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Kritik an Auflagen für Griechenland

Scherf: Sonntagsschutz kennt keine Grenzen

EKHNUlrike Scherf im TalarUlrike Scherf im Talar

Offenbar hat es unwidersprochen zum Forderungskatalog der Geldgeber gehört, die Geschäfte in Griechenland nun sieben Tage die Woche zu öffnen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Darüber zeigt sich die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf „schockiert. “ Ist in der Krise plötzlich alles erlaubt, was der Ökonomie dient und Menschen schadet?

Worms / Darmstadt, 2. August 2015. Die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, hat am Sonntag (2. August) die Forderungen der EU zu erweiterten Ladenöffnungszeiten in Griechenland kritisiert. Scherf sagte in einem Gottesdienst in der Wormser Magnuskirche, dass die Fragen zur Behebung der Schuldenkrise rund um Griechenland zwar komplex seien und es keine einfachen Antworten gebe. Es habe sie aber „schockiert“, dass es unwidersprochen zum Forderungskatalog der Geldgeber gehört habe, „die Geschäfte in Griechenland nun sieben Tage die Woche zu öffnen“, um die Wirtschaft zu beleben.

EU höhlt Sonntag weiter aus

„Der Sonntag ist international ein besonderer Tag. Wenn in Deutschland der freie Sonntag Verfassungsrang hat und vom Grundgesetz ausdrücklich geschützt wird, dann sollten deutsche Politiker den Sonntag als Tag der Arbeitsruhe auch den Griechen nicht verwehren“, betonte Scherf. Sie erinnerte zudem daran, dass Europa auf gemeinsamen Werten basiere. Dazu gehöre auch der freie Sonntag. Angesichts eines „ausgehöhlten Sonntagsschutzes durch die EU“ müsse kritisch hinterfragt werden, ob für die Menschen in Griechenland nicht gelte, dass „Leib und Seele aufatmen müssen, um dann mit neuer Frische und Motivation in den Alltag zu gehen?“. Der Schutz des Sonntags dürfe keine Grenzen kennen.

Gemeinsame Auszeiten sind wichtig

Gemeinsame freie Zeiten sind nach Scherf „für den Zusammenhalt der Familie und Gesellschaft von zentraler Bedeutung“. Die Kirche sei hier gefragt, Stellung zu beziehen und sich in die Debatte einzubringen, so Scherf weiter. Dazu gehöre auch, „der Ökonomisierung des Lebens entgegenzutreten und für Freiräume einzutreten, etwa beim arbeitsfreien Sonntag“. Er sei für die Menschen wichtig, weil er „Leib und Seele guttut, nicht nur, weil wir gemeinsam Gottesdienste wie heute feiern können“, erklärte sie.

Stimme für Menschen erheheben

Menschen sollen nach Scherf zudem „ihre Gaben zum Nutzen aller und zum Lobe Gottes einsetzen“. Dies könne bedeuten, „sich Menschen, die am Rand stehen oder aus dem Blick geraten sind, zuzuwenden“. Dazu gehöre beispielsweise auch das Kirchenasyl, das vor einer Abschiebung in menschenunwürdige Verhältnisse schützten könne. Wichtig sei es auch, die Stimme zu erheben, wenn „Flüchtlingsunterkünfte brennen, Flüchtlinge bedroht oder rechtsradikale Parolen verbreitet werden“, sagte Scherf.

Magnuskirche ist Scherfs Predigtkirche 

Ulrike Scherf ist regelmäßig in der Wormser Magnuskirche zu Gast. Erstmals hielt sie an Weihnachten 2013 als stellvertretende Kirchenpräsidentin einen Gottesdienst in der der ältesten lutherischen Kirche Südwestdeutschlands, die seitdem ihre offizielle Predigtkirche ist. Die ehemalige Dekanin des Evangelischen Dekanats Bergstraße war im November 2012 von der Kirchensynode der EKHN zur stellvertretenden Kirchenpräsidentin gewählt worden. Ihr neues Amt mit Dienstsitz in Darmstadt übernahm die 51 Jahre alte evangelische Theologin im Februar 2013.

 

 

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