Radio für Kita-Kinder

28.04.2020
ds_rk
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Kinderhaus-Radio sendet wöchentlich
Evangelische Kitas in Darmstadt halten auf kreative Weise Kontakt
Die meisten Kinder haben ihre Kita nun schon seit sechs Wochen nicht mehr von innen gesehen. Das ist für sie und ihre Familien eine große Herausforderung und auch ein großer Verlust: Auf das tägliche Miteinander in der Kita, Kontakte zu Freundinnen und Freunden, Spiele und Bewegungen, Ausflüge und Feiern müssen Kita-Kinder in der Corona-Krise verzichten.
Die pädagogischen Fachkräfte in den evangelischen Kindertagesstätten in Darmstadt sind dennoch aktiv und haben sich viel ausgedacht, um mit ihren Kindern und auch den Eltern Kontakt zu halten. „Sie gehen sehr professionell mit der besonderen Herausforderung um“, lobt Michael Müller-Möscheid, Leiter der Geschäftsstelle Kindertagesstätten des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt, die für elf evangelische Kitas zuständig ist. Weitere neun evangelische Kitas sind in Trägerschaft der Gemeinden, eine gehört zur Pädagogischen Akademie Elisabethenstift.
Denn nicht nur die Kinder vermissen ihre Kita, auch die Erzieherinnen und Erzieher vermissen „ihre“ Kinder. An vielen Kitas hängen Transparente mit „Wir vermissen Euch“ oder „Alles wird gut“. Viele beteiligen sich auch an der Aktion Regenbogen, bei der die Kinder einen Regenbogen malen und als Zeichen der Hoffnung ins Fenster und an Türen hängen. So ergibt sich in der ganzen Stadt eine Verbundenheit zwischen Kindern, Eltern und Kitas.
Das „Kinderhaus Schatzkiste“ am Oberfeld hat an einem Baum auf seinem Außengelände „Wir bleiben verbunden“ in großen Lettern aufgehängt. Täglich kommen Eltern und Kinder vorbei und können hier an einer Litfaßsäule Grüße mitnehmen und selbst hinterlassen. Viele Kitas versenden regelmäßig Post an die Kinder oder stehen auch am Telefon für ein persönliches Gespräch bereit, wenn sie einmal die Stimme ihrer Erzieherin oder ihres Erziehers hören möchten.
Die Kita-Kinder der Kreuzkirchengemeinde hatten zu Ostern zu Hause Grüße für die Bewohner des Seniorenheims Fiedlersee gebastelt. Sie selbst haben Osterbriefe von ihrer Kita mit einer Hoffnungskerze bekommen. Als Zeichen der Verbundenheit haben sie Steine bunt bemalt und vor ein Kita-Fenster gelegt.
Auch medial haben sich die Kitas einiges einfallen lassen: Das „Kinderhaus Mittendrin“ aus dem Martinsviertel etwa geht wöchentlich mit seinem „Kinderhaus-Radio“ auf Sendung. Darüber hinaus haben die Erzieherinnen und Erzieher Videos mit Grüßen aus der Kita gedreht, mit Vorlesegeschichten, Bastelanleitungen und Zaubertricks. Für all die Anregungen haben sie eine eigene Website eingerichtet. Zurzeit entsteht ein Film mit dem Titel: „Was machen die denn eigentlich im Kinderhaus die ganze Zeit?“, berichtet Leiterin Marie Bernhard. Auch eine Choreinheit bereitet das Team vor, weil die Kinder ihren Kinderhauschor sehr vermissen, wie sie sagt. Außerdem schicken die Kinder selbst auch eigene Filme wie ein „Sportfilm“ von einem Hort-Kind oder ein Film zum Thema „Was ist Corona?“ von einem Kita-Kind.
Viele Kitas versenden eigens Newsletter für die Kinder. Das „Kinderhaus Bessungen“ schickt etwa E-Mails mit Aufnahmen zum Zuhören. In der „Post für Dich“ stellt das Personal etwa einen Morgenkreis nach, bietet Bastelangebote, Geschichten oder Kochrezepte an. Die Resonanz auf die Post ist groß: Die Kinder schicken ihre nach Anleitung gebastelten Sachen, Briefe und Fotos an die Kita. Auch Pfarrerin Karin Böhmer beteiligt sich mit einer „Spezialpost für Dich“ mit einem kleinen Gottesdienst für die Kinder.
„Bei all den guten Nachrichten und schönen Ideen, Kontakt zu halten, ist uns bewusst, dass es Kinder in Haushalten gibt, die über keine PCs, Tablets oder Smartphones verfügen“, sagt Michael Müller-Möscheid. Zudem gebe es bei manchen Kindern und Familien auch Sprachbarrieren. „Aber auch hier entwickeln die Fachkräfte Ideen, um alle Kinder zu erreichen“, so Müller-Möscheid. Die „Arche Noah“ in Kranichstein hat zum Beispiel eine Aktion per Brief gestartet, in dem sie die Familien einlädt, bei einem Spaziergang an der Kita vorbei zu kommen und – aus dem gebotenen Abstand – zu erzählen, wie es ihnen momentan geht, was sie zu Hause tun und welche Unterstützung sie gegebenenfalls brauchen.
Während einige pädagogische Fachkräfte in der Notbetreuung in ihren Kitas tätig sind, sind andere im Homeoffice aktiv. Sie widmen sich Aufgaben, für die im Kita-Alltag oft selten Zeit bleibt. Da werden Raumkonzepte neu erstellt, Portfolios und Dokumentationen der kindlichen Entwicklungsverläufe aktualisiert. „Die jetzige Situation kreativ und im Sinne einer Qualitätssteigerung in den Kindertagesstätten zu nutzen - das ist die aktuelle Herausforderung an die Professionalität der pädagogischen Fachkräfte“, sagt Michael Müller-Möscheid. Die Geschäftsstelle gibt zudem wertvolle Tipps für die persönliche Weiterbildung des Personals, etwa zu Fachartikeln, rechtlichen Informationen oder Materialien aus dem Zentrum Bildung der EKHN.