Gesamtkirchengemeinden
Neue Gemeinden im Dekanat
Grafik: Saarbourg
Die Karte des Evangelischen Dekanats Gießen zeigt die Gemeindelandschaft am 1. Januar 2026
08.12.2025
mhart
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Die Karte des Evangelischen Dekanats Gießen zeigt die Gemeindelandschaft am 1. Januar 2026
Zum 1. Januar 2026 konstituieren sich im Evangelischen Dekanat Gießen drei neue Gesamtkirchengemeinden. Am größten ist die neue Ev. Philippusgemeinde Gießen mit rund 11.700 Mitgliedern. Sie entsteht aus den bisherigen Gesamtkirchengemeinden Allendorf-Kleinlinden und Gießen Mitte sowie der Johannesgemeinde.
Im Umland von Gießen bilden die Kirchengemeinden Albach, Steinbach (Fernwald) und die Gemeinden Garbenteich, Hausen und Watzenborn-Steinberg (Pohlheim) mit 5800 Mitgliedern die Ev. Gesamtkirchengemeinde am Schiffenberg. Die Biebertaler Kirchengemeinden Bieber, Fellingshausen, Frankenbach, Königsberg, Krumbach und Rodheim sowie die Martinsgemeinde Heuchelheim-Kinzenbach schließen sich zur Ev. Gesamtkirchengemeinde an Bieber und Dünsberg zusammen. 7300 Mitglieder gehören dazu.
Bündelung der gemeinsamen Ressourcen
Die bisherigen Kirchengemeinden bleiben mit reduziertem Aufgabenbereich als Ortskirchengemeinden weiter bestehen. Die neuen größeren Einheiten bieten unter anderem die Möglichkeit, professionelle Gemeindebüros vorzuhalten, die für die Anliegen ihrer Mitglieder die ganze Woche über zu erreichen sind. Die Bündelung der gemeinsamen Ressourcen ermöglicht darüber hinaus eine nachhaltige Sicherung von kirchlichen Angeboten wie Seelsorge, Gottesdienste, Kirchenmusik, pädagogische Angebote und sozial-diakonische Projekte.
Die reine Zahl an Gottesdiensten in den Gesamtkirchengemeinden wird weniger, denn es gibt nicht mehr in jeder Kirche oder jedem Ort sonntags einen eigenen Gottesdienst. Allerdings wird das auch zu mehr Gemeinschaftsgefühl führen, wenn die Gottesdienste, die in einer Region stattfinden, insgesamt gut besucht sind.
Reformprozess in der Evangelischen Kirche
Die Gründung der Gesamtkirchengemeinden erfolgt im Rahmen eines Reformprozesses, der zurzeit überall in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) umgesetzt wird. Ziel ist, die Handlungsfähigkeit der Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft zu stärken, angesichts sinkender Mitgliederzahlen, finanzieller Herausforderungen und veränderter gesellschaftlicher Herausforderungen. Durch den Zusammenschluss bisher selbstständiger Kirchengemeinden entstehen größere, leistungsfähigere Einheiten, die Ressourcen bündeln und gemeinsam nutzen können.
Dialog mit der Gesellschaft
Der gegenwärtige Reformprozess, der bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein soll, setzt auf eine moderne und flexible Kirche, die auch zukünftig die Bedürfnisse der Gesamtgesellschaft und ihrer Menschen im Blick hat. Dabei geht es auch um neue Nutzungsformen für Kirchengebäude, mehr Dialog mit der Gesellschaft und eine moderne, einladende Haltung. In den Kirchengemeinden wird derzeit auch darüber diskutiert, wie kirchliche Gebäude noch stärker für gesellschaftliche und kommunale Veranstaltungen geöffnet werden können.
Ob es nach 2030 zur Bildung von Kirchengemeinden mit einer größeren räumlichen Ausdehnung kommt, hängt von den Erfahrungen und Entwicklungen der nächsten Jahre ab. Letztlich will die EKHN ihrem Auftrag gerecht werden, Glaube und Kirche lebendig zu halten und für kommende Generationen zu gestalten.
Kirche reagiert auf Mitgliederrückgang
Die Kirche reagiert damit auf den steten Mitgliederrückgang durch Kirchenaustritte und die natürliche Abnahme durch Sterbefälle. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Bindung an traditionelle Institutionen wie die Kirche in der Gesellschaft stetig nachlässt. Viele Menschen empfinden die Mitgliedschaft in der Kirche als persönlich nicht wichtig. Die Zahl der Kirchenmitglieder im Evangelischen Dekanat ist in den letzten 20 Jahren von 58 Tausend auf 41 Tausend gesunken. Mit neuen Veranstaltungsformen geht die Kirche aber auf das erkennbare Bedürfnis von jungen Menschen ein, Gemeinschaft zu erleben und eigene Formen von Religiosität auszuprobieren, etwa in der Jungen Kirche Gießen, die vor fünf Jahren gegründet wurde.
