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Lukas Hille ist Pfarrer im Ehrenamt

Pfarrer der Menschen „tackelt“ und gerne von seiner Kraftquelle abgibt

(c) Dekanat / K. GeiselPfarrer Lukas Hille beim American FootballPfarrer Lukas Hille beim American Football

Lukas Hille ist ordinierter Pfarrer. Aber er arbeitet im Moment nur ehrenamtlich in seinem Beruf. Noch. Denn Derzeit ist er Mitarbeiter am Hans von Soden Institut in Marburg und schreibt an seiner Dissertation. Wenn er nicht an seiner Promotion schreibt, dann engagiert er sich in einer politischen Partei, arbeitet ehrenamtlich in einem Familienzentrum und spielt leidenschaftlich gerne American Football bei den Hadamar Black Goats. „Ja, ich bin Pfarrer der aufs Feld geht, um andere umzutackeln“, sagt er schmunzelnd.

(c) DekanatLukas Hille im TalarLukas Hille im Talar

Sein Vikariat hat er in der Stiftskirchengemeinde in Diez absolviert. Danach war Hille, der sich auch politisch als Parteimitglied engagiert, für ein halbes Jahr am Sitz der Kirchen bei der hessischen Landesregierung tätig, wo er sein Spezialvikariat gemacht hat. Theologie und Politik sind für den 30-jährigen seine beiden „biografischen Hauptinteressen“.

Durch kirchliche Kinder- und Jugendarbeit geprägt

„Ich bin ein Kind kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit“, sagt Hille. Der Religionsunterricht an der Grundschule, Ferienspiele und vor allem das Zeltlager waren positive Berührungspunkte mit Evangelischer Kirche und ihrer Botschaft. Bereits im Alter von 10 Jahren fuhr Hille zu ersten Mal beim Zeltlager seiner Heimatkirchengemeinde in Usingen-Eschbach mit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Erst als Teilnehmer, dann als Teamer und noch heute nimmt er sich dafür Urlaub, um als Leiter beim Zeltlager dabei zu sein.

Wie kann Kraftquelle der Bibel für Menschen zugänglich werden?

In seiner Doktorarbeit geht es im Grunde um die Frage, wie die Botschaft der Bibel heute noch zu den Menschen und in die Gesellschaft gelangen kann. Und zwar in „eine Gesellschaft, wo kaum noch jemand liest, also einer Gesellschaft, die keine Buchgesellschaft mehr ist.“

Über Jahrhunderte hinweg wurden Glaube und Sprache durch das geschriebene Wort vermittelt. „Das hat sich stark verändert“, erklärt Hille. Und fragt sich, wie diese Kraftquelle so umgesetzt werden kann, „dass sie auch für andere existenziell sein kann.“ Dazu helfe ihm der sogenannte „iconic turn“ (Ikonische Wende), der den Wechsel vom Wort hin zur Bildsprache beschreibt.

Bilder spielen heutzutage mehr denn je eine wichtige Rolle. Folglich forscht er daran, wie christlicher Glaube stärker über Bildbegriffe vermittelt werden könne.

„Pfarrer der aufs Feld geht, um andere zu tackeln“

Wenn er nicht an seiner Promotion schreibt, dann engagiert er sich in einer politischen Partei, arbeitet ehrenamtlich in einem Familienzentrum und spielt leidenschaftlich gerne American Football bei den Hadamar Black Goats. „Ja, ich bin Pfarrer der aufs Feld geht, um andere umzutackeln“, sagt er schmunzelnd. Sein Amt als Pfarrer spielt auch in seinem Privatleben eine große Rolle. Eine mögliche Trennung zwischen Beruf und Privat möchte er gar nicht so stark ziehen. Menschen im Alltag zu begegnen seien für ihn „superwertvoll“, betont er.

In seinen Vereinen spiele sein Pfarrer-Sein immer wieder eine Rolle, sei es bei Busfahrten zu den Spielen, wo ein Mitspieler ihn plötzlich fragt: „Wer kommt eigentlich in den Himmel?“ Oder wenn er einem befreundeten Paar erklären kann, warum zwei aus der Kirche Ausgetretene nicht so ohne weiteres kirchlich heiraten können.

„Kirche muss sich verändern“

Durch sein Engagement in Vereinen und die Begegnung mit Menschen habe er die Möglichkeit Vertrauen aufzubauen und einen ganz anderen Blick auf die Gesellschaft zu bekommen. Dafür ist er dankbar und hofft, dass von dieser diese Haltung später im „Pfarramt“ möglichst viel erhalten bleibt. „Kirche muss sich so verändern, dass sie nicht mehr darauf wartet, dass die Menschen zu ihr kommen“, sagte er kürzlich bei einem Online-Talk.

Der christliche Glaube trage viel zum Zusammenhalt der Gesellschaft und gelingendes Leben bei, ist er überzeugt. Dabei sei die Mitgliederzahl für ihn erst einmal nicht entscheidend. Denn „Kirche ist kein Pay & Get Modell“, wo man für die Kirchensteuer eine Gegenleistung erwarten könne, sagt er. Kirche lebe viel mehr davon, dass die Menschen von der Botschaft und der Sache überzeugt seien. „Zusammenleben funktioniert nach meinem Verständnis nur, wenn wir uns füreinander einbringen, ohne dabei gleichzeitig etwas zurückfordern. So funktioniere Christentum. Christlicher Glaube geht nicht ohne den anderen“, betont er.

Hille hat in Heidelberg, Jerusalem und Göttingen studiert. In wortwörtlich letzter Sekunde entschied er sich noch Pfarrer in der EKHN zu werden und nicht in die Hannoversche Landeskirche zu wechseln. Zum Vikariat in Diez sagt er: „Das hat einfach gepasst. Das sollte so sein.“

Lukas Hille liebt seinen Pfarrberuf, auch wenn es noch im Ehrenamt ist. „Ich bin überzeugt, dass es das Richtige ist“, sagt er klar. Für seine Zeit der Promotion ist Hille, der in Bad Camberg wohnt, als Pfarrer beurlaubt. Dort ist er an die Evangelische Kirchengemeinde Bad Camberg angedockt und hält in der Region ungefähr einmal im Monat Gottesdienste, etwa in Esch oder Walsdorf oder traut Menschen.

 

 

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