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Ursachen und Tipps gegen Erschöpfung

Müttergenesungswerk: Immer mehr Mütter leiden an Burnout

Kinder machen viel Freude, aber zuviel Stress durch Job, Haushalt und andere Pflichten können sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

„Immer mehr Mütter sind völlig erschöpft und leiden unter Schlaflosigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen“, sagt Marianne Adler, Beraterin für Mütter- und Mutter-Kind-Kuren beim Diakonischen Werk für Frankfurt am Main. Das Müttergenesungswerk hat ermittelt, dass der Anteil der Mütter mit Erschöpfungssyndrom, die bundesweit in die Mütterkuren oder die Mütter-Kind-Kuren kommen, sich von 2004 bis 2012 um mehr als 30 Prozent erhöht hat.

Sozialpädagogin Adler bestätigt den Trend: „Auch unsere Halbjahresstatistik in Frankfurt zeigt, dass die Anträge für eine Mutter-Kind-Kur im Vergleich um vorletzten Halbjahr um ein Drittel zugenommen haben.“

Ursachen für Streß: Zeitdruck, Partnerschaftsprobleme, wenig Anerkennung und Krankheiten

Marlene Rupprecht, Mitglied des Bundestages und Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes: „Die Frauen fühlen sich noch häufiger durch ständigen Zeitdruck oder durch Partnerschaftsprobleme gestresst. Die Zahl der Frauen, die die mangelnde Anerkennung als belastend empfinden, hat sich fast verdoppelt.“ Marianne Adler hat zudem in Frankfurt beobachtet, dass einige Frauen zusätzlich von besonders belastenden Problemen betroffen sind, wie einer ADHS-ADS-Erkrankung der Kinder (Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörung) oder einer eigenen Krebserkrankung.

Berufliche Flexibilität erhöht Streß in Familien

Der Druck auf die Frauen steige in den Familien aber auch, weil der Arbeitsmarkt eine zunehmend hohe Flexibilität verlange. So seien einige Väter werktags beruflich unterwegs und nur am Wochenende für die Familie da. Andere müssten zwei Jobs bewältigen und wieder andere müssten sich an die wenig familienfreundlichen Nachschichten des Flughafens halten. „Mütter und Kinder müssen sich dann tagsüber fast unsichtbar machen, damit sich der Mann erholen kann“, so die Frankfurter Beraterin.

Besonders betroffen sind Alleinerziehende

Vor besonderen Herausforderungen stehen auch allein erziehende Mütter. „Nur wenn der Alltag perfekt getaktet ist, also Job und Kinderbetreuung ineinander greifen, funktioniert das System. Aber wenn es einem Kind morgens schlecht geht, gerät das Ganze schnell aus dem Rhythmus“, beschreibt Marianne Adler. Und so gehören auch 34,4 Prozent allein erziehende Mütter bundesweit zu den Frauen, die eine Kurmaßnahme beantragen.

Plädoyer gegen Perfektionismus

„Doch manchmal tragen die Mütter auch selbst zu ihrer Erschöpfung bei. So fällt es einigen schwer, etwas an den Mann abzugeben“, erklärt die Beraterin. Durch perfektionistische Ansprüche käme es deshalb zu Auseinandersetzungen. Schmunzelnd empfiehlt sie, Toleranz zu üben: „Wenn der Mann nach dem Spielplatzbesuch mit Kindern nach Hause kommt und deren Kleidung ein paar Schlammspritzer abbekommen hat, ist das nicht schlimm.“

Hilfe annehmen

Sie empfiehlt Hilfe anzunehmen, wenn der Mann sie anbietet. Dabei sei es aber auch durchaus auch sinnvoll ihm Möglichkeiten zu zeigen, wie er seine Kompetenzen im Hinblick auf Kindererziehung und Haushalt verbessern könne.

Tipps für Mütter gegen Burnout

Damit die Anforderungen in Familie und Beruf nicht gleich zum Burnout führen, hat Marianne Adler einige Tipps parat: „Es ist wichtiger, sich 20 Minuten für eine Tasse Tee Zeit zu nehmen, als den Küchenboden zu schrubben.“

Für jede Frau sei es wichtig, sich einige Minuten Zeit für sich allein zu nehmen. Auch Yoga am Morgen könne zu mehr Gelassenheit beitragen. Zudem setzt sie auf Absprachen.

Kinderbetreuung nach dm Prinzip der Stechuhr

So könnte mit dem Partner vereinbart werden, wer in welcher Woche nachts aufsteht, wenn das Kind schreit. Oder es könne die Verabredung getroffen werden, dass der Partner nach Feierabend zur Ruhe kommen kann, dann aber die Kinderbetreuung für eine bestimmte Zeit übernimmt.

Wichtig: Entspannen und Genießen!

„Wichtig ist, dass Sie Zeit für den Partner einplanen, um die Beziehung zu pflegen“, erläutert Marianne Adler. Hier seien die Großeltern gefragt, die den Nachwuchs für einige Stunden am Wochenende betreuen könnten. Sie warnt: „Aber nutzten Sie die Zeit nicht dafür, sich um die Wäsche zu kümmern, sondern gehen sie gemeinsam tanzen oder spazieren.“

Kinder nicht immer nach ihren Wünschen fragen

Auch die Kommunikation mit den Kindern habe Auswirkungen auf das Nervenkostüm. “Diskutieren Sie nicht alles mit den Kindern! Fragen sie nicht: Wollen wir heute zur Oma gehen? Stehen Sie zu dem, was Sie selbst möchten“, rät Marianne Adler.

Krankenkassen bezahlen viele Kuren

Trotz der alarmierenden Zahlen hat Marianne Adler auch positive Nachrichten: „Durch Lobbyarbeit ist es dem Müttergenesungswerk gelungen, dass die Krankenkassen nun mehr Anträge genehmigen als zuvor.“

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