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Menschen, die Mut machen

Mit Video: Im Krankenhaus den Patienten Mut machen

Esther StoschDie Grünen Damen und Herren der evangelischen Krankenhaushilfe sind für Patienten da und bieten ihre Hilfe an. An ihren hellgrünen Kitteln sind sie sofort zu erkennen.

Sie lesen aus der Zeitung vor, haben Zeit für eine Plausch oder holen Kaffee oder ein Eis: Die Grünen Damen und Herren sind die Profis für die kleinen Annehmlichkeiten, die den Aufenthalt im Krankenhaus oder Altenheim ein wenig angenehmer machen.

Esther StoschRenate Drüker organsiert die 35 Grünen Damen und Herren im Frankfurter Markuskrankenhaus.

Der erste Kontakt ist immer ähnlich: Marliese Luy klopft an die Tür eines Krankenzimmers, tritt ein und stellt sich vor. Ihre Gesprächspartner oder -partnerinnen liegen meist im Bett. Wie sie auf den Besuch reagieren, hängt nicht nur von ihrem Charakter, sondern ganz stark auch von ihrem Gesundheitszustand ab. An diesem Tag liegt ein älterer Herr am Fenster und erwidert freundlich den Gruß. Marliese Luy sagt, dass sie eine der Grünen Damen sei und fragt, ob sie etwas für ihn tun könne. Er freut sich sichtlich über das Angebot, lehnt aber ab. Er habe alles und bald komme die Familie. Marliese Luy verabschiedet sich und klopft an die nächste Zimmertür.

Besuchsdienst: Zeit für ein Gespräch

Im Agaplesion-Markuskrankenhaus in Frankfurt sind 35 Grüne Damen und Herren aktiv, wobei die Damen deutlich überwiegen. Ihren Namen haben sie von den grünen Kitteln, die sie während ihrer Arbeit tragen. Seit 50 Jahren gibt es die Grünen Damen und Herren in Deutschland, bundesweit sind es derzeit knapp 8000. Sie arbeiten ehrenamtlich in Krankenhäusern, Alteneinrichtungen und zum Teil auch im mobilen Besuchsdienst. Sie besuchen kranke und alte Menschen, machen kleine Besorgungen und haben Zeit für ein Gespräch.

"Wahrnehmen geht vor reden"

Renate Drüker leitet den Besuchsdienst im Markuskrankenhaus. Die 69-Jährige organisiert die Einsätze, macht Pläne, wer wann auf welcher Station ist, bespricht sich regelmäßig mit der Pflegedirektion und ist zugleich Länderbeauftragte für Hessen der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe (eKH), dem Trägerverein der Grünen Damen. Wenn sie nicht gerade mit der Organisation beschäftigt ist, geht auch sie auf einer Station von Zimmer zu Zimmer und fragt, ob sie etwas für die Patienten tun kann. »Wahrnehmen geht vor reden«, nennt sie das Motto der Grünen Damen. »Ich schaue mir den Nachttisch an, registriere, ob dort Blumen oder Bilder von den Enkeln stehen und habe dann schon einen Eindruck, ob sich jemand um den Patienten kümmert oder nicht.« Wie die Nacht war, ob jemand schlafen konnte oder nicht, sei dann oft eine gute Einstiegsfrage, sagt sie. Manchmal ergebe sich ein längeres Gespräch, manchmal nur ein kurzer Wortwechsel. Sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter geben den Patienten die Zuwendung, für die das Pflegepersonal keine Zeit hat. Pflegetätigkeiten übernehmen sie nicht.

Wirkung der Zuwendung zeigt sich deutlich

Marliese Luy besucht seit sieben Jahren Patienten im Markuskrankenhaus. Sie dreht wöchentlich eine Runde auf ihrer Station, und hat wöchentlich einen Termin im Vorraum eines Operationssaales. Dort versucht sie, die Patienten vor der Operation ein wenig zu beruhigen. »Die Zeit vergeht schneller, wenn man ein wenig plaudern kann. Das nimmt die Nervosität«, sagt sie. Auf den Überwachungsmonitoren könne man dann sehen, wie der Puls nach unten gehe.

Sensibel reagieren und sich ganz auf Patienten konzentrieren

»Im Kontakt mit den Patienten muss man sich zurücknehmen«, betont die 65-Jährige. Sie versucht, sich auf deren Bedürfnisse einzustellen und herauszufinden, ob sie ein wenig zu mehr Wohlbefinden beitragen kann. Sei es, indem sie aus der Zeitung vorliest, ein Eis holen geht oder einfach nur ein paar Minuten Zeit hat. Sie frage prinzipiell nie nach der Krankheit aber es komme immer wieder vor, dass Menschen ihr Herz ausschütten. Dann gelte es, sensibel zu reagieren und sich ganz auf den Patienten zu konzentrieren.

Was Marliese Luy beschreibt, entspricht dem Anforderungsprofil der Grünen Damen und Herren: sich im Krankenhaus oder Altenheim zurechtfinden, sich deren Anforderungen und Abläufen unterordnen und dennoch selbstbewusst und sensibel auftreten. Nicht jeder könne diesen Dienst am und mit Menschen leisten, der auch belastend sein kann, sagt Käte Roos, die ehrenamtliche Bundesvorsitzende der eKH. Deshalb bietet ihre Institution den Mitarbeitenden eine Basisfortbildung an. Darin geht es unter anderem um die Frage, wie man in ein ungeplantes Gespräch hineingeht, weil man ja nie wisse, was einem im Patientenzimmer erwartet. Die Grünen Damen und Herren müssten auch erkennen, wann sie einen Hauptamtlichen einschalten, der oder die Kontakt zum Patienten aufnimmt, weil eine intensivere Begleitung notwendig scheint. Außerdem lernen die Bewerberinnen und Bewerber in der Fortbildung etwas zum Umgang mit Dementen, erhalten Informationen zu Rechten und Versicherungsschutz im Ehrenamt und zum Verein eKH.

Allein mit Spenden ist die Arbeit nicht zu finanzieren

Für die Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter in den Einrichtungen gebe es zudem ein Mentorenangebot, sagt Roos. Dabei gehe es um die Organisation von Gruppen und um die Kommunikation mit den Hauptamtlichen und zwischen den Ehrenamtlichen.

Problematisch sei seit einigen Jahren die Finanzierung dieser Arbeit und der Geschäftsstelle des Vereins. »Wir brauchen im Ehrenamt gesicherte Strukturen«, betont Roos. Allein mit Spen-den seien diese aber nicht mehr zu finanzieren. Deshalb bitte man die Ehrenamtlichen seit 2012/2013 dem eKH beizutreten und einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 24 Euro zu bezahlen. »Diese Bitte«, bedauert Roos »hat uns viele Ehrenamtler gekostet. Aber wir mussten das machen, weil einfach kein Geld mehr da war.« Es sei damals nicht gelungen allen zu vermitteln, dass mit der Mitgliedschaft die Fortbildung, Supervision, Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Tagungen finanziert werden, die ja auch den Ehrenamtlern wieder zugutekommen.

Nachwuchs willkommen

Man frage inzwischen auch die Einrichtungen an, in denen die Grünen Damen und Herren aktiv sind, ob sie eine Fördermitgliedschaft übernehmen wollen. Bei einer allgemeinen Anfrage tue sich wenig, hat Roos erfahren. Besser sehe es aus, wenn jemand vom Vorstand ein Altenheim oder ein Krankenhaus direkt anfrage. »Dann stoßen wir auf mehr Verständnis für unser Anliegen«, sagt die Vorsitzende. Allerdings ist diese Art der Mitgliederwerbung mit viel Aufwand verbunden.

Ein weiteres Problem sei der Nachwuchs. Derzeit sei in den Gruppen eine gewisse Überalterung anzutreffen. Nur mit Menschen im Ruhestandsalter werde man den Dienst an den Alten und Kranken auf Dauer möglicherweise nicht aufrechterhalten können. Deshalb versuche die eKH verstärkt, auch Menschen im Vorruhestand und Studierende anzusprechen. Eine Hemmschwelle für viele sei die Regelmäßigkeit der Einsätze. Interessenten sollten drei Stunden Zeit pro Woche an einem festen Termin mitbringen.

Wichtig für den Genesungsprozess

Marliese Luy bereut ihren Schritt hin zu den Grünen Damen nicht. »Ich bekomme sehr viel zurück«, sagt sie und schenkt deshalb gerne einen Teil ihrer Zeit den Patienten. Renate Drüker wiederum betont, dass man nirgendwo so viel über das Leben lerne wie im Krankenhaus: »Es mag kitschig klingen, aber es tut gut, etwas Gutes zu tun. Das ist eine Win-win-Situation.«

Auch für das Krankenhaus. »Wir sind sehr froh über das große ehrenamtliche Engagement unser Grünen Damen und Herren im Agaplesion Markuskrankenhaus«, sagt Pflegedirektorin Ingrid Mauritz. »Sie schenken unseren Patientinnen und Patienten Zeit und haben ein offenes Ohr für Ängste und Sorgen. Das ist für den Genesungsprozess sehr wichtig«, fügt sie hinzu. Für viele Patienten sei es erleichternd, wenn sie einer unbeteiligten Person, die weder Arzt noch Pflegekraft oder Angehöriger ist, erzählen können, was sie bewegt. Zudem gebe es Patienten, die ohne die Ehrenamtlichen keinen Besuch bekommen würden.

Grüne Damen in Deutschland

Grüne Damen im Markus-Krankenhaus

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