Nachbarschaftsraum nimmt Fahrt auf
Mit Rückenwind und Flickzeug gemeinsam unterwegs
kf
08.07.2025
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Zum Nachbarschaftsraum gehören die Kirchengemeinde Obertshausen mit dem Stadtteil Hausen sowie in Mühlheim die Friedensgemeinde (Kernstadt und Dietesheim) und die gastgebende Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde (Markwald und Lämmerspiel). „Miteinander in Bewegung – innerlich und äußerlich“, sagte zur Begrüßung Dr. Rainer Hollmann, stellvertretender Präses im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau. „Seit Anfang des Jahres sind die Verkündigungsteams gemeinsam unterwegs.“
Im Nordosten des Dekanats bilden neun Hauptamtliche das Team: die Pfarrer*innen Annika Theophil, Martina und Ralf Grombacher, Kornelia Kachunga und Michael Zlamal sowie die Gemeindepädagoginnen Petra Berger, Corinna Seger und – neu mit einem 25-Prozent-Dienstauftrag – Christina Hoppe.
Wie viel Bewegung bereits sichtbar ist, zeigte ein Filmclip zu Beginn des Gottesdienstes. Haupt- und Ehrenamtliche hatten sich gemeinsam aufs Rad geschwungen – auf einer Tour durch die Region, vorbei an Kirchen, Gemeindehäusern und besonderen Orten. Unterwegs war Zeit für Gespräche, Impulse – und auch einen platten Reifen, der kurzerhand gemeinsam geflickt wurde. Die Bilder machten deutlich: Kirche in Bewegung ist mehr als ein Motto. Sie ist gelebte Gemeinschaft.
Wie eine gute Radtour: gemeinsam, beweglich, gestärkt
In seiner Predigt griff Dekan Steffen Held das Bild der Radtour auf – mit Helm und Flickzeug, mit Rückenwind und Bremskraft. „Das Rad als Symbol zeigt uns: In der Mitte ist Christus – von dort gehen wir in alle Richtungen.“ Die Reifen stünden für das evangelische Profil, die Speichen für Vielfalt, die Nabe für den Halt in der Mitte. „Auch Bremsen gehören dazu – manchmal müssen wir stoppen und neu justieren.“
Das Entscheidende sei das Miteinander: „Jesus hat seine Jünger*innen nicht allein, sondern „je zwei und zwei“, also als Team ausgesendet. Auch ihr seid Teil des Dreamteams Jesu“, sagte Held an das neue Team gewandt. Kirche habe noch nie im Alleingang funktioniert, sondern stets als Gemeinschaft, die sich gegenseitig trägt, ermutigt und ergänzt. „Wenn wir einander und Gott etwas zutrauen, kann Großes gelingen.“
Strukturiert, vernetzt – und nah bei den Menschen
Mühlheim-Obertshausen ist einer von etwa 150 Nachbarschaftsräumen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) – und damit Teil eines umfassenden Veränderungsprozesses in der gesamten Landeskirche. Mehrere Kirchengemeinden arbeiten eng zusammen – mit abgestimmten Angeboten, gemeinsamen Gemeindebüros und verbindlicher Kooperation.
Ein Herzstück ist das Verkündigungsteam – ein interprofessionelles Team aus Pfarrerinnen und Pfarrern sowie, wo vorhanden, Gemeindepädagoginnen und Kirchenmusikern. Die Hauptamtlichen arbeiten abgestimmt im gesamten Raum, bleiben dabei aber nah bei den Menschen vor Ort. Auch die Kirchenvorstände wachsen zusammen, tauschen sich regelmäßig aus und entwickeln mit den Hauptamtlichen Perspektiven für den Raum. Ziel ist es, Verantwortung zu teilen, Ressourcen zu bündeln – und Kirche weiterhin lebendig, geistlich vielfältig und verlässlich zu gestalten.
Vielfalt als Stärke – und Geschenk
In einer kurzen Vorstellungsrunde präsentierten sich die Teammitglieder mit je einem Bibelvers, den sie symbolisch auf eine Speiche eines großen Rades hefteten. „Verschieden, aber verbunden“, brachte es stellvertretende Dekanin Birgit Schlegel auf den Punkt. Gemeinsam mit Kirchenvorsteher*innen aus den drei Gemeinden sprach sie die Fürbitten – für Geduld im Miteinander, für offene Herzen und ein gutes, gleichberechtigtes Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt. Die Beteiligung der Gremien war ein starkes Zeichen: gelebte Zusammenarbeit – mitten im Gottesdienst und auf dem weiteren Weg.
Segen, Sendung und Symbolkraft
Mit Liedern wie „Rückenwind“ und „Gut, dass wir einander haben“ wurde musikalisch deutlich: Kirche lebt von Gemeinschaft. Die Segnung des Teams war ein bewegender Moment – begleitet von einem farbenfrohen Parament und einem Fahrradkorb voller geistlicher und praktischer Wegzehrung. Und auch beim anschließenden Beisammensein war sie spürbar: die Freude an der Begegnung und Interesse am gemeinsamen Aufbruch.