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Cousinen stellen bei Info-Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung in Rehe Marktgärtnerei-Projekt vor

Reher Rübchen hegen und pflegen 1200 Quadratmeter Glück

bonChristin Hahnenstein (rechts) erklärt gemeinsam mit ihrer Cousine Ria Weber die Idee der Reher Rübchen. Die beiden haben am Rande von Rehe einen 1200 Quadratmeter großes Gemüseacker angelegt.

Christin Hahnenstein und ihre Cousine Ria Weber können sich keinen schöneren Ort für ihr Hobby vorstellen. Fast täglich sind sie hier, auf einem Feld in Rehe, mit bestem Fernblick auf die Fuchskaute, die Krombachtalsperre, die Hügel des Hohen Westerwalds. Ein Ort, der nicht nur der Seele guttut.

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Sondern auch den zahllosen Gewächsen, die hier auf 1200 Quadratmetern gedeihen. Die beiden Frauen kümmern sich als „Reher Rübchen“ um einen kleinen Gemüseacker am Rande von Rehe, auf dem rund 50 Sorten wachsen. Für die Evangelische Erwachsenenbildung Westerwald und den Landfrauenverband Rheinland Nassau haben sie das Projekt nun mehr als 30 Interessierten vorgestellt – mit einer Leidenschaft, die aus dem Herzen kommt, wie die Hobbygärtnerinnen sagen.

Zeit, Mühe und viel Liebe

Hobbygärtnerinnen. Eine Bezeichnung, die Christin Hahnenstein und Ria Weber im Grunde nicht gerecht wird. Denn die Kräfte, die Zeit und Mühen, die die beiden in ihr Projekt investieren, sind immens: „2021 hatten wir zunächst die Idee, einen Selbstversorgergarten anzulegen“, erinnert sich Christin Hahnenstein an die Geburtsstunde der Reher Rübchen. „Dann lernten wir die sogenannte Marktgärtnerei kennen und waren von der Idee sofort begeistert.“ Marktgärtnerei ist ressourcenschonender, biointensiver Gemüseanbau auf einer recht kleinen Fläche.

Wiese der Großeltern beackert

Die Fläche ist im Falle der Reher Rübchen die alte Wiese der Großeltern. Auf dem 1000 Quadratmeter großen Acker wachsen inzwischen Gewächsen wie Rote Beete, Mangold, Sellerie, Fenchel, Möhren, Kohl, Kürbisse oder Zucchini. Zudem reift in einem 200 Quadratmeter großen Folientunnel Empfindliches wie Tomaten, Chillies oder Paprika. „Wir haben die Fläche in fünf Quadranten unterteilt, um die Fruchtfolge einzuhalten. Das bedeutet: In jedem Quadranten wachsen Gemüsesorten aus einer Pflanzenfamilie, die im folgenden Jahr in den nächsten wandern“, erklärt Ria Weber. „Dadurch ziehen die Pflanzen nicht immer die gleichen Nährstoffe aus dem Boden und er hat Zeit, sich zu regenerieren.“

Gärtnern im Einklang mit der Natur

Auch das ist Marktgärtnerei: Gärtnern im Einklang mit der Natur – ohne Pestizide oder exzessives Düngen, erklärt Christin Hahnenstein: „Wir verwenden nur Kompost und organischen Dünger, sammeln Schnecken per Hand ein und nutzen zur Schädlingsabwehr Pflanzen wie zum Beispiel die Tagetes: Die lockt schädliche Drahtwürmer erst an und tötet sie dann durch einen Stoff in den Wurzeln ab.“ Auf Kunststoff können die beiden allerdings nicht völlig verzichten: Manche Pflanzen sind als Schutz vor Rabenvögeln, Sonnenbrand oder Hagelschlag mit Netzen oder Folien abgedeckt.

Harter Start, lange Arme

Das alles haben sich die beiden „Hobbygärtnerinnen“ selbst beigebracht, selbst in die Tat umgesetzt – und durchgezogen. Denn der Start im Jahr 2021 ist hart, erzählen sie den Gästen: „Als es losging, haben wir erstmal wochenlang Beete gehackt. Per Hand; immer in der Hoffnung, dass der Boden einigermaßen gut ist und dort nicht allzu viele Steine liegen“, erinnert sich Christin Hahnenstein. „Das war so anstrengend, dass ich morgens manchmal nicht wusste, wie ich aus dem Bett kommen soll. Aber irgendwann ist man halt fit.“ Der Boden ist glücklicherweise gut. Dafür ist der erste Sommer eine echte Herausforderung. Wegen der enormen Hitze schleppen die beiden jeden Abend Hunderte Liter Wasser. „Da wurden die Arme schon mal lang“, sagt Ria Weber und kann heute darüber lächeln. Inzwischen spendet ein Bewässerungssystem frisches Wasser – angetrieben von einer solarbetriebenen Pumpe. „Gerade weil es ein Hobby ist, muss es zeitlich noch verhältnismäßig bleiben. Schließlich arbeiten wir beide in regulären Jobs“, sagt Ria Weber: Sie arbeitet als Qualitätsleiterin in der Automobilzulieferindustrie, Christin Hahnenstein ist Sekretärin im Evangelischen Dekanat Westerwald.

Intensiver Geschmack

Genug zu tun haben die Reher Rübchen trotzdem noch. „Eine Pflanze ist ein Bisschen wie ein Kind. Du musst sie hegen und pflegen und darfst sie nicht tagelang im Stich lassen“, findet Christin Hahnenstein. „Deshalb sind wir mindestens vier Mal pro Woche auf dem Feld; samstags oft acht Stunden am Stück.“ Der Lohn der Arbeit: Gemüse, das nicht immer perfekt gerade ist, aber wunderbar gedeiht und herrlich intensiv schmeckt. Und das inzwischen viele Freunde hat. Von Mai bis Oktober ernten und verkaufen die beiden die gesunden Gewächse über eine Whatsapp-Gruppe. „Wir ernten nur so viel, wie abgenommen wird“, sagt Ria Weber. „In den Wintermonaten ernten wir natürlich auch, aber nur für unseren eigenen Bedarf.“

Großes Glück

Reich werden die beiden mit ihrem Herzensprojekt nicht. Und eine Heidenarbeit ist es immer noch. Warum tun sich die beiden Cousinen das an? „Wir lieben das eben. Das ist unser Ausgleich“, sagt Ria Weber. Und Christin Hahnenstein ergänzt: „Das erste Jahr war hart, aber inzwischen hat sich vieles eingespielt und hat fast etwas Meditatives.“ Dann blickt sie auf die Krombachtalsperre, die in der Abendsonne glitzert: „Zu sehen, wie vor so einer schönen Kulisse Gemüse wächst und gedeiht … das ist ein großes Glück.“ (bon)

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