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Gottesdienst und Empfang zum neuen Kirchenjahr

Mut statt Modetrends: Greifenstein über die Kraft der Jahreslosung

© Michael RänkerPfarrer i.R. und Kabarettist Hans-Joachim Greifenstein predigte über die Jahreslosung 2026 „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“.

Zum Auftakt des neuen Kirchenjahres kamen in Fürth gut 100 Menschen zusammen. Pfarrer i.R. und Kabarettist Hans-Joachim Greifenstein deutete die Jahreslosung 2026 „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“ als tröstliche Zusage und rief dazu auf, kirchliche Traditionen selbstbewusst und ohne Trenddruck zu bewahren.

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Bevor am 31. Dezember der kalendarische Jahreswechsel ansteht, beginnt mit dem ersten Advent stets ein neues Kirchenjahr – das Evangelische Dekanat Bergstraße lädt aus diesem Anlass alljährlich am Vorabend des ersten Adventsonntags zu einem Gottesdienst mit anschließendem Empfang ein. So auch in diesem Jahr: Am Samstagabend waren das Gotteshaus der Evangelischen Kirchengemeinde Fürth im Odenwald und anschließend das Gemeindehaus die Veranstaltungsorte für diese liebgewonnene Tradition.

Präses Ute Gölz konnte gut 100 Interessierte begrüßen, die vor allem gekommen waren, um zu hören, was Pfarrer i.R. und Kabarettist Hans-Joachim Greifenstein in seiner Predigt über die neue Jahreslosung zu sagen hatte. Für das bevorstehende Jahr 2026 hat die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ein Bibelwort aus der Offenbarung (Kapitel 21, Vers 5) ausgewählt: „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“ Für den Seelsorger, der den Gottesdienst gemeinsam mit Dekanin Sonja Mattes und der stellvertretenden Dekanin Silke Bienhaus gestaltete, ist dieser Bibelvers eine „sehr gute Wahl“, weil er ein tröstliches Wort für die Menschen sei.

Nicht jeden Quatsch mitmachen

Greifenstein warnte jedoch in seiner kurzweiligen Ansprache davor, die Jahreslosung zugleich als Auftrag zu verstehen: 40 Prozent der Witze des „Ersten Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabaretts“, das er vor 27 Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Clajo Herrmann gründete und nach dessen Tod allein weiterführt, handelten von „neumodische Kram in de Kersch“. Der Seelsorger, der zehn Jahre lang im Evangelischen Dekanat Bergstraße und dort in der Kirchengemeinde Schwanheim wirkte, mahnte seine Kirche, nicht „Trends hinterherzulaufen, jeden Quatsch mitzumachen, um für die Leute interessant zu wirken – und dabei den eigentlichen Auftrag zu vergessen“.

Er riet stattdessen dazu, der Empfehlung des praktischen Theologen Peter Zimmerling zu folgen, der dazu auffordert: „Überlegungen zur Zukunft der Kirche sollten aus einer Haltung der Dankbarkeit erwachsen für das, was Gott durch die christlichen Kirchen dem Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt in der Vergangenheit geschenkt hat.“ Oder, wie es Greifenstein zusammenfasst: „Wir sollen froh und stolz darauf sein, was wir als Erbe bekommen haben, worauf wir aufbauen können, was schon gut ist in unseren Gemeinden.“

Das Evangelium als Alleinstellungsmerkmal

Er wolle die Krise, in der sich die Kirche ganz unzweifelhaft befinde, nicht schönreden, „aber wir müssen auch nicht in Sack und Asche gehen“. Schließlich habe die Kirche ein Alleinstellungsmerkmal: „Nämlich das Evangelium mit der Zusage der Gnade, dass jeder Mensch vorbehaltlos von Gott so angenommen wird, wie er ist.“ Dieser „fromme, theologische Satz“ müsse nun so formuliert werden, dass ihn jeder höre und verstehe – „das ist unsere Aufgabe“. Und weil man bereits etwas habe, „worauf wir stolz sein können“, könne man in der Verkündigung auch „unaufdringlicher“ agieren; die Kirche müsse sich also nicht fortwährend neu erfinden.

Der Prediger wörtlich: „Die Form ist nicht so wichtig, sondern der Inhalt – dass Jesus, dass Gott in die Welt kommt und dass er alles neu macht, das ist doch wunderbar!“ Greifenstein schloss seine Predigt, in der er weitere Perspektiven auf die Jahreslosung eröffnete, mit einem Zitat des Dichters und Sprachforschers Hoffmann von Fallersleben (1798–1874) aus dessen „Morgenlied“: „Er hat die Nacht vertrieben: Ihr Kindlein, fürchtet nichts! Stets kommt zu seinen Lieben der Vater alles Lichts. Amen!“

Kreis dankt Kirche für das Zusammenwirken

Präses Ute Gölz hatte eingangs verschiedene Ehrengäste begrüßt, darunter den ehemaligen Dekan Arno Kreh, Tobias Lauer, den Geschäftsführer der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau, die Landtagsabgeordnete Birgit Heitland sowie – in Vertretung von Landrat Christian Engelhardt – den ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Philipp-Otto Vock, der auch ein Grußwort sprach. Das Kirchenjahr verbinde „die Grunddaten des Glaubens mit dem Ablauf des Jahres“ und gebe Orientierung im Alltag, sagte Vock.

Er blickte auf ein Jahr voller Herausforderungen zurück: Die Kirche befinde sich im Zukunftsprozess, Gemeinden, Regionen und Strukturen müssten sich neu ordnen. Weniger Mitglieder erforderten „neue, flexiblere Formen“, während zugleich gesellschaftliche Unsicherheiten und wirtschaftlicher Druck zunähmen. Viele Menschen spürten Belastungen im Familien- und Arbeitsleben. Trotz allem gebe es im Kreis Bergstraße zahlreiche Beispiele für Zusammenhalt. Vock dankte allen, die im Ehrenamt, in Kirchen und Vereinen Stabilität schaffen.

Ein kraftvoller Impuls

Zur Jahreslosung 2026 „Siehe, ich mache alles neu!“ erklärte Vock, sie sei „ein kraftvoller Impuls“, der nicht vertröste, sondern Mut mache. „Neu machen“ bedeute, Veränderung zu wagen, Vertrauen zu stärken und sich auf Zukunft einzulassen. Die Losung sei ein Gegenwort zu Resignation und Zukunftsangst. Vock hob die Rolle der Kirchen hervor – bei Integration, Seelsorge, Jugendarbeit, Diakonie und Kulturarbeit. Sie seien „Ankerpunkte in Zeiten der Verunsicherung“ und Orte des Zuhörens und der Versöhnung. Auch der Austausch zwischen Kreis und Kirchen sei wertvoll.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Dekanatskantorin Han Kyoung Park-Oelert an der Orgel sowie Christoph Sames, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Seeheim-Malchen, an Trompete und Flügelhorn. Die Kollekte war für die Aufgaben des Hospizdienstes Odenwald bestimmt, der sich in Trägerschaft des Evangelischen Dekanats Bergstraße befindet.

Virtuose Musiker und ein schmackhaftes Buffet

Gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Gerald Kilgus (Gitarre), Karsten Albe (Kontrabass) und Michael Weisbarth (Akkordeon) musizierte Sames als Instrumental-Ensemble „Ora Blu“ anschließend auch beim Empfang im Gemeindehaus. Zu einem schmackhaften Buffet „servierten“ die virtuosen Musiker französische Chansons, argentinische Tangos und Jazz-Standards.

Im nächsten Jahr wird der Gottesdienst zum neuen Kirchenjahr mit anschließendem Empfang am 28. November stattfinden; dann wird EKHN-Kirchenpräsidentin Christiane Tietz über die Jahreslosung 2027 predigen.

 

 

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