emde, „und es darf nur unterrichten, wer hauptamtlich als Kirchenmusiker tätig ist“. Fast 40 Menschen hat er in den zurückliegenden Jahren aus- und weitergebildet, etwa die Hälfte der Nachwuchs-Organisten spielen heute noch. „Zu etlichen habe ich heute noch Kontakt. Drei von ihnen haben später sogar Musik studiert, erzählt Emde.
Auch Kinderchöre wie die Marktackerspatzen und der Schüler-Instrumentalkreis dienen der Nachwuchsförderung: Als Chorleiter hat Günter Emde junge Menschen für das Singen und Schüler für ein Instrument begeistern können. Der Instrumentalkreis für Schülerinnen und Schüler hat sich in nur 10 Jahren zu einem anspruchsvollen Klangkörper entwickelt. Die musikalische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen während der Probenphasen in den zurückliegenden Jahren zu beobachten und mitzuerleben: „Das ist die eigentliche Belohnung für die umfangreiche Vorbereitungszeit!“, sagt er.
Der Wang-Orgel wieder Leben eingehaucht
Die Kirchengemeinde Ewersbach hat zu Beginn seines Dienstes mittels Spenden einen Flügel für die Arbeit zur Verfügung stellen können, damit finden immer wieder auch Konzerte im Gemeindesaal statt. In der Evangelischen Kirche in Steinbrücken konnte 2013 auf seine Initiative hin die 1749 von Florenz Wang gebaute Orgel in ihrer originalen Bauweise aufgestellt werden. Der Klang der ‚Alten Dame‘ beeindruckt mit seiner französischen Klangfarbe immer wieder neu die Gottesdienst- und Konzertbesucher.
Was er seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin wünscht? „Dass er oder sie genauso einen guten Start haben wird, wie ich es hier in Ewersbach erlebt habe!“, sagt Günter Emde, der hofft, dass die Kantorenstelle bald wieder besetzt sein wird.
Zur Person:
Günter Emde (Jahrgang 1954) stammt gebürtig aus Korbach im Waldecker Land, ist mit Regina Zimmermann-Emde verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Das Musiker-Ehepaar wohnt in Niederscheld.
Emde hat an der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford studiert und mit dem C- und B-Examen 1980 abgeschlossen. Es folgte die Staatliche Prüfung für Musiklehrer an der Musikakademie in Kassel. Seit 1970 war Günter Emde als Organist für verschiedene Kirchengemeinden tätig, hat als Dozent für Orgel, Gehörbildung und Musikgeschichte in Kassel gearbeitet und verschiedene Ausbildungskurse für nebenamtliche Organisten begleitet.
Von 1981 bis 1985 hatte er einen Lehrauftrag an der Musikschule in Warburg und er war als hauptamtlicher Kirchenmusiker in Andernach bei Koblenz für einige Jahre tätig, ehe er von 1992 bis Ende 2003 im damaligen Dekanat Herborn eine Anstellung als Dekanatskirchenmusiker fand.
Als Organist und Chorleiter war er bereits in verschiedenen Gemeinden des Dekanats nebenberuflich tätig. So hat er viele Jahre in Siegbach (von 1989 bis 1999) und in Sinn (von 1988 bis 2000) die Chöre geleitet. In Herborn hat er seit 1988 den Kinderchor neu aufgebaut und geleitet.
Im Jahr 2004 wechselt der Dekanatskantor in das damalige Nachbar-Dekanat Dillenburg: Hier hat er die nebenberuflich durchgeführte Kirchenmusik im Rahmen einer halben Stelle als Organist, Chorleiter für Kinder und Erwachsene auf- und ausgebaut. Im Rahmen der Dekanatsstelle entwickelte sich kurzzeitig ein Jugendchor und das heutige Orchester der Margarethenkirche.
Günter Emde ist ehrenamtlich im Kirchenvorstand Niederscheld sowie in der Mitarbeitenden-Vertretung (MAV) des Evangelischen Dekanats engagiert und war als Verbandsratsmitglied des Chorverbandes der EKHN für den Bereich Nord-Nassau tätig. Darüber hinaus singt er bei der Herborner Kantorei mit.
FOTO: Günter Emde geht in den Ruhestand. Unser Foto zeigt ihn in der evangelischen Kirche in Steinbrücken, wo 2013 auf seine Initiative hin die 1749 von Florenz Wang gebaute Orgel in ihrer originalen Bauweise neu aufgestellt werden konnte. FOTO: Becker-von Wolff
