Ökologisch und solidarisch gegen den Klimawandel
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04.10.2021
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Der "Feldgarten" ist ein Projekt der Solidarischen
Landwirtschaft. Dabei tragen mehrere private Haushalte die Kosten
eines landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betriebs, wofür sie
im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. In der Regel geht es dabei
um den regionalen ökologischen Anbau von Gemüse, Salate, Kräutern
und Obst. Die Betriebe haben dadurch einen gesicherten Absatz und
ein gesichertes Einkommen. Die Nutzer*innen bekommen ökologisch
angebaute Produkte aus der direkten Nachbarschaft.
In der Wetterau gibt es bereits an verschiedenen Orten Projekte der
Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi), unter anderem in Wölfersheim, Dorheim,
Wallernhausen und Büdingen. Wie die Netzwerkerinnen erfahren
durften, unterscheidet sich das Konzept des Feldgartens darin, dass
die Beteiligten die Ernte selbst einholen und damit selbst
entscheiden können, welches Gemüse und in welcher Menge sie für
sich ernten. Bei dem Konzept spielt nicht nur die Solidarität
gegenüber den anbauenden Betrieben eine Rolle, sondern auch
innerhalb der Verbrauchergemeinschaft.
Um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten,
gilt die Feldgarten-Mitgliedschaft vorrangig für Menschen, die in
der Nähe leben oder arbeiten. Aktuell kommen 90 Prozent aus dem
Umkreis innerhalb von 5 Kilometern.
"Das Selbsterntekonzept bewährt sich", versicherte
Gärtnermeister Tom Mühlbauer, der den Feldgarten zusammen mit
seiner Partnerin, der Landwirtin Antje Kohlhaas, als Familienbetrieb
aufgebaut hat. Mühlbauer bringt in das Projekt die Erfahrung und
das Wissen aus seiner 10-jährigen Tätigkeit, als Leiter des
gemüsebaulichen Versuchswesens bei der Bingenheimer Saatgut AG ein. Diese ist Europas größter Saatgutanbieter für nachbaufähiges Biosaatgut für Gemüse, Kräuter und Blumen.
Das Selbsterntekonzept ermöglich den Mitgliedern einen direkten
Bezug zu den angebauten Nahrungsmitteln und ein hohes Maß an
Individualität bei der Ernte. Eine gegenseitige Rücksichtnahme,
Wertschätzung und Vertrauen sind die Basis für ein Gelingen.
Vor einem Jahr haben Tom Mühlbauer und Antje Kohlhaas einen 1,5
Hektar großen Acker gepachtet und mit dem Gemüseanbau begonnen.
Die Bewirtschaftung erfolgt nach ökologischen Prinzipien und weitestgehend ohne den
Einsatz von Maschinen. Im besonderen Maß wird Wert darauf gelegt,
dass durch Humusbildung das Leben im Boden gefördert wird. Dadurch
wird auch die Wasserspeicherkapazität und die Bindung von CO2 im
Boden erhöht.
Durch Mischkulturen, eng gestaffelte Fruchtwechsel u. Fruchtfolgen,
dem so genannten "Market Garden", wird eine abwechslungsreiche,
reichhaltige u. hochwertige Gemüseversorgung gewährleistet.
Insgesamt wirkt diese Bewirtschaftungsform dem Klimawandel und
Artensterben entgegen. Die Netzwerker zeigten sich begeistert
darüber, was im "Feldgarten" innerhalb eines Jahres entstanden
ist. Neben dem frischen Gemüse ist dort, durch die Anlage von
Blumenbeeten und Bienenweiden, auch eine "Augenweide"
entstanden. Tom Mühlbauer bestätigte auf Nachfrage, dass man bei
der Planung bewusst auch auf die Landschaftsästhetik geachtet habe.
Der Feldgarten soll auch ein Ort der Begegnung, Freude und der
Erholung sein. "Hier ist ein Paradies für Mensch, Insekten und
Tiere entstanden. Projekte wie der Feldgarten, sind nachhaltig u.
wirken erheblich dem Klimawandel u. Artensterben entgegen und
sollten unbedingt gefördert werden, damit noch mehr solcher
Projekte entstehen können", forderte Monika Brenninger von der SoLawi in Wölfersheim u.
Wetterau im Wandel.
Wolfgang Dittrich, Referent für gesellschaftliche Verantwortung
beim Evangelischen Dekanat Wetterau und Aktivist im Netzwerk
ergänzte, dass es ein Ziel sein muss, im Rahmen einer
sozialökologischen Wende in allen Gemeinden und Städten
Nachhaltigkeitsprojekte wie Solidarische Landwirtschaften,
Gemeinschaftsgärten, Umsonstläden, oder Repair-Cafes entstehen zu
lassen.
Wetterau im Wandel ist ein Netzwerk aus verschiedenen Initiativen
und Vereinen aus dem Umwelt- und Naturschutz, dem Engagement für
eine weltweite Nachhaltigkeit und der Evangelischen Kirche, das den
notwendigen sozialökologischen Wandel voranbringen will. Das
Netzwerk trifft sich regelmäßig zum Austausch und der Besichtigung
von Nachhaltigkeitsprojekten.
Text: Wolfgang Dittrich